Andreas Sander

Weltcup in Saalbach Ski-Alpin-Finale ohne DSV-Fahrer - wo ist der Speed?

Stand: 20.03.2024 08:52 Uhr

Die Alpin-Saison biegt auf die Zielgerade ein. Die Bilanz des deutschen Teams vor dem Speed-Finale in Saalbach ist ernüchternd, dazu kommen die Rücktritte von Thomas Dreßen und Josef Ferstl. Die Aussichten auf die Ski-WM in einem Jahr sind besorgniserregend.

Vor dem letzten Aufschlag in Saalbach-Hinterglemm ist die Stimmung im deutschen Alpin-Team getrübt. Alles in allem sei der zurückliegende Weltcup-Winter "nicht schwierig zu bilanzieren, weil es keine gute Saison für uns war", sagte DSV-Sportdirektor Wolfgang Maier im BR-Interview.

DSV-Chef Maier: "Zu wenig für den Aufwand"

Treffende Worte angesichts des dürftigen Aufgebots, das der DSV zum letzten Speed-Wochenende (live in der ARD und bei sportschau.de) schickt. Einzig Kira Weidle als 18. in der Abfahrtswertung ist für Saalbach überhaupt qualifiziert. Für Andreas Sander als bester deutscher Abfahrer hat es mit Rang 36 ebenso nicht gereicht, wie Simon Jocher (26.) und Emma Aicher (28.) im Super G.

Selbst Slalom-Ass Linus Straßer mit seinen Siegen in Kitzbühel und Schladming sowie die Slalom-Gesamtzweite Lena Dürr genügen nicht als Stimmungsaufheller für Maier. "Das ist eigentlich zu wenig für den Aufwand, den wir gehen", hielt der Chef fest. Insgesamt gab es nur 28 Top-Ten-Platzierungen (43 im Vorjahr), weniger waren es zuletzt 2006 (19).

Dreßen und Ferstl hinterlassen "Delle"

Erschwerend kommt die "Delle" (Maier) hinzu, die Anfang des Jahres durch die Rücktritte der früheren Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen und Josef Ferstl entstand. Maier fehlen nun "zwei, drei Läufer, die sich in der erweiterten Weltspitze zeigen können. (...) Wir sind in Deutschland nicht mehr so breit aufgestellt, dass wir uns nur umdrehen brauchen und sofort einen Ersatz für den Josef (Ferstl) oder für den Thomas Dreßen bekommen."

Youngster Vogt und Aicher noch nicht so weit

Große Hoffnung und zugleich Erwartungsdruck steckt der Skiverband in Luis Vogt. Der DSV habe "ein paar gute Leute – zum Beispiel den Luis Vogt, den wir dahin entwickeln müssen, dass er diesen Platz einnehmen kann", sagte Maier.

Emma Aicher wiederum hat den Sprung in den Weltcup mit gerade einmal 20 Jahren bereits geschafft. Doch der gebürtigen Schwedin fehlt es an Konstanz. Selten schafft sie es, einen kompletten Lauf fehlerfrei durchzubringen. Ihr Potenzial konnte sie am Saisonende dann doch einmal unter Beweis stellen: Beim Slalom, eigentlich nicht ihre Stammdiszilpin, im schwedischen Are holte sich Aicher Platz sieben.

"Trockene" Generalprobe in Saalbach

Fast demonstrativ will Maier "nur noch nach vorne" blicken, dabei nimmt er seine Athletinnen und Ahtleten in die Pflicht: "Wenn man Misserfolge hat, dann muss man weggehen davon, immer jemand anderen verantwortlich dafür zu machen."

Ein erster Schritt zum Turnaround ist trotz fehlender deutscher Männer das Saison-Finale in Saalbach. Die gesammelten Erkenntnisse sind wichtig, denn im kommenden Winter steht die Ski-WM an gleicher Stelle an. Die Strecke in den Kitzbüheler Alpen "ist uns sehr vertraut", sagte Maier: Das einstige Speed-Team wurde "in der Erfolgszeit hier entwickelt".

Trotz Rückschlägen: "Keine Angst" vor Ski-Alpin-WM

Auch deshalb, versicherte der 63-Jährige, habe er "keine Angst" vor einem WM-Desaster. "Ich glaube, dass man hier (in Saalbach, Anm. d . Red.) eine super WM veranstalten wird. Ich denke auch, dass wir uns in dem ein oder anderen Bereich stabilisieren (...), sodass wir keine entscheidende, aber eine Rolle bei den Medaillen spielen können."