Der deutscher Ruder-Achter

Ruder-EM in München Zeidler stark auf der Regattabahn - Deutschlandachter auf Kurs

Stand: 11.08.2022 16:47 Uhr

Schwerer Tag für die deutschen Ruderer. Nur Einzelstarter Oliver Zeidler und anschließend der Deutschlandachter konnten beim Auftakt der European Championships so richtig zufrieden sein.

Oliver Zeidler ruderte auf seiner Heimstrecke souverän ins Halbfinale, dabei hatte er den Start noch verschlafen. Während die Konkurrenten bereits Strecke machten, verharrte Zeidler an der Startlinie. "Am Start habe ich fünf, sechs, sieben Sekunden liegen lassen. Ich habe an dieser Stelle locker schon tausend Starts gemacht. Heute war definitiv einer der schlechtesten", sagte Zeidler. Umso stärker war dann die Aufholjagd.

Der Weltmeister von 2019 ließ auf der zweiten Hälfte der 2.000-Meter-Distanz nichts anbrennen und überholte die zunächst in Front liegende Konkurrenz beinahe nach Belieben. Sein Kampf um den Gewinn des Europameistertitels wird am Sonntag bei den nächsten Läufen weitergehen.

Nach 500 Metern lag der im nahen Dachau geborene EM-Mitfavorit lediglich auf Rang drei, ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen und übernahm kurz nach der Streckenhälfte die Führung. Sorgen, dass ihn die Aufholjagd zu viel Kraft für weitere EM-Aufgaben und die avisierte Medaillenjagd gekostet haben könnte, hat Zeidler nicht: "Ich musste nicht so viel Energie aufwenden, mich deswegen nicht auskotzen. Ich glaube, das wird schon."

Deutschlandachter Zweiter hinter den Briten

Überzeugen konnte anschließend auch der Deutschlandachter. Das neu zusammengestellte Boot lief in seinem Vorlauf als Zweiter hinter den dominierenden Briten ein. Damit darf das Boot um Steuermann Jonas Wiesen im Finale in der Mitte starten und die anvisierte Medaille in Angriff nehmen. "Wir sind überrascht, dass es so gut funktioniert", sagte der kurzfristig zum Schlagmann ernannte Torben Johannesen mit Bezug auf krankheitsbedingte Umbesetzungen.

Allerdings waren alle Boote bereits vor dem Rennen für das Finale am Samstag qualifiziert, weil nur fünf Nationen für den Achter gemeldet haben. Gut möglich, dass im deshalb bedeutungslosen Vorlauf taktiert wurde. "Für uns war es wichtig, Selbstvertrauen zu bekommen und in den Rhythmus zu finden", sagte Uwe Bender. Ganz trauen mochte der Achter-Trainer dem Ergebnis aber nicht: "Platz zwei ist erfreulich. Aber wie viel die einzelnen Teams investiert haben, wird man erst nach dem Finale wissen."

Föster muss über den Hoffnungslauf

Etwas überraschend weit hinterher ruderte in ihrem Vorlauf U23-Weltmeisterin Alexandra Föster, die weit abgeschlagen im Ziel landete. Sie musste auf den Hoffnungsauf am Nachmittag setzen, um noch den Sprung ins anvisierte Halbfinale zu sichern.

Chancenlos in ihren Vorläufen waren auch sowohl die Frauen-Vierer ohne Steuerfrau sowie die Männer-Crew ohne Steuermann, die jeweils abgeschlagen im Hinterfeld landeten. Beide mussten ihre Hoffnungen abenfalls auf die Hoffnungsläufe vertagen.

Zweier der Frauen erreicht Halbfinale

Auch für Judith Guhse und Sophie Leupold im Zweier lief es zunächst nicht, im Hoffnungslauf am Nachmittag dann aber umso besser. In 7:48 Minuten kamen Guhse und Leopold ins Ziel, das reicht, um sich einen der verbliebenen Startplätze für das Halbfinale zu sichern.

Gegenwind sorgt für schwierige Bedingungen

Die Regattabahn in Oberschleißheim hatte die Athleten mit schwierigen Bedingungen empfangen. Böiger Gegenwind, der glücklicherweise von vorn kam und so für alle gleiche Bedingungen produzierte, sowie "schwabbeliges" Wasser verlangten den Startern und Starterinnen alles ab.

Am früheren Vormittag waren bei den deutschen Ruderfans eher betretene Gesichter zu sehen, denn es gab aus heimischer Sicht kaum Nenneswertes zu sehen und berichten. Bei den Frauen hatten die Zweier kaum Chancen auf den Endlauf, noch trüber sah es bei den Männern aus. Sowohl beim Zweier und beim Doppelzweier war dort kein deutsches Boot vertreten. Es war noch einmal ein deutliches Indiz für die aktuellen Nachwuchssorgen im deutschen Rudersport.

Judith Guhse und Sophie Leupold im Zweier in Aktion bei den Europameisterschaften in München.

Chancenlos im Vorlauf: Judith Guhse und Sophie Leupold im Zweier

Coronavirus dünnt deutsches Starterfeld aus

Hinzu kam die Coronaproblematik, die das deutsche Team ausgerechnet vor der Heim-EM mit voller Breitseite getroffen hatte. Mit dem Doppelvierer und dem leichten Doppelzweier der Männer mussten zwei Boote aufgrund von Coronafällen auf ihren Start verzichten. Weil das deutsche Team gebündelt in einer gemeinsamen Unterkunft untergebracht war, fielen weitere Sportler aus. So musste beispielsweise auch Einzelstarter Finn Wolter auf einen Start im leichten Einer verzichten.

"Das ist wirklich sehr schade und ärgerlich. Bis jetzt wurden wir verschont, was Corona-Erkrankungen bei großen Regatten angeht. Dass es jetzt die Heim-EM in München betrifft, ist umso bitterer", so Sportdirektor Mario Woldt.