Die Trainer Torsten Lieberknecht (SV Darmstadt) und Frank Schmidt (1. FC Heidenheim)

Bundesliga-Start Darmstadt 98 und 1. FC Heidenheim - zum Abstieg verurteilt?

Stand: 16.08.2023 10:38 Uhr

Mit Darmstadt 98 und dem FC Heidenheim sind zwei Teams in die Bundesliga aufgestiegen, die es aufgrund ihrer Finanzen schwer haben werden, zu bestehen. Schaffen wollen sie es dennoch - vor allem mithilfe ihrer charismatischen Trainer.

Die Saison beginnt mit einem eindringlichen Appell. "Wir wissen alle, dass es eine harte Saison wird. Wir werden noch mehr Niederlagen einstecken, bei denen wir zusammenstehen müssen. Wenn wir uns jetzt gegenseitig beschimpfen, können wir gleich nach Hause gehen", sagte Rüdiger Fritsch nach dem desaströsen 0:3 bei Viertligist FC Homburg 08 in der ersten Runde des DFB-Pokals.

Der Präsident von Darmstadt 98 hätte wohl nicht geglaubt, dass er solch klare Worte bereits nach dem ersten Pflichtspiel nach dem Bundesliga-Aufstieg finden muss. Ein Start zum Vergessen. Die Euphorie, die eigentlich jeder Mannschaft nach einem Klassenwechsel innewohnt: verpufft. Nach nur 90 Minuten.

Champions League in Südhessen

Das war wohl der denkbar schlechteste Start in die neue Spielzeit für die Hessen, die ohnehin bereits als eines der Teams gelten, die kaum Chancen haben werden, den Klassenerhalt zu schaffen. Ganze 24 Millionen Euro können die "Lilien" in ihre Lizenzspielerabteilung investieren. Das ist zwar mehr als eine Verdoppelung zur Vorsaison (10 Millionen Euro), allerdings zum Vergleich: Allein das Gehalt von Neuzugang Harry Kane beim künftigen Ligakonkurrenten FC Bayern soll jährlich 25 Millionen betragen.

Der Gesamtetat für den südhessischen Klub dürfte sich von 30 auf rund 55 Millionen Euro erhöhen.

Welche Bedeutung die Teilnahme der "Lilien" an der Bundesliga hat, machte der Präsident unmittelbar nach dem Aufstieg deutlich. "Für uns ist das wie für andere die Champions League. Von außen kann das keiner richtig schätzen, wie viel Kraft, Energie und auch Tränen reingesteckt werden, um so etwas zu erreichen", so Fritsch: "Wir haben es die letzten Jahre als 'Lilien'-Familie nicht so schlecht gemacht.“

Trainer Lieberknecht als Faustpfand

Zwar konnten sie bei den "Lilien" das Gros des Teams halten. Allerdings hat Top-Torjäger Phillip Tietz (26) die Lilien kurz vor Saisonstart in Richtung Augsburg verlassen. Verstärkungen sind aber nur in sehr kleinem Rahmen möglich. Nur sehr schwer vorstellbar, dass diese geringen Investitionsmöglichkeiten für einen Ligaverbleib ausreichen können.

Größtes Faustpfand der Darmstädter ist Trainer Torsten Lieberknecht, der kürzlich erst seinen Vertrag vorzeitig bis zum Jahr 2027 verlängert hat, und der es auf seinen Stationen - etwa bei Eintracht Braunschweig - stets geschafft hat, einen besonderen Teamgeist bei seinen Spielern herzustellen, um damit besondere sportliche Erfolge zu entwickeln. Und der sich auch von solch einem herben Rückschlag wie in Homburg nicht nachhaltig verunsichern lässt.

Heidenheims Inventar: Trainer Frank Schmidt

Ein ähnliche Herangehensweise haben sie auch beim 1. FC Heidenheim. Auch dort auf der Schwäbischen Alb setzen die Verantwortlichen auf einen charismatischen Coach, den sie mittlerweile fast schon als ihr Inventar ansehen. Frank Schmidt ist seit September 2007 FCH-Trainer und führte den Klub von der Oberliga bis in die Bundesliga. In ein paar Wochen kann er den Rekord von Volker Finke brechen, der 16 Jahre in Folge den SC Freiburg trainierte. "Natürlich ist es schon eine verdammt lange Zeit. Ich mache das nun fast ein Drittel meines Lebens", sagte Schmidt kürzlich.

Die Heidenheimer können auf ihre Heimstärke bauen, waren in der Vorsaison das beste Zweitligateam in dieser Kategorie. Mit Ruhe, Sachlichkeit und klaren Konzepten agieren sie auf der Ostalb seit Jahren. Der Gesamtetat wird von 40 Millionen auf 55 Millionen Euro erhöht und liegt damit auf vergleichbarem Niveau wie der bei Darmstadt 98. Ob diese Summen ausreichen, den Ligaverbleib zu schaffen, bleibt allerdings zweifelhaft.

Kleindienst muss treffen

Mit seinen Toren dem Team helfen soll vor allem Tim Kleindienst. Der Stürmer, der in der vergangenen Saison mit 25 Treffern Torschützenkönig der 2. Liga wurde, blieb trotz einiger lukrativer Angebote in Heidenheim und versucht seinen zweiten Anlauf in der Bundesliga. Einst beim SC Freiburg hatte er erste Schritte versucht, sich aber nie richtig durchgesetzt (26 Spiele, 2 Tore).

"Jetzt habe ich die Position im Team, die ich mir früher gewünscht hätte. Die Chance, viele Spiele und auch Tore zu machen, ist einfach höher. Und jetzt kann ich zeigen, dass ich auch im Oberhaus ein guter Spieler sein kann", sagte Kleindienst jüngst dem Fachmagazin "Kicker".

Zittern bis zum Ende

Kleindiensts neuer Sturmpartner Marvin Pieringer (23, Schalke 04) ist bislang mit rund 1,8 Millionen Euro Ablöse die teuerste Verpflichtung des FCH, der immerhin den Stamm des Kaders zusammenhalten konnte.

Und anders als in Darmstadt dürfte die Aufstiegseuphorie nach dem 8:0 im DFB-Pokal beim Oberligisten Rostocker FC alles andere als einen Dämpfer erhalten haben. Ernsthaft gezittert und gekämpft werden um den Klassenerhalt dürfte aber auch beim FCH bis zum letzten, dem 34. Spieltag.