Liverpool-Trainer Jürgen Klopp schägt beim Champions-League-Spiel gegen Neapel die Hände über dem Kopf zusammen
analyse

Liverpools Saisonstart Klopp und Liverpool im verflixten siebten Jahr

Stand: 08.09.2022 17:18 Uhr

Der FC Liverpool durchlebt einen waschechten Fehlstart in die Saison. Sowohl in der heimischen Premier League als auch beim Auftakt in der Champions League läuft für die "Reds" nichts zusammen.

Von Raffael Reisdorf

In der Liga konnte das Team von Jürgen Klopp in den ersten sechs Spieltagen nur zwei Siege einfahren. Dabei ist es nicht mal die Bilanz, die aufhorchen lässt. Die Fans machen sich vielmehr um die Körpersprache und den Siegeswillen der Spieler Sorgen. Trainer Jürgen Klopp erlebt ein Déjà-vu und steht vor alten Problemen, die schon einmal in seinem Aus resultierten.

Nach den erfolgreichen Jahren wirken die "Reds" satt und unmotiviert. Auch 2015 begann die Saison für den deutschen Coach, damals noch in Diensten von Borussia Dortmund, mit einem absoluten Fehlstart. Es war das siebte Jahr BVB, das schließlich die Trennung einleiten sollte.

Temperamentlose "Reds" in Neapel

Spätestens nach dem Auftakt in die Champions League am Mittwoch (07.09.2022) ist klar: Die "Reds" treten vollkommen untypisch auf. Beim desaströsen 1:4 in Neapel zeigte die Elf von Klopp eine lustlose Leistung. Lethargische Defensiv-Sequenzen führten zu den Gegentoren, das gewohnt aggressive Gegenpressing ließ das Team vollkommen vermissen.

Am Ende war Liverpool mit vier Gegentreffern noch gut bedient. Haben die Schützlinge des Erfolgscoaches also ein Einstellungsproblem? "Es sieht so aus, als müssten wir uns neu erfinden", räumte Klopp auf der Pressekonferenz nach dem Debakel in Neapel ein.

Defensive nicht würdig für die Champions-League

Tatsächlich agierte der LFC im Stadio Diego Armando Maradona nicht wie gewohnt als eingeschworener Haufen - sehr zum Missfallen der eigenen Anhänger. Auf Twitter kursieren eine Reihe von Videos, in denen über die Spielweise des Vorjahresfinalisten hergezogen wird.

Im Fokus der Häme steht dabei nicht selten Rechtsverteidiger Trent Alexander-Arnold. Ausgerechnet das hochgelobte Eigengewächs, das in den vergangenen Jahren wie kein Zweiter für den unstillbaren Siegeswillen der Mannschaft stand, lässt in diesen Tagen vieles vermissen.

Liverpools Roberto Firmino (v.l.), Mohamed Salah, Trent Alexander-Arnold und Harvey Elliott sind von der Leistung gegen Neapel enttäuscht.

Liverpools Roberto Firmino (v.l.), Mohamed Salah, Trent Alexander-Arnold und Harvey Elliott sind von der Leistung gegen Neapel enttäuscht.

So gewährte der englische Nationalspieler beim 2:0 Gegenspieler Zambo Anguissa völlig freie Bahn in den Strafraum - der Stürmer schob unbedrängt an Keeper Alisson Becker vorbei. Beim 3:0 ließ sich der 23-Jährige viel zu leicht von Khvicha Kvaratskhelia überspielen und machte anschließend keine Anstalten, seinem Gegenspieler noch folgen zu wollen.

Szenen, welche die Fans auf den sozialen Medien zur Weißglut brachte. Ein Spiegelbild des Saisonauftakts, in der die Defensive häufiger ungewohnt wacklig agierte. Neun Gegentore nach sechs Spieltagen sind für die sonst so stabile Verteidigung untypisch.

Auch Abwehrchef Virgil van Dijik gestand das Formtief der Defensive ein: "Wir sind nicht in der besten Verfassung, aber wir kriegen das wieder hin."

Klopp nimmt den Druck auf sich

Wiederholt sich an der Anfield Road nun also ein ähnliches Schicksal wie 2015 in Dortmund? Nach der Pleite in der Königsklasse gab sich Klopp sichtlich bedient: "Wir spielen nicht gut genug, das ist klar, das ist offensichtlich und jeder sieht es", so der 55-Jährige. Er brauche Zeit, um darüber nachzudenken.

"Es ist meine Aufgabe, es herauszufinden. Wir müssen uns einmal zurücksetzen und wieder starten", sagte Klopp. Viel Zeit bleibt dem Team dafür jedoch nicht: "Der lustige Teil ist, dass wir das mitten in einer Premier-League-Saison und einer Champions-League-Saison tun müssen", ergänzte Klopp.

Liverpool-Stürmer Mohamed Salah ist nach dem Spiel gegen Neapel enttäuscht

Liverpool-Stürmer Mohamed Salah ist nach dem Spiel gegen Neapel enttäuscht.

Nach der gestrigen Pleite wurde der 55-Jährige gefragt, ob er nach dem schlechten Saisonstart Angst um seinen Job habe. Ein verflixtes siebtes Jahr erwartet der Trainer aber offenbar noch nicht: "Nicht wirklich, aber wer weiß."