American Football | NFL California Dreamin’ - L.A. Rams erfüllen sich Super-Bowl-Traum

Stand: 14.02.2022 11:47 Uhr

Die L.A. Rams sind Super-Bowl-Champion. Doch Amerika spricht nicht nur über den sportlichen Teil des NFL-Finales. Auch der Auftritt des Rappers Eminem in der Habzeitshow wird intensiv diskutiert.

Wer über Los Angeles spricht, kommt an Hollywood nicht vorbei. Der 56. Super Bowl zwischen den Los Angeles Rams und den Cincinnati Bengals hatte einiges, das sonst vor allem Hollywood-Klassiker bieten. Star-Power, Dramatik, Spannung - und einige Überraschungen.

Dass die Rams das Finale 23:20 gewannen, lag vor allem an ihren Stars. An Quarterback Matthew Stafford, Wide Receiver Cooper Kupp und Defensive Tackle Aaron Donald. "Dieser Titel bedeutet mir alles. So viele Menschen haben mich auf meinem Weg unterstützt", meinte Stafford, der zuvor zwölf Jahre lang vergeblich versucht hatte, die Detroit Lions zu einer respektierten NFL-Adresse zu machen. Und der nun in seiner ersten Saison in L.A. gleich Champion wurde.

Stafford auf Kupp zum Sieg für L.A.

Sein Zusammenspiel mit Kupp entschied dieses Finale. Den Rams war nach einer 13:10-Pausenführung in der zweiten Halbzeit bis auf ein Field Goal offensiv nichts gelungen. Der Verlust des mit einer Knieverletzung im ersten Durchgang ausgefallenen Wide Receivers Odell Beckham Jr. war zu spüren. Cincinnati drehte die Partie, führte 20:16 - bis Stafford 85 Sekunden vor Spielende seine Lieblings-Anspielstation rechts hinten in der Endzone fand.

Kupps zweiter Touchdown der Partie war zugleich sein 33. gefangener Pass in diesen Playoffs - NFL-Rekord. "Wir verbringen viel Zeit miteinander, er ist ein unglaublicher Spieler und ich dachte mir nur: Egal, was die Bengals in der Verteidigung machen, ich muss ihn nur anspielen, den Rest erledigt er", lobte der Vorbereiter den Vollstrecker.

Anschließend kam der große Auftritt von Aaron Donald. Gleich zweimal verhinderte der Star-Verteidiger einen Raumgewinn der Bengals von einem Yard. Der hätte ihnen ein weiteres first down und somit die Chance ermöglicht, tiefer in die Rams-Hälfte vorzudringen. Als Donald Cincinnati-Quarterback Joe Burrow 43 Sekunden vor Schluss auf Höhe der Mittellinie bei einem fourth down zu Boden Riss, war die letzte Bengals-Chance vorbei und L.A. Meister.

Team wollte Titel für Aaron Donald

"Dies ist das schönste Gefühl der Welt. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", meinte Donald unter Tränen. Der 30-Jährige ist einer der besten Verteidiger der Liga und spielt seit 2014 für die Rams. Allerdings war er bislang ein titelloser Topstar. "Wir wollten dieses Spiel für ihn gewinnen. Alles, was in seiner Karriere noch fehlte, war der Meisterschafts-Ring", meinte Stafford.

Der Sieg war auch für Rams-Trainer Sean McVay eine Genugtuung. Vor drei Jahren hatte er mit L.A. das Endspiel noch 3:13 gegen die New England Patriots verloren. Nun ist McVay mit 36 Jahren und 22 Tagen der jüngste Meistermacher der NFL-Historie. Er unterbot die bisherige Bestmarke von Mike Tomlin von den Pittsburgh Steelers um knapp zehn Monate.

Halbzeit-Show eine Zeitreise ins L.A. der Achtziger

Für die Rams war es der erste Super-Bowl-Sieg seit dem 30. Januar 2000. Damals waren sie noch in St. Louis zu Hause. Noch weiter zurück ging die Zeitreise in der Halbzeit. Dr. Dre, Eminem, Snoop Dogg, Kendrick Lamar, Mary J. Blige und Überraschungs-Gast 50 Cent nahmen die 70.048 Zuschauer im Stadion und die Millionen Menschen vor den TV-Geräten mit ins L.A. der späten Achtziger und Neunziger. Damals entstand hier der West Coast-Rap - und begann seinen Siegeszug um die Welt.

Die "New York Times" bezeichnete Dr. Dre, Snoop Dogg und Kendrick Lamar als "drei Titanen des Los Angeles Rap". Die 14-minütige Show nannte "NBCNews" einen "Liebesbrief zur Geschichte der Schwarzen in Los Angeles". Und die Reaktionen waren überwältigend. Basketball-Star LeBron James von den L.A. Lakers sprach von der "besten Halbzeit-Show", die er je gesehen habe.

Ein Kniefall für Kaepernick

Für den meistdikutierten Moment sorgte allerdings ein anderer: Eminem beendete seinen Song "Lose Yourself" mit einem Kniefall. Es war eine Hommage an Colin Kaepernick. Der damalige Quarterback der San Francisco 49ers hatte 2016 durch sein Niederknien während der Nationalhymne liga- und landesweit für Aufsehen gesorgt. Kaepernick wollte mit seiner Aktion unter anderem auf Polizeigewalt aufmerksam machen.

Viele Konservative, unter anderem auch der damalige US-Präsident Donald Trump, echauffierten sich, beleidigten Kaepernick und forderten, ihn aus der Liga zu verbannen. Auch bei den vorrangig konservativen NFL-Teameignern war der Spielmacher in Ungnade gefallen - und hat seit 2017 keine NFL-Partie mehr bestritten.

Jay Z soll Superstars zum Super Bowl bringen

Aus Protest dagegen hatten viele Künstler in den Folgejahren kein Interesse an einem Auftritt in der Halbzeit-Show - obwohl dies als größtmögliche Bühne gilt. 2019 einigte sich die NFL deshalb mit Roc-Nation auf eine Zusammenarbeit. Die Sport- und Entertainment-Gruppe von Jay Z soll die großen Namen wieder zum großen Football-Finale bringen.

Das ist gelungen, nachdem im vergangenen Jahr Superstar The Weeknd auftrat, waren es diesmal vor allem Helden der Vergangenheit. Der Eminem-Kniefall gab dem vielbeachteten Auftritt noch eine politische Note. NFL-Sprecher Brian McCarthy hob hervor, dass die Liga von der Aktion gewusst habe, da sie die Proben in den Tagen zuvor verfolgt hatte.