DFB-Bericht über Vorfälle 961 Spielabbrüche - Gewalt im Fußball weiterhin ein Problem
Der DFB vermeldet für die Saison 2022/23: Die Zahl der Gewaltvorfälle und Spielabbrüche im Amateurfußball bleibt auf hohem Niveau.
Als besonders schockierend hob DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann den gewaltsamen Tod eines 15-Jährigen bei einem internationalen Jugendturnier in Frankfurt Ende Mai hervor.
"Das muss endgültig ein Warnsignal für alle im Fußball sein, gleichgültig welche Rolle man im Sport einnimmt - ob Trainer, Betreuer, Spieler, Zuschauer oder Funktionär", sagte der 62-Jährige am Montag bei der Vorstellung des Lageberichts. Aufgrund des Vorfalls werde es "für alle Zeiten ein schlechtes Jahr bleiben".
961 Spielabbrüche
Insgesamt stieg die Zahl der Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle in der Spielzeit 2022/23 im Vergleich zur Vorsaison von 5.847 auf 6.224, die Zahl der Spielabbrüche von 945 auf 961. Im Männerbereich (537) wurden zudem deutlich mehr Partien abgebrochen als bei den Frauen (5). Allein in den Altersstufen von der D- bis zur F-Jugend kam es zu 126 Spielabbrüchen.
Seit 2014 lässt der DFB auf Basis der Online-Spielberichte der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter ein Lagebild zu den Spielklassen unterhalb der 3. Liga erstellen. Insgesamt wurden 1.234.154 Partien (1.179.210 in der Saison 21/22) erfasst. Als Gewalthandlung werden körperliche Angriffe, aber auch Bedrohungen gewertet. Die Unparteiischen gehören laut DFB "besonders häufig" zu den Betroffenen.
DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann ist mit der Entwicklung im Amateurfußball nicht zufrieden.
"Keine gute Entwicklung"
Grundsätzlich sei die Entwicklung "keine gute", sagte Kriminologin Thaya Vester von der Universität Tübingen. Die Zahl der Gewaltvorfälle und Abbrüche aus der Vorsaison sei "kein einmaliger Ausreißer nach oben gewesen" im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren. Zudem könne es eine Dunkelziffer durch nicht gemeldete Fälle geben.
Das Lagebild habe sich "zu einem wichtigen Indikator für die Stimmung auf den Plätzen entwickelt", sagte Zimmermann, der forderte, dass die Zahlen "im Laufe der nächsten Zeit" gesenkt werden müssten.