Brittney Griner in einem Flugzeug in Abu Dhabi vor dem Abflug in Richtung USA

Nach Haft in Russland US-Basketballerin Griner in den USA eingetroffen

Stand: 09.12.2022 12:35 Uhr

Die US-Basketballerin Brittney Griner ist zurück in den USA, die Freude ist groß. Doch der Gefangenenaustausch mit Russland steht auch in der Kritik.

US-Basketball-Star Brittney Griner ist am frühen Freitagmorgen nach dem Gefangenenaustausch wieder in den USA eingetroffen. Sie landete gegen 4.30 Ortszeit in San Antonio in Texas, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. 

Die 32-Jährige war gegen den russischen Waffenhändler Wiktor But, als "Händler des Todes" bekannt, eingetauscht worden. Griner hatte mehrere Monate in russischer Gefangenschaft zubringen müssen. Beide waren auf dem Rollfeld des Flughafens von Abu Dhabi ausgetauscht worden.

Filmaufnahmen von Übergabe

Staatliche russische Medien hatten Filmaufnahmen des Austausches auf dem Flughafen publik gemacht. In dem Filmmaterial konnte man sehen, wie Griner, ohne ihre markanten Dreadlocks, und ein entspannter But auf dem Rollfeld des Flughafens ihre Wege kreuzten und auf die Flugzeuge zusteuerten, die sie nach Hause bringen würden.

Präsident Joe Biden hatte Griners Freilassung am Donnerstag in einer Ansprache an die Nation im Weißen Haus angekündigt. "Sie ist in Sicherheit. Sie sitzt in einem Flugzeug. Sie ist auf dem Weg nach Hause", sagte er.

Cherelle Griner: "Familie ist wieder vereint"

Griners Ehefrau Cherelle Griner hatte in den vergangenen Monaten mit öffentlichen Statements den Druck auf die US-Regierung aufrechterhalten und zeigte sich im Weißen Haus erleichtert. Sie habe die dunkelsten Momente ihres Lebens erlebt, "heute ist meine Familie wieder vereint".

Griner war Anfang August zu neun Jahren Haft verurteilt und zuletzt von Moskau in eine Strafkolonie in der Republik Mordwinien verlegt worden. Sie war im Februar am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden, weil sie Vape-Kartuschen mit Cannabis-Öl in ihrem Gepäck mitführte.

Auch Kritik am Austausch

Für den Gefangenenaustausch steht die US-Regierung allerdings auch in der Kritik. Denn ein weiterer Amerikaner, Paul Whelan, muss weiter auf seine Freilassung warten. Der frühere Soldat des US-Marinekorps sitzt seit Dezember 2018 in Russland wegen Spionagevorwürfen in Haft, die laut seiner Familie und der Regierung in Washington keinerlei Grundlage haben.

Ein Geschenk für Russlands Präsidenten Wladimir Putin nannte Kevin McCarthy die Freilassung des Waffenhändlers But. McCarthy ist republikanischer Kandidat für den Vorsitz des Repräsentantenhauses. "Paul Whelan dafür zurückzulassen, ist unverantwortlich."

Außenminister Antony Blinken verteidigte den Deal. Es sei klar geworden, dass man entweder nur Griner befreien könne - oder niemanden. Russland wolle Whelan momentan nicht freigeben.

WNBA-Commissioner Engelbert: "Spielerinnen stärker aufklären"

Der US-Basketballverband reagierte mit einer Stellungnahme auf Griners Freilassung. Man sei erleichtert, dass sie auf dem Heimweg sei: "Wir sind dankbar für die Arbeit der US-Regierung und aller, die hinter den Kulissen daran gearbeitet haben, dieses Ergebnis zu erzielen."

Auch Cathy Engelbert, die Liga-Chefin der WNBA, dankte dem Präsidenten und der US-Diplomatie für ihren Einsatz. Engelbert kündigte zugleich an, die Spielerinnen künftig stärker über die möglichen Risiken von Auslandsengagements aufzuklären und vor allem das wirtschaftliche Grundgerüst der Liga auf den Prüfstand stellen zu wollen, damit die "Spielerinnen einen stärkeren Anreiz haben, die Off-Season näher an ihrem Zuhause zu verbingen".

Gehaltsstruktur in der WNBA treibt Spielerinnen ins Ausland

Griner hatte vor ihrer Festnahme ein Engagement beim russischen Klub Jekaterinburg. Wie viele Spielerinnen aus der WNBA heuerte sie nach dem Ende der relativ kurzen Saison in Übersee an, wo die Gehälter zum Teil auch höher sind als in der US-Profiliga. Das Maximalgehalt wurde zwar nach den jüngsten Tarifverhandlungen zwischen Liga und Spielerinnengewerkschaft angehoben, auf 230.000 Dollar. Top-Stars wie Griner, zweifache Olympiasiegerin, können im Ausland aber nach wie vor deutlich mehr verdienen, bei russischen Topklubs wie Jekaterinburg sogar angeblich mehr als eine Million Dollar.

Die WNBA war auch deshalb im Zuge des Falls Griner unter Druck geraten, die Gehaltsstruktur nochmals anzupassen, um ein Auslandsengagement weniger lukrativ erscheinen zu lassen. Damit die Spielerinnen während der Spielpause in den USA gar nicht erst ihr Land und ihre Familien verlassen müssen - und Gefahr laufen, zwischen politische Fronten zu geraten.

"Kein weiterer Tag mehr", schrieb Griners Klub Phoenix Mercury, der bei Twitter während der mehr als neun Monate Gefangenschaft die Tage gezählt hatte, die die Star-Basketballerin in Russland festgehalten wurde. "Bei 294 Tagen können wir aufhören zu zählen. Unsere Freundin, unsere Schwester kommt nach Hause. Hierhin, wo sie hingehört."