Linus Straßer war zuletzt nicht zu schlagen.

Nach Slalom-Doppelsieg Linus Straßer - in Chamonix vom Jäger zum Gejagten

Stand: 03.02.2024 08:31 Uhr

Nach seinen Slalom-Siegen in Kitzbühel und Schladming geht Linus Straßer am Sonntag (04.02.2024) in Chamonix als Topfavorit an den Start. Den Hang bezeichnet der DSV-Athlet als "relativ einfach".

Dass Linus Straßer zu den Topathleten im Slalom gehört, ist im Skizirkus schon lange kein Geheimnis mehr. Der Status, den er aktuell innehat, ist aber neu. Denn in der Vergangenheit war die Frage, ob Straßer der perfekte Wettkampf gelingen und er die Topfavoriten bezwingen kann - jetzt ist aber die Frage: Wer kann den DSV-Athleten schlagen?

Leichtigkeit im Skifahren und auf dem Chamonix-Hang

Nach den vergangenen beiden Slalomrennen in Kitzbühel und Schladming durfte sich Straßer feiern lassen, der 31-Jährige jubelte über seine Weltcupsiege Nummer vier und fünf. "Kitzbühel gewonnen, Schladming gewonnen - viel besser wird es nicht mehr. Das war eine sehr intensive Zeit", sagte er in der BR-Sendung "Blickpunkt Sport".

Insgesamt falle ihm "das Skifahren im Moment sehr leicht. Ich gehe mit einer Lockerheit an den Start. Ich will das Momentum beibehalten und so weitermachen." Klare Ansage: Straßer will auch am Sonntag in Chamonix siegen. Und er weiß auch schon, wie, denn im vergangenen Jahr wurde er zwar nur Sechster, wusste aber genau, was er falsch gemacht hatte. Denn an der Piste liegt es in Frankreich seiner Meinung nach ganz sicher nicht.

"Es war hier in Chamonix wunderschön und wir hatten hervorragende Bedingungen. Der Hang ist relativ einfach, man muss von oben bis unten immer Gas geben. Ich wollte oben gleich voll wegfahren, war aber etwas zu inkonsequent und stand dann etwas daneben. Im ersten Durchgang war es ein bisschen zu wenig", sagte Straßer damals. Mit dem aktuellen Selbstvertrauen, der Leichtigkeit und Kenntnis des Vorjahres ist klar: Er wird voll auf Risiko gehen.

Straßer macht Glück nicht von Erfolgen abhängig

Wie sehr sich das lohnen kann, hat Straßer bei den beiden Österreich-Rennen gesehen. Er zähle sich "zu einem der Besten der Welt", viele andere dürften ihm aber sicher zurufen wollen, dass er aktuell sogar der Beste der Welt sei. Und so kann der Ski-Künstler sogar auf die kleine Kristallkugel schielen, als Zweiter hat er in der Slalomwertung nur noch 132 Punkte Rückstand. Macht Straßer in Frankreich da weiter, wo er in Österreich aufgehört hat, wird der noch weiter schmilzen.

Früher war Straßer der Jäger, jetzt ist er der Gejagte. Sich zu sehr unter Erfolgsdruck setzt er sich aber nicht. "Karrieren laufen nicht immer nach Wunsch. Das Lebensglück von Erfolg oder Misserfolg abzukoppeln, ist für einen Sportler nicht so leicht, unser Leben dreht sich um den Beruf. Doch nur weil ich gut fahre, geht es meiner Tochter und meiner Frau nicht besser", sagte er zuletzt: "Nicht falsch verstehen, ich genieße es in mir, aber probiere, nicht mehr draus zu machen, als es ist. Denn es werden auch wieder andere Zeiten kommen, und dann möchte ich da nicht ins andere Extrem fallen."

Linus Straßer in Schladming

Linus Straßer in Schladming

Dritter "Zahltag" in Folge für Straßer?

In Chamonix soll es diese "anderen Zeiten" jedoch noch nicht geben. Straßer will seine Erfolgsserie fortsetzen - die das Ergebnis harter Arbeit und Beharrlichkeit ist. "Ich habe nie aufgehört, bin nicht den leichten Weg gegangen. Sondern habe weiter daran geglaubt und weiter hart gearbeitet", sagte der geborene Münchner, der am 31. Januar 2017 beim Parallel-Slalom in Stockholm seinen ersten Weltcupsieg feierte: "Die Momentaufnahme jetzt ist schön, aber da steckt so viel mehr dahinter. Die letzten beiden Rennen war endlich mal Zahltag." Gibt es in Frankreich den nächsten Lohn seiner Arbeit?

Das Ski-Wochenende in Chamonix steht bislang jedoch unter keinem guten Stern. Eigentlich sollten vor den Slalomfahrern bereits die Speedspezialisten in zwei Abfahrten an den Start gehen, wegen ungünstiger Wetterprognosen sind die Rennen aber abgesagt worden. Aktuell zu hohe Temperaturen und deswegen ungünstige Schneekonditionen ließen die Freitag und Samstag geplanten Events laut Weltverband FIS aus Sicherheitsgründen nicht zu.