
Remis der Superlative Barca und Inter bringen die Fußballwelt zum Staunen
Dieses Spiel wird vielen Fans lange in Erinnerung bleiben. Im Hinspiel des Halbfinals in der Champions League boten der FC Barcelona und Inter Mailand alles, was das Fußballherz begehrt - nur keinen Sieger. 3:3 (2:2) endete eine Partie, die nie hätte enden sollen.
"Es war ein verrücktes Spiel, ein fantastisches Spiel zum Anschauen, aber es war hart, es zu spielen", erklärte Mailands Mittelfeldspieler Henrikh Mkhitaryan bei "TNT Sports" dieses Spektakel. Sein Torhüter Yann Sommer analysierte bei "DAZN": "Wir wussten, dass wir gut verteidigen müssen. Aber wir wussten auch, dass wir Chancen bekommen, wenn wird es clever machen, und das haben wir extrem gut ausgenutzt. Zum Schluss ist es ein guter Punkt, wir haben es im Großen und Ganzen gut gemacht und werden auch im Rückspiel unsere Chancen bekommen."
Barca-Coach Hansi Flick war vor allem von seiner Mannschaft angetan. "Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, die Fans dürften sehr zufrieden sein, dass wir zurückgekommen sind und auch die Art und Weise wird hoch angerechnet. Das war schon beeindruckend", sagte der ehemalige Bundestrainer, dessen Team zwischenzeitlich 0:2 und 2:3 zurückgelegen hatte, bei "DAZN". "Das Spiel muss uns Mut machen, so wollen wir auch in Mailand auftreten und das Spiel dominieren, um das bessere Ende für uns zu haben."
Thuram trifft per Hacke, Dumfries per Seitfallzieher
Besonders die erste Halbzeit war ein Fest der Fußballkunst - und das nahezu ab der ersten Sekunde. Denn schon nach einer halben Minute hatte diese atemberaubende Partie ihr erstes Traumtor. Inter konterte schnell, Denzel Dumfries flankte auf Marcus Thuram und der schloss direkt mit der Hacke zum 1:0 für die Gäste ab (1.). Im Viertelfinal-Hinspiel gegen den FC Bayern München hatte der Stürmer ein Tor mit der Ferse vorbereitet, jetzt traf er auf diese spektakuläre Art und Weise.

Dumfries Hereingabe kommt ein bisschen in Marcus Thruams Rücken - kein Problem: Der Franzose verwertet einfach per Hacke
Und Inter legte mit einer weiteren der Kategorie Traumtore weiter: einem Seitfallzieher. Nach einem Eckball drückte Francesco Acerbi den Ball per Kopf auf Dumfries, der ihn mit einem Scherenschlag in der Luft versenkte - 2:0 für die Mailänder, die nicht sehenswert trafen, sondern auch unglaublich effizient waren. Doch Barca hat dann gezeigt, dass es Barca ist.
Erst macht es Yamal alleine und dann ganz Barca traumhaft
Angeführt von einem wirbelnden, dribbelnden und die Gegenspieler zur Weißglut bringenden Lamine Yamal hatten die Katalanen schon zuvor Chance um Chance erarbeitet, dann sorgte der genannte Hauptdarsteller für das dritte Traumtor des Abends und den Anschluss. Yamal benutzte erst einige Inter-Verteidiger als Fahnenstangen, dann schlenzte er den Ball durch die dichte Defensive an den langen Innenpfosten (24.).

Lamine Yamal ist erst 17 Jahre alt und glänzt wieder auf größter Bühne
Diese erste Halbzeit hatte aber noch einen vierten Moment des Staunens - und nach Hackentrick, Seitfallzieher und Superschuss nach tollem Dribbling war grandioser Teamfußball an der Reihe. Pedri lupfte den Ball in den Mailänder Strafraum genau in den Lauf von Raphinha, der mit dem Kopf genau in den Lauf von Ferran Torres legte und der Vertreter des verletzten Robert Lewandowski vollendete diesen fantastischen Angriff gegen die Laufrichtung von Inters Torwart Yann Sommer mit dem 2:2 (38.).
Inter-Rechtsaußen Dumfries mit drei Torbeteiligungen
Barca-Trainer Hansi Flick hat die Chance, als erst zweiter Trainer nach Pep Guardiola mit zwei Klubs das Triple zu gewinnen - und seine Mannschaft trat trotz des 0:2-Rückstands mit genau dieser Attitüde eines Champions auf. Barca dominierte die Partie und überforderte häufig sogar eine so starke Defensive wie die der "Nerrazurri".
Aber die Italiener blieben selbst auch gefährlich, in der 50. Minute hatte Federico Dimarco nach einem Konter die große Möglichkeit zur erneuten Mailänder Führung, seine Direktabnahme ging aber knapp über das Tor des bereits geschlagenen Keepers Wojciech Szczesny. Es war überhaupt die Phase, in der Inter die Ballstafetten der Katalanen auf einen für sie unbedenklichen Teil des Spielfeldes zu beschränken wusste, der tiefe Block der Mannschaft von Trainer Simone Inzaghi stand stabil.
Und dann schlug Inter schon wieder nach einem ruhenden Ball zu - und Dumfries gelang sein zweiter Treffer, diesmal war sein Kopfball kein Traumtor, aber dafür ein unglaublich wichtiges (64.). Der Niederländer entpuppte sich zum Mann des Spiels. Yamal sorgte für die Oh-und-Ah-Momente, Dumfries, der von der Uefa auch zum Man of the Match gewählt wurde, aber für die erfolgreichen mit zwei Toren und einer Vorlagen.

Denzel Dumfries gelingt der erste Doppelpack eines Inter-Spielers in einem K.O.-Spiel in der Champions League seit Diego Militos beiden Toren im Finale gegen Bayern München 2010.
Nach viel Spektakel hat Mailand zweimal Pech
Die Partie hatte nun also vier spektakuläre Treffer und einen normalen, es fehlte noch ein kurioser - und der folgte nur eine Minute später. Nach einem flach ausgeführten Eckball zog Raphinha aus 23 Metern direkt ab, Sommer konnte das Geschoss noch mit den Fingerspitzen an die Latte lenken, doch von dort sprang der Ball an den Rücken des Inter-Keepers und schließlich ins Tor - 3:3 (65.).
Das Spiel brauchte aber noch seinen dramatischen Schiedsrichter-Moment - und es bekam ihn auch. Dumfries bediente Henrikh Mkhitaryan perfekt zum vierten Tor für Mailand (75.), das Gespann entschied aber auf Abseits. Das bestätigte sich, aber es war eine Entscheidung der knappestmöglichen Sorte, das Bild der halbautomatischen Abseitserkennung zeigte, dass ein kleiner Teil seines Vorderfußes des Armeniers im Abseits war.
Yamal beinahe mit dem spektakulären Schlusspunkt
Und dann hätte dieses Spiel auch noch beinahe seinen krönenden Abschluss bekommen - durch den König des Spiels. Yamal schlenzte, vielleicht gewollt, vielleicht ungewollt, den Ball nochmal Richtung langes Eck und er flog im hohen Bogen an die Latte (87.). Es war in diesem Spiel bereits der zweite Aluminiumtreffer des 17-Jährigen, der in seinem jungen Alter bereits das 100. Pflichtspiel für Barca erzielte und sich zu diesem Anlass so vieles Besonderes einfallen ließ.
Es war dann vielleicht eine Frage der Gerechtigkeit, dass dieser Kunstschuss nicht den Weg ins Tor fand. Denn es war ein glorreicher Fußballabend, für den beide Mannschaften auf ihre jeweilige Weise gleichwertig verantwortlich waren. Kein Team hat gewonnen, aber die Fans, die sich dieses Spektakel angesehen haben - und die sich jetzt schon auf das Rückspiel nächste Woche Dienstag freuen. Die italienische Sportzeitung "Gazetta dello Sport" schrieb zum Spiel: "Wenn Sie eine Verabredung am 6. Mai haben, sagen Sie ab."