Schlüsselspieler bei Real Madrid: Vinicius Junior (l.) und Jude Bellingham

Achtelfinale gegen Leipzig Real Madrid in der Champions League - königliche Zukunft

Stand: 05.03.2024 11:41 Uhr

Luka Modric muss umdenken: Bei Real Madrid hat ein Umbruch stattgefunden, er ist das Werk des Trainers Carlo Ancelotti. Für die Konkurrenz ist das kein gutes Zeichen.

Vor einigen Monaten, als sich die Rolle von Luka Modric bei Real Madrid bereits ein wenig verändert hatte, hat er der Zeitung "Sportske Novosti" ein längeres Interview gegeben. "Es ist sicherlich eine neue Situation für mich, nicht mehr so viel zu spielen wie früher und so viel, wie ich gerne möchte", sagte Modric: "Ich will immer spielen, ich will keine Pausen machen, ich will keinen Urlaub machen."

Modric, 38, spielt seit 2012 für Real Madrid, er hat seitdem 518 Pflichtspiele bestritten und fünf Mal die Champions League gewonnen. Er spielte eigentlich immer. Seine Pässe waren von großer Präzision und sein Spielverständnis beeindruckend. Gemeinsam mit Toni Kroos, 34, war Modric das Hirn einer Mannschaft, die als die vielleicht beste in Europa galt.

So ging das lange Jahre, und viel hat sich auch in dieser Saison nicht verändert: Real gehört weiter zu den besten Mannschaften des Kontinents. Es spricht manches dafür, dass Madrid in dieser Saison Meister in La Liga wird. In der Champions League empfangen sie im Achtelfinal-Rückspiel am Mittwoch (06.03.2024, ab 20.50 Uhr im Live-Ticker und im Audio-Livestream) RB Leipzig. Das Hinspiel haben die "Königlichen" mit Glück 1:0 gewonnen. Doch solche Spiele sieht man selten von Real.

Zuletzt saß Modric oft nur auf der Bank

Über Kroos läuft weiter fast jeder Angriff, auf ihn möchte Trainer Carlo Ancelotti nicht verzichten. Nur für Modric hat sich einiges verändert. Auf ihn hat Ancelotti zuletzt manchmal verzichtet, zumindest in der Startelf.

In der Primera Division war das im Herbst gegen den FC Barcelona der Fall, auch im Februar gegen Atletico Madrid und den FC Girona. Und im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in Leipzig kam Modric gar nicht zum Einsatz. Das war ihm in all den Jahren in Madrid in einem Spiel in der K.o.-Runde der Champions League überhaupt nur einmal passiert.

Es scheint, als müsse sich Modric damit arrangieren, dass seine Rolle in Madrid nun eine andere ist. Zuletzt, nachdem er als Einwechselspieler den Siegtreffer in La Liga gegen den FC Sevilla erzielt hatte, sprach auch Ancelotti über Modric. "Er zeigt, dass es sehr schwierig ist, ihn auf der Bank zu lassen", sagte Ancelotti: "Das zeigt er aber nicht nur mit dem heutigen Tor, sondern auch, wie er jeden Tag trainiert, was für ein Vorbild er für die ganze Mannschaft ist. Es ist am schwierigsten, solche Spieler auf der Bank zu lassen."

Real-Madrid-Trainer Carlo Ancelotti

Dann kam das Spiel gegen den FC Valencia am Wochenende - und für Modric hatte Ancelotti einen Platz auf der Bank vorgesehen.

Ramos, Casemiro, Benzema - alle nicht mehr in Madrid

Dass Modric, der eigentlich immer in der Startelf stand, nun oft nur auf der Bank sitzt, hat sicher auch mit seinem Alter zu tun. Auch an einem wie ihm gehen die Jahre nicht spurlos vorbei. Es hat aber auch mit einem personellen Umbruch zu tun, den Trainer Ancelotti eingeleitet hat. Er tat das mit Fingerspitzengefühl und Weitsicht, aber ohne Drama.

Ancelotti ist seit Sommer 2021 wieder Trainer in Madrid, seitdem hat der Klub Spieler wie Sergio Ramos, Raphaël Varane, Marcelo, Casemiro, Eden Hazard oder Karim Benzema abgegeben. Sie alle waren Gesichter einer Mannschaft, die in der Champions League Maßstäbe setzte. Als Ersatz holte Real neben erfahrenen Spielern wie David Alaba oder Antonio Rüdiger auch die Hochveranlagten Eduardo Camavinga, Aurélien Tchouaméni oder zuletzt Jude Bellingham.

Für Bellingham erfand Ancelotti eine neue Position

Camavinga, 24, Tchouaméni, 21, und Bellingham, 20, sind noch immer junge Fußballer, aber den Fußball in Madrid prägen sie schon jetzt. Camavinga spielt manchmal Linksverteidiger, doch im Mittelfeld ist er mit seiner Dynamik kaum zu ersetzen. Tchouaméni ist auf der "Sechs" der defensiv denkende Spieler, den Thomas Tuchel in München so vermisst hat.

Auch Bellingham kannte man aus Dortmund als einen Fußballer, der als "Sechser" und als "Achter" spielen kann. Ancelotti erfand für ihn eine neue Rolle. In der taktischen Formation wird Bellingham meist auf der "Zehn" eingeordnet, von dort weicht er auf die Seite aus, wenn das Zentrum dicht ist. Und er pendelt in den Angriff, wenn er dort Räume erahnt. Er hat darin schon einiges Geschick bewiesen: In 30 Pflichtspielen in dieser Saison hat Bellingham 20 Tore erzielt.

Taktisch ergibt sich so meist ein 4-3-1-2, in dem vorne die beiden brasilianischen Nationalspieler Vinicius Junior, 23, und Rodrygo, 23, wirbeln. Sie sind schnell und gut am Ball, sie können Übersteiger, aber auch Abstaubertore. Es sind Fußballer, von denen man noch einiges erwarten darf. Die Zukunft von Real Madrid, sie könnte eine königliche werden.