Francesco Friedrich

Bob Francesco Friedrich ratlos - "Wissen nicht, woran es liegt"

Stand: 20.11.2023 11:39 Uhr

Es war die erste Überraschung des Winters: Bob-Rekord-Weltmeister Francesco Friedrich reist ohne Sieg, aber mit vielen Fragezeichen vom Weltcup-Auftakt aus China zurück.

Drei Rennen, kein Sieg: Francesco Friedrich hatte sich den Start in seine 13. Weltcup-Saison ganz anders vorgestellt. Der erfolgreichste Bob-Pilot der Geschichte haderte beim Saisonauftakt auf seiner goldenen Olympiabahn in Peking mit dem Speed und dem Start.

"Das ist auf jeden Fall enttäuschend. Es ist ein bisschen komisch, dass wir nicht wissen, woran es liegt, warum wir unten gar keinen Speed haben", ärgerte sich der 33-jährige Friedrich nach dem Rennen.

Novum: Italiener schneller als Friedrich

Nach seinen beiden zweiten Plätzen hinter Teamkollege Johannes Lochner war am Sonntag (19.11.2023) im Vierer sogar der Italiener Patrick Baumgartner, der Podestpremiere im Weltcup feierte, schneller. Friedrich wurde nur Dritter. "Wir gönnen es dem Italiener, wir gönnen es auch Hansi. Aber wir wollen trotzdem gewinnen", sagte der 14-malige Weltmeister, der noch immer vor Ehrgeiz brennt und nach einer Top-Vorbereitung im Sommer mit großen Erwartungen nach China gereist war.

Friedrich wollte die Weltcupsiege 75, 76 und 77 einfahren und seinem Ziel "100" näherkommen. Jetzt kehrt er ohne Erfolg und viel Ratlosigkeit zurück.

Fünfte Weltcup-Niederlage in Folge

Saisonübergreifend war es bereits die fünfte Niederlage hintereinander gegen Lochner, der auch die beiden letzten Rennen der Vorsaison in Sigulda gewonnen hatte. Steht eine Wachablösung im deutschen Bobteam bevor? Das lässt sich so früh in der Saison noch nicht sagen, aber fünf Niederlagen sind für den Rekordchampion schon besorgniserregend.

Zumal der Brite Brad Hall - der als größter Widersacher der Deutschen gilt - wegen Rückenproblemen gar nicht nach China gereist war.

Lochner in allen Rennen schneller

Beim Wiedersehen mit dem "Drachen von Yanqing" lief es für Friedrich schon im Training nicht optimal. Lochner war stets schneller, doch anders als so oft in der Vergangenheit bestätigte der Berchtesgadener seine Form auf der Olympiabahn von 2022 auch im Wettkampf.

Mit drei Siegen feierte Lochner nun einen Traumstart und sorgte gleichzeitig für eine Kampfansage an den jahrelangen Überflieger. Vielleicht hilft dabei auch seine Lockerheit. Lochner hatte sich nach der vergangenen Saison schon mit dem Karriereende beschäftigt, dann aber festgestellt, dass er "zu gut zum Aufhören" ist.

Freude bei Johannes Lochner

Freude bei Johannes Lochner, der mit drei Siegen in die Saison gestartet ist.

Jetzt will er Friedrich, der zuletzt fünf Mal in Folge den Gesamtweltcup im Vierer gewann, ärgern. Der Anfang ist gemacht. Der akribische Tüftler und Arbeiter Friedrich wird in seiner sächsischen Heimat alles daran setzen, um seinen Bob flotter zu machen. Denn bei aller fahrerischen Klasse Lochners wurde deutlich, dass Friedrichs Material schlechter lief. Das wurmt den Bob-Dominator mindestens genauso wie die Fahrfehler, die ihm in allen drei Läufen unterliefen.

Weiter geht's in La Plagne

Fast drei Wochen bleiben bis zur nächsten Weltcup-Station ist La Plagne (Frankreich), dort startet am 9. und 10. Dezember auch die Saison für die Frauen um Olympiasiegerin Laura Nolte. Nolte wird dann als frisch gebackene deutsche Meisterin anreisen. Sie gewann am Wochenende auf ihrer Heimbahn in Winterberg mit Anschieberin Neele Schuten.

In Abwesenheit von Friedrich und Lochner fuhr bei den Männern Youngster Adam Ammour vom BRC Thüringen im kleinen und großen Schlitten zum Sieg. Er hat damit beste Chancen, einen Platz im Weltcupteam zu ergattern.