Wintersport | Skispringen Severin Freund: Macht er weiter oder hört er auf?

Stand: 18.03.2022 11:06 Uhr

Zuletzt gab es für Severin Freund mal wieder richtig Grund zum Jubeln: Die Silbermedaille mit dem Team bei der Skiflug-WM überstrahlt eine eher durchwachsene Saison. Wie geht es für Deutschlands einstigen Vorzeigespringer nun weiter? Und geht es überhaupt weiter?

Wird Severin Freund auch im nächsten Winter wieder im Weltcup-Zirkus unterwegs sein? So richtig entschlossen hat sich der Bayer noch nicht. "Ehrlicherweise weiß ich noch nicht, wie es nach dem Sommer weitergeht", erklärte der 33-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

Die ganze Saison über habe er sich stets auf den aktuellen Tag konzentriert und voll reingehängt, um seine besten Leistungen abzurufen. "Da war nicht wirklich Raum, großartig an die Zukunft zu denken", beschrieb der letzte deutsche Gesamtweltcup-Sieger seine Situation.

Freund startet neue Zeitrechnung im deutschen Skispringen

Vor mehr als elf Jahren gewann Freund seinen ersten Weltcup und beendete damit eine vierjährige Durststrecke der deutschen Adler, die nach den Jubeljahren der Schmitt-Hannawald-Ära in ein tiefes Loch gestürzt war, aus dem nur Michael Uhrmann ab und zu hervorschaute.

Der Sieg von Freund in Sapporo war der Anfang einer neuen Zeitrechnung. 2014 und 2015 war er eine der prägenden Figuren auf den Schanzen der Welt: Olympiasieger im Team, Skiflugweltmeister, Weltmeister von der Großschanze und am Ende mit dem Gesamtweltcup-Sieg auch noch der ganz große Triumph in der der knappsten aller möglichen Entscheidungen.

Am Ende von 31 Einzelwettbewerben war er punktgleich mit dem Slowenen Peter Prevc, nur die höhere Anzahl an Saisonsiegen gab schließlich den Ausschlag zugunsten von Freund. Lediglich der Sieg bei der prestigeträchtigen Vierschanzentournee sollte ihm verwehrt bleiben.

Verletzungen werfen ihn zurück

Dass Freund nicht noch mehr Erfolge in seiner Vita stehen hat, verhinderte letztlich sein Körper. Einer Hüftverletzung folgten zwei Kreuzbandrisse, schließlich waren Meniskus und Rücken betroffen. Freund verlor den Anschluss, andere im deutschen Team übernahmen die Verantwortung.

Freund aber kämpfte weiter und sprang im November 2020 erstmals nach fast vier Jahren wieder in die Top-10 bei einem Weltcup. Im Februar 2021 hatte er Anteil am Weltmeistertitel mit dem Team bei der Heim-WM in Oberstdorf. Und nun auch einmal Silber vom Monsterbakken in Vikersund.

Zeit für Gedanken nach Planica

Aber auch die jüngsten Erfolge sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Freund nie mehr an sein früheres Niveau anknüpfen konnte und im deutschen Team eher an Position vier oder fünf rangiert. Zu wenig für den einst so erfolgsverwöhnten Vorzeigespringer?

Wie es bei ihm also weitergeht, soll sich nach den letzten Flügen des Winters in Slowenien zeigen. "Ich werde mal Planica vorbeigehen lassen und dann werde ich mir mal ein bisschen Zeit nehmen", so Freund, der glaubt: "Ich werde relativ schnell merken, wo die Emotion hingeht und was das Gefühl sagt. Im Endeffekt ist es eine Frage von Motivation und davon, ob man die 100 Prozent Einsatz, die es im Leistungssport jeden Tag braucht, weiterhin bringen kann."