Fußball | DFB-Klausur in Hamburg DFB stellt die Weichen - Präsident, GmbH, Qatar Airways

Stand: 08.10.2021 09:31 Uhr

Der Deutsche Fußball-Bund geht in Klausur und stellt die Weichen für die kommenden Jahre. Was soll ein neuer Präsident dürfen? Wer soll es werden? Die ausgegliederte GmbH wird bei der Sitzung in Hamburg ebenfalls ein Thema sein, auch eine mögliche Partnerschaft mit Qatar Airways könnte auf der Agenda stehen.

Vorsondieren, sondieren, koalieren - Fußball ist ganz bestimmt auch Politik. Das wird sich von Freitag (08.10.2021) bis Sonntag in Hamburg zeigen, wenn sich die Präsidenten (es sind tatsächlich nur Männer) der Regional- und Landesverbände des Deutschen Fußball-Bundes und Teile des Verbandspräsidiums in eine Klausur begeben.

Der Besuch des Länderspiels zwischen Deutschland und Rumänien am Freitag im Volkspark gehört eher zum Rahmenprogramm. An den drei Sitzungstagen des Wochenendes stehen Punkte auf der Agenda, die schwieriger zu lösen sind als die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2022 in Katar für die Elitefußballer des DFB.

Regelungen statt Lösungen

In Hamburg soll es, so das einhellige Bild nach Gesprächen mit Sitzungsteilnehmern, aber zunächst um Regelungen statt Lösungen gehen, schon gar nicht um Namen, die dann als Kandidat oder Kandidatin für verschiedene Posten präsentiert werden. Gleichwohl will die Runde am Sonntag mitteilen, wie es denn so gelaufen ist in dem Hotel nahe des Hamburger Michels.

Ein gutes halbes Jahr ist es noch bis zum vorgezogenen DFB-Bundestag am 11. März in Frankfurt am Main. Dort soll der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Fritz Keller gewählt werden, dessen Abgang mit all seinen Begleiterscheinungen das in der Öffentlichkeit desaströse Bild des Verbandes mit finsteren Farben ausmalte.

Keine Mehrheit für eine "Doppelspitze"

In Hamburg muss zunächst darüber diskutiert werden, welche Kompetenzen die künftige Spitze des DFB haben soll. Einen mehr oder weniger bloßen Repräsentanten, wie es Keller sein sollte, aber nicht wollte, dürfte es nicht mehr geben.

Immer wieder ist in den vergangenen Wochen von einer möglichen "Doppelspitze" geredet worden. Dafür müsste jedoch die Satzung geändert werden, nach aktuellem Stand dürfte ein solcher Antrag keine Mehrheit finden.

Dagegen spricht auch, dass die Arbeit weniger wird. Am 1. Januar soll eine DFB GmbH & Co. KG offiziell ihren Betrieb aufnehmen. In diese Gesellschaft soll - vereinfacht gesagt - alles ausgelagert werden, mit dem Geld zu verdienen ist, also die Nationalmannschaften, der DFB-Pokal, die 3. Liga und die Bundesliga der Frauen. Die Struktur der GmbH und ihr Zusammenwirken mit dem DFB soll eines der großen Themen in Hamburg sein. Zur Sprache kommen werden sicher auch Namen für die Geschäftsführung.

Mögliche Kandidaten schweigen

Seit dem Beginn der Europameisterschaft im Juni und mit dem Start der Ligen vor Fans sind die Verbandsthemen erwartungsgemäß in den Hintergrund gerückt. Die Protagonisten, allen voran die beiden Interimspräsidenten des DFB, Peter Peters und Rainer Koch, haben sich zusammengerauft, geben zumindest nach außen das Bild eines Duos ab, das den Verband ruhig in Richtung des Bundestages führt.

Peters, das ist seit Monaten aus verschiedenen Quellen hinter vorgehaltener Hand zu hören, möchte Präsident des Verbandes werden. Er selbst hat sich dazu noch nicht geäußert.

Geschlossenes Amateurlager?

Peter Peters gilt als Mann der Deutschen Fußball Liga (DFL), die außer den fünf Regional- und 21 Landesverbänden eines der 27 Mitglieder des DFB ist. Die Verbände repräsentieren etwa sieben Millionen Mitglieder, von denen manche samstags bei den Mini-Kickern spielen, manche sonntags in der Kreisliga D, manche hingegen Etats verwalten, die groß genug sein müssen, um zweistellige Millionengehälter zahlen zu können.

Bernd Neuendorf, der Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein mit ansehnlicher Politikkarriere bei der SPD, wäre ein Kandidat des Amateurlagers. Sollte dieses Lager geschlossen auftreten, habe Peters schlechte Chancen, auf dem Bundestag eine Mehrheit zu finden, heißt es.

Dass Neuendorf für das Amt des Präsidenten infrage kommt (und vor allem vom ebenso mächtigen wie in Teilen des DFB umstrittenen Koch unterstützt wird), ist bislang auch nur hinter vorgehaltener Hand zu hören. Koch, der auf dem Bundestag nicht mehr als 1. Vizepräsident kandidieren will, dürfte die zentrale Figur sein, wenn es darum geht, große Mehrheiten im Amateuerlager zu organisieren. Vor allem im Nordosten und auch im Norden soll es Widerstände gegen den Interimspräsidenten geben.

Selbst wenn Neundorf wollte, wäre es vermutlich zu früh, schon im Oktober die Hand zu heben. Das gilt auch für weitere aktuelle Landespräsidenten, die nach Informationen der Sportschau tatsächlich Ambitionen haben sollen.

Um mögliche Kandidatinnen ist es still geworden

Schon einige Namen sind genannt worden und inzwischen wieder aus der Diskussion verschwunden. Vor allem um die Initiative "Fußball kann mehr" um neun Frauen ist es ruhig geworden. Katja Kraus, Almuth Schult, Bibiana Steinhaus und andere hatten angekündigt, sich eine Kandidatur vorstellen zu können - oder wurden von anderen mit ihr in Verbindung gebracht. Auch hier zeigt sich, wie politisch der Fußball sein kann: Es werden gezielt Gerüchte gestreut und in Medien platziert, um eigene Interessen zu fördern und von eigenen Ambitionen abzulenken.

Die Präsidenten-Frage ist längst nicht das einzige Thema des Wochenendes: Weitere Tagesordnungspunkte dürften das "Projekt Zukunft Fußball" sein, bei dem es noch strittige Punkte mit mächtigen Vereinen aus dem Weg zu räumen gilt. Ein neuer Schatzmeister muss am 11. März auch gewählt werden, denn Stephan Osnabrügge will nicht mehr kandidieren. Auch die Schiedsrichter-GmbH, die auch im Jahr 2022 ihren Betrieb aufnehmen soll, wird ein Thema sein.

Was ist mit der Partnerschaft mit Qatar Airways?

Brisanter könnte es werden, wenn über eine mögliche Partnerschaft mit Qatar Airways beraten würde. Um dieses Thema, zu dem sich der DFB bis heute nicht öffentlich äußerte, ist es still geworden. Intern soll es jedoch Lager geben, die für Verhandlungen eintreten oder solche ablehnen. Der aktuelle Vertrag mit der Lufthansa ist noch bis zum 31. Dezember 2022 gültig.

Schon jetzt aber sind Risse zu erkennen. Die deutsche Nationalmannschaft fliegt am Sonntagnachmittag mit einer anderen Linie zum Spiel in Nordmazedonien. Zur gleichen Zeit werden dann die Präsidenten der Landesverbände nach einer Klausur auf dem Heimweg sein, auf der die Weichen für den DFB gestellt werden, der mit der politisch brisanten WM in Katar und der EM im eigenen Land 2024 große Aufgaben vor sich hat.