Wintersport-Podcast
interview

Deutscher Hoffnungsträger Langläufer Moch - "Tour de Ski ist das Saisonhighlight"

Stand: 28.12.2023 09:45 Uhr

Friedrich Moch ist einer der großen Hoffnungsträger im deutschen Langlaufsport. Im Interview mit der Sportschau erzählt Moch von der ersten deutschen Langlauf-Medaille seit 2011, seinen sportlichen Zielen und von der teils "arroganten" Übermacht Norwegen.

Sportschau: Bei der letzten Langlauf-WM in Planica im März 2023 hast du in der Staffel zusammen mit Albert Kuchler, Janosch Brugger und Jonas Dobler für ein kleines Langlauf-Wunder gesorgt und Bronze geholt. Was war das für ein Gefühl?

Friedrich Moch: Es war ein richtig schönes Gefühl, gerade mit dem Team. Wir haben das nicht erwartet, aber es war umso schöner, dass wir das hinbekommen haben. Ich denke, das ist etwas, was nicht allzu oft passiert. Während ich die Schlussrunde gelaufen bin war ich echt nervös, ich hatte richtig Respekt, aber im Ziel war ich einfach nur froh, dass wir es geschafft haben. Wir wurden so oft kritisiert, dass wir hinterherlaufen.

Sportschau: Hatte die Medaille Auswirkungen auf deine Leistungen in der aktuellen Saison?

Moch: Die Medaille hat viel Motivation gegeben, auch über den Sommer hinweg. Mein Ziel ist es, mich jetzt immer weiter zu entwickeln, immer besser zu werden und irgendwann mal die Norweger zu schlagen. Das ist bei uns ja immer so eine rote Wand, die meistens die ersten zehn Platzierungen belegt.

Sportschau: Bleiben wir bei den Norwegern. Johannes Høsflot Klæbo ist momentan das Maß aller Dinge, mit 27 Jahren schon fünffacher Olympiasieger. Wie schaust du auf so einen Athleten?

Moch: Ich habe großen Respekt vor ihm und er ist schon ein kleines Vorbild. Die letzten Jahre habe ich ihn mir oft angeschaut. Er läuft einfach am besten im ganzen Feld, er läuft taktisch richtig gut, er fährt die Abfahrten gut runter und er ist einfach richtig schnell. Er bewegt sich ein bisschen wie eine Katze, es ist echt unglaublich, wenn man ihn live sieht, wie er sich bewegt.

Johannes Hoesflo Klaebo aus Norwegen hat die Tour de Ski bereits dreimal gewonnen und zählt auch in diesem Jahr zu den Favoriten

Johannes Hoesflot Klaebo in Aktion

Sportschau: Wie kann man sich das Untereinander im Fahrerlager vorstellen? Geht man dann auch mal zu den Norwegern hin und tauscht sich aus?

Moch: Das wäre schön. Wir haben schon Kontakt mit den Athleten aus den anderen anderen Nationen, auch mit den Norwegern, aber es ist nicht so leicht an die ranzukommen. Es gibt zwei, drei die sind ganz nett, aber mit den anderen, gerade mit den Norwegern, hat man nicht so viel Kontakt. Ich würde auch sagen, die Norweger sind zum Teil die Arrogantesten im Weltcup-Zirkus. Es ist einfach eine Übermacht.

Sportschau: Kannst du dir erklären, woran das liegt, dass die Norweger so eine Übermacht sind?

Moch: Es ist einfach Wahnsinn was die Norweger für Anlagen haben und was da los ist. Da sind jeden Tag unzählige Jugendliche beim Langlaufen auf höchstem Niveau. Die trainieren eigentlich fast schon wie wir. Die Norweger haben einfach eine richtig breite Masse an Läufern. Falls die im Weltcup nicht liefern, haben sie andere die Schlange stehen.

Das ist bei uns in Deutschland im Moment einfach nicht der Fall. Langlaufen ist da einfach ein Volkssport. In Trondheim war zum Beispiel direkt neben dem Langlauf-Stadion ein Kindergarten, die werden da also direkt reingezüchtet (lacht).

Sportschau: Dennoch hat sich auch im deutschen Langlauf-Sport in den letzten Jahren eine Menge getan. Wie schaust du darauf?

Moch: Das freut mich riesig. Gerade seit den letzten Olympischen Spielen hat sich die Stimmung noch einmal verändert, alle sind hoch motiviert und wollen voll angreifen. Und jetzt der erste Weltcup-Sieg von Victoria Carl - Das ist schon cool zu sehen, wie sich das ganze Team darüber freut und wie man merkt, dass sich die ganze Arbeit auszahlt.

Sportschau: Die Tour de Ski steht an, am 30.12.2023 geht es im italienischen Toblach mit dem Sprint los, das Finale ist dann am 07.01.2024 in Val di Fiemme. Freust du dich?

Moch: Auf jeden Fall. Wir haben das als unser Saisonhighlight ausgegeben. Wir haben ja keine WM und kein Olympia. Ich habe die Tour bisher zweimal mitgemacht und es war zweimal richtig cool. Das einzig Blöde ist, dass es über Silvester ist und da der erste Wettkampf im neuen Jahr direkt am 01.01. ist, können wir leider nicht feiern.

Sportschau: Du giltst als große Hoffnung für die Zukunft im deutschen Langlauf. Belastet dich das oder wie gehst du mit dem Druck um?

Moch: Den Druck spüre ich schon. Man hat mir immer gesagt 'Ich habe keinen Druck' und ich solle einfach das machen was ich kann und mein bestes geben. Das hat mir geholfen, relativ sanft in den Weltcup zu kommen. Jetzt hatte ich meine ersten Erfolge und da kommt natürlich von Außen die Erwartung, dass ich das bestätige. Es ist schön, wenn andere mir große Sachen zutrauen, das gibt mir auch Motivation, aber ich versuche, das schon auszublenden. Den größten Druck mache ich mir da immer selbst.

Sportschau: Hast du dir sportliche Ziele für die kommenden Jahre vorgenommen?

Moch: Mein größtes Ziel ist, mich immer weiter zu entwickeln. Bei der WM in Trondheim in der nächsten Saison wäre es cool, so weit wie möglich vorne rein zu laufen. Mir ist aber auch bewusst, dass die Norweger uns noch einen Schritt voraus sind und, dass es sehr schwer wird, gegen die zu gewinnen.

Im Jahr darauf kommen dann ja die Olympischen Spiele, da wäre eine Medaille natürlich schön. Aber im Sport kann es ja auch immer schnell gehen, deswegen ist es mir auch einfach wichtig, gesund zu bleiben und Spaß zu haben bei dem was ich mache.