Vanessa Voigt während eines Biathlon-Weltcups.

Hasskommentare nach Biathlon-WM-Rennen Vanessa Voigt wehrt sich - "Man läuft nicht mit Absicht langsam"

Stand: 12.02.2024 17:31 Uhr

Das Leben eines Leistungssportlers ist von Druck geprägt. Da ist zum einen der Druck, sportlich erfolgreich zu sein und seine eigenen Ziele zu erreichen. Im Zeitalter der sozialen Medien kommt aber immer häufiger externer Druck dazu. Biathletin Vanessa Voigt berichtet im Sportschau-Wintersport-Podcast, wie sie damit umgeht und warum sie nach weniger erfolgreichen Rennen das Handy ausschaltet.

Es war ein emotionales ARD-Interview von Vanessa Voigt nach ihrem 15. Platz in der Verfolgung. "Das ist natürlich nicht die Leistung, die man bringen will. Das ist sehr hart", bekannte die 26-Jährige: "Ich musste da echt mit den Tränen kämpfen, weil man sich das ganze Jahr den Arsch aufreißt - und dann sowas zum Höhepunkt.“ Sie werde im Hotel erstmal ihr Handy ausmachen, kündigte sie an.

Im Sportschau-Wintersport-Podcast, der am Montag, (12.02.2024) erscheint, spricht sie am Tag danach über die mentalen Herausforderungen des Sportlerlebens.

Persönlich beleidigende Kommentare gegen Voigt

Die Leistung habe in den vergangenen Wochen "einfach nicht gepasst", gibt sich Voigt selbstkritisch. Anstatt von ihren Followern aufmunternde Wort zu erhalten, sah sich vielen bösen Kommentaren ausgesetzt. "Man hat doch auch sehr oft Nachrichten gefunden, die echt erschreckend, die persönlich beleidigend waren", berichtet Voigt.

"Die WM ist bis jetzt noch nicht so toll gelaufen", gibt die 26-Jährige zu, wünscht sich aber mehr Unterstützung: "Ich brauche gerade eigentlich nur eine Umarmung und ein paar nette Worte und auf jeden Fall keine Nachrichten, die mich vielleicht noch mehr auf dem Boden der Tatsachen drücken. Gestern war ich doch dann schon auch ziemlich auf dem Boden."

Voigt begrüßt sachliche Kritik

Kommentare wie "du bist mental schwach. Du sollst doch bitte nach Hause gehen. Was machst du hier noch?" finden sich regelmäßig unter ihren Posts. Dabei begrüße sie sachliche Kritik, betont Voigt.

Doch "wo Leute, die auf der Couch vor dem Fernseher sitzen und vielleicht selber noch nie auf den Ski gestanden sind, einfach ihre Kritik anbringen, obwohl sie mich persönlich nur beim Biathlon-Rennen sehen und überhaupt gar nicht wissen, wie krass mein Setup drumherum ist und was ich mental mache", finde sie "ganz schön schwach", wird die zweitbeste deutsche Biathletin deutlich.

Voigt veröffentlicht Hasskommentare

Das Thema Hasskommentare im Netz begleitet die Athletin vom WSV Rotterode schon länger. In der Vergangenheit hat sie manche auch schon veröffentlicht. Sie wollte zeigen, "was wir für Nachrichten bekommen, mit was wir konfrontiert werden", erklärt Voigt im Podcast.

Sie wünsche sich, "dass die Kritik ein bisschen sachlicher" ist und gibt zu bedenken: "Man macht es ja nicht mit Absicht. Man läuft nicht mit Absicht langsam. Man gibt immer sein Bestes, egal, ob vielleicht das Schießergebnis heute nicht toll war, ob das Material nicht toll war. Es ist eine Startlinie. Es ist eine Ziellinie und zwischen den beiden versucht man, 100 Prozent zu geben."

Nach ihrem Posting zu den Hasskommentaren erhielt sie viel Zuspruch auch von Ex-Profis. Der häufigste Rat: die Kommentare einfach zu ignorieren und gar nicht erst zu lesen. "Auch wenn ich es vielleicht nicht anschauen sollte, man bekommt das ja doch mit."

Zimmerkollegin Grotian als mentale Stütze

Um mit dem Druck besser umzugehen, hat sich Voigt eine Mentaltrainerin an ihre Seite geholt. Das sei Ergebnis einer Analyse der verkorksten vergangenen WM gewesen. Zimmerkollegin Selina Grotian helfe ihr auch und habe immer ein offenes Ohr. Gestern wartete die junge Nachwuchsbiathletin auf Voigt mit einer heißen Schokolade.

Und wenn all das nichts hilft, sind auch Weinen und Emotionen zeigen ein gutes Mittel, sagt Voigt. "Immer diese Mauer zu bauen, ist auch nicht gut."