Benfica-Trainer Roger Schmidt in Aktion

Champions League Der "große Schmidt" und der Höhenflug mit Benfica

Stand: 03.11.2022 13:59 Uhr

Benfica Lissabon hat in der Champions League Paris Saint-Germain hinter sich gelassen. Das ist auch das Werk des deutschen Trainers Roger Schmidt.

Als die Champions-League-Partie am Mittwoch (02.11.2022) im Sammy-Ofer-Stadion zu Haifa abgepfiffen war und Benfica dieses letzte Gruppenspiel deutlich mit 6:1 gewonnen hatte, war der Jubel beim Sieger eher verhalten. Höflich klatschten sich die Spieler ab, große Emotionen gab es zunächst keine.

Das sollte sich wenige Minuten später schlagartig ändern. Als das Ergebnis vom Parallelspiel in Turin nach Haifa übermittelt wurde und feststand, dass Lissabon die Gruppe H als Tabellenerster abschließen würde, kannte der Jubel der Spieler in orange-schwarz keine Grenzen. Spielertrauben, Tänze und Wasserfontänen - Benfica war selig.

Das letzte Tor in der Schlussminute durch João Mário bescherte den "Eagles", wie sie in Portugal heißen, den wichtigen Gruppensieg, der im Achtelfinale die Chancen auf einen leichteren Gegner erhöht.

Auswärtstorregel entscheidet für Benfica

Trainer Roger Schmidt dagegen blieb cool - so wie es die Art des gebürtigen Sauerländers ist. "Dieser Erfolg ist sehr wichtig für die Reputation des Klubs", sagte Schmidt nach dem Abpfiff. Später ging die Meldung über den Ticker, dass der Coach noch auf dem Feld seinen Spielern die Auswärtstorregel erklären musste. Die war letztlich entscheidend für den Lissaboner Gruppensieg und verwies das favorisierte, aber nun ziemlich verdutzte PSG im Fernduell auf Platz zwei.

Der Anteil von Roger Schmidt am Benfica-Erfolg ist natürlich ungleich größer als diese kleine Regelkunde in der Schlussphase des Haifa-Spiels. Kein Gruppenspiel verloren, kein Ligaspiel verloren - Schmidt hat aus Benfica ein derzeit unbesiegbares Team geformt, seit er im Sommer in der alten Seefahrer-Metropole anheuerte.

Unter Roger Schmidt das Verlieren verlernt

22 Pflichtspiele mit Benfica ohne Niederlage sind es inzwischen, um genau zu sein. Saison- und vereinsübergreifend hat Schmidt sogar 29 Spiele nicht verloren. In der portugiesischen Liga thront Benfica mit 31 Punkten aus elf Spielen auf Platz eins. Höhepunkt war der 1:0-Auswärtssieg gegen den ewigen Rivalen FC Porto vor zwei Wochen. "Der große Schmidt" haben sie ihn in der Hauptstadt für diese Erfolge schon getauft.

Härtester Konkurrent in den kommenden Jahren dürfte auf nationaler Ebene aber nicht der FC Porto, sondern Sporting Braga werden - jener Klub, bei dem der katarische Geschäftsmann Nasser Al-Khelaifi kürzlich mit einer Minderheitsbeteiligung von 21,67 Prozent einstieg. Pikant: Al-Khelaifi ist auch Präsident von Paris Saint-Germain. Ende Dezember kommt es zum Aufeinandertreffen von Sporting Braga und Benfica im Punktspiel der Liga. Al-Khelaifi wäre sicher nicht amused, hätte er nochmals das Nachsehen gegenüber Benfica.

Jubel bei den Spielern von Benfica Lissabon

Jubel bei den Spielern von Benfica Lissabon

Sprossen höher auf der Karriereleiter

Mit dem Wechsel von der PSV Eindhoven nach Portugal im vergangenen Sommer übersprang Roger Schmidt gleich mehrere Sprossen seiner persönlichen Karriereleiter. Natürlich hätten sie den Deutschen damals gerne bei der PSV gehalten, Schmidt war auch dort (mit Mario Götze als Spieler) recht erfolgreich, am niederländischen Primus Ajax sah er jedoch kein Vorbeikommen.

Parallel streckten damals auch einige Bundesligisten ihre Fühler nach dem 55-Jährigen aus, der zuvor in Deutschland Preußen Münster (Regionalliga), den SC Paderborn (2. Liga) und Bundesligist Bayer Leverkusen gecoacht hatte. So war Schmidt bei RB Leipzig, Eintracht Frankfurt und Hertha BSC im Gespräch.

Roger Schmidt, Trainer von Benfica Lissabon

Der Umworbene entschied sich für Benfica Lissabon und damit den nach Mitgliedern zweitgrößten Verein der Welt und den größten in Portugal. 47 Prozent der Portugiesen fiebern mit Benfica. Kein anderer Verein in Europa kommt auf einen derart hohen Fan-Sympathie-Wert.

Benficas Sehnsucht nach Titeln

Nun ist noch eine gehörige Strecke zu gehen für Schmidts Team auf dem eingeschlagenen Erfolgsweg. Neben der Champions League hat auch der nationale Titel höchste Prioriät. Benfica wartet nach der Meisterschaft 2019 und dem Pokalsieg 2017 wieder auf einen Meisterschaftstriumph.

Und natürlich soll es auch in der Königsklasse weit gehen. So wie im vergangenen Frühjahr. Damals scheiterten die Portugiesen unter ihrem Interimstrainer Nélson Veríssimo erst im Viertelfinale am FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp. Roger Schmidt wird nun alles dransetzen, um dieses gute Ergebnis noch einmal zu überbieten.