Andreas Wellinger, Pius Paschke, Karl Geiger

Vierschanzentournee Wellinger, Paschke und Geiger - Wie stehen die Chancen der DSV-Adler?

Stand: 26.12.2023 13:38 Uhr

Die deutschen Skispringer sind so erfolgreich wie lange nicht mehr. Drei DSV-Adler könnten ein Wörtchen um den Tourneesieg mitreden.

Die Nominierungen von Skispring-Bundestrainer Stefan Horngacher kamen ohne große Überraschungen aus. Kein Wunder, schließlich stellt sich der Kader für die Vierschanzentournee angesichts der jüngsten Top-Leistungen der DSV-Adler quasi von alleine auf.

Wellinger, Geiger und Paschke führen DSV-Team an

Andreas Wellinger (Ruhpolding), Karl Geiger (Oberstdorf) und der zuletzt so formstarke Pius Paschke (Kiefersfelden) führen das deutsche Aufgebot an. Außerdem entschied sich Horngacher wie erwartet für Philipp Raimund (Oberstdorf) und Stephan Leyhe (Willingen). Der deutsche Meister Martin Hamann (Aue), der dem Sechs-Mann-Kader im Weltcup angehört, ist aus dem Tourneeaufgebot gestrichen worden, dort dürfen nur fünf Athleten gemeldet werden.

"Wir wollen fokussiert und konzentriert bleiben und dabei vom ersten Wettkampf an präsent sein", gibt Horngacher die Zielrichtung vor. "Gleichzeitig wissen wir aus der Erfahrung der letzten Jahre auch, dass wir bei der Tournee nichts erzwingen können - auch wenn die Vorleistungen gut waren."

Hannawald: DSV-Adler "so stark wie schon lange nicht mehr"

Die deutschen Springer seien "so stark wie schon lange nicht mehr", erkennt ARD-Skisprung-Experte Sven Hannawald im Sportschau-Interview. Das lässt sich auch mit Zahlen belegen. Unter den ersten vier im Gesamtweltcup finden sich derzeit drei Deutsche wieder.

Andreas Wellinger geht als Gesamtweltcup-Zweiter in die Tournee. Der Ruhpoldinger stand in sieben von acht Springen in der Top fünf in diesem Winter. Zweimal landete er auf dem Podium, in Lillehammer verpasste er den Sieg zweimal nur knapp. Dem 28-Jährigen rutsche "immer mal ein perfekter Sprung raus", meint Hannawald.

Einziges Manko sei bei ihm die Konstanz, findet der Experte. Wellinger tue sich "schwer, das immer abzurufen". Sieht auch der Athlet so und möchte deshalb nur "von Sprung zu Sprung" denken. "Damit bin ich bisher in der Saison gut gefahren und werde dieses System auch bei der Tournee beibehalten."

Fehlende Konstanz bei Geiger

Karl Geiger, der in den vergangenen Wintern oft zu den Favoriten auf den goldenen Adler zählte, ist aktuell Vierter im Gesamtweltcup. In Klingenthal stand er zweimal ganz oben, schwankte aber zuletzt in seinen Leistungen. Das zeigte auch die Tournee-Generalprobe in Engelberg, bei der er 20. und am nächsten Tag Vierter wurde.

Der Oberstdorfer habe mit dem neuen Material zuletzt immer wieder Probleme gehabt, kennt Experte Hannawald die Gründe für die fehlende Konstanz. Geiger selbst will seine Chancen nicht zu hoch einschätzen. "Ich weiß, dass die Sprünge sehr gut sein können, aber die Konstanz ist noch nicht so da", sagte Geiger bei BR24Sport. Deshalb versuche er, sich selbst "keinen Druck zu machen".

Team-Opa Paschke plötzlich Favorit

Oder trägt die Euphoriewelle den "Opa vom Team" (Hannawald) Pius Paschke zum Tourneesieg. Der 33-Jährige feierte in Engelberg jüngst seinen ersten Weltcup-Sieg und ist derzeit Dritter in der Gesamtwertung. Für Hannawald ist der Kiefersfeldener "der Stabilste" im deutschen Team. Sein spätes Karrierehoch, so glaubt Hannawald, habe Paschke auch den neuen Regeländerungen zu verdanken. Hier sei der Spielraum in der Auslegung zu hoch gewesen. "Jetzt ist es neutraler und fairer und da kommen Springer wie Pius zum Vorschein."

Paschkes Tourneeerfahrungen und besonders -Erfolge kommen nicht an die seiner Teamkollegen ran. Zudem sieht er sich - wie auch Wellinger und Geiger - einer gestiegenen Erwartungshaltung gegenüber. "Ich glaube, dass er gut gelernt hat und sich jetzt nicht verrückt macht. Er weiß, dass sein Sprung funktioniert", beruhigt Hannawald. Er habe sich entschieden, seine "beste Tournee springen zu wollen", so Paschke im Vorfeld der Wettkämpfe. "Zu welchem Resultat es dann reicht, entscheiden andere."

Die weiteren Deutschen Philipp Raimund und Stephan Leyhe zählen anders als ihre Mannschaftskameraden nicht zu den Favoriten auf den Tourneesieg. Leyhe flog beim Auftakt in Ruka gleich aufs Podium und kam noch drei weitere Male unter die besten zehn. Philipp Raimund musste das Springen in Engelberg krankheitsbedingt auslassen. Sein bestes Saisonergebnis war ein siebter Platz in Ruka.

Katharina Schmid und Co springen "Two Nights Tour"

Doch nicht nur die deutschen Männer müssen nach Weihnachten ran. Auch die Frauen springen. "Two Nights Tour" nennt sich das Modell. Eine Vierschanzentournee, die von den Athletinnen seit Jahren vehement gefordert wird, ist das noch lange nicht - maximale eine halbe. Der DSV nominierte Katharina Schmid (Oberstdorf), Selina Freitag (Oberwiesenthal), Luisa Göhrlich (Lauscha) und Anna Rupprecht (Degenfeld) für die Springen in Garmisch-Partenkirchen (30. Dezember) und Oberstdorf (1. Januar).