Tannheimer, Riethmüller und Co. Biathlon-Euphorie - "Junge Wilde" überzeugen
Beim Weltcup-Auftakt im Biathlon setzten Franziska Preuß und Philipp Nawrath mit ihren Einzellrennen-Podestplätzen die Glanzlichter aus deutscher Sicht. Dicke Ausrufezeichen hinterließ aber auch der Nachwuchs. Und beim kommenden Weltcup dürfen weitere "junge Wilde" ran.
Für einen kurzen Moment sackte Franziska Preuß beim abschließenden Biathlon-Massenstart in Kontiolahti in sich zusammen. Vor dem abschließenden vierten Schießen hatte die 30-Jährige noch beste Siegchancen, mit einem Schießfehler fiel sie dann aber auf Rang fünf zurück. Durchaus frustriert ging Preuß zurück auf die Strecke. Der Ärger hielt aber nur kurz. Denn von hinten kam Preuß‘ junge Teamkollegin Julia Tannheimer angeflogen. "Als die Julia dann an mir vorbeigegangen ist, sie hat so viel Euphorie gehabt. Das hat mich angesteckt", berichtete Preuß später.
Massenstart: Drei Deutsche in den Top 5
Preuß hängte sich an Tannheimer, gemeinsam mit Vanessa Voigt fing das deutsche Trio die Schwedin Anna Magnusson ab. Preuß wurde noch Dritte und feierte ihr 16. Weltcup-Podest. Auch Dank der elf Jahre jüngeren Tannheimer und ihrer ansteckenden Euphorie. Als Lohn durften beide dann gemeinsam mit Voigt zur Flower Ceremony, Preuß als Dritte, Voigt als Vierte, Tannheimer als Fünfte.
Julia Tannheimer
Tannheimer: Vier Einzel-Starts, zweimal Flower Ceremony
Viermal durfte die 19-jährige Tannheimer beim Weltcup-Auftakt in Kontiolathi ran. Mit den Rängen sechs (Sprint) und fünf (Massenstart) knackte die Ulmerin bereits auf der ersten Weltcupstation die WM-Norm und durfte gleich zweimal zur sogenannten Flower Ceremony, der Siegerehrung der besten sechs. "Das ist unreal. Ich kann es gar nicht glauben", freute sich das Nachwuchs-Talent.
Preuß: "Das ist eine Mordsmotivation"
Im vergangenen Winter deutete Tannheimer bereits ihr Potenzial an, als sie bei ihrem Weltcup-Debüt in Ruhpolding gleich Sprint-15. wurde. In Kontiolahti zeigte die laufstarke fünffache Junioren-WM-Medaillengewinnerin nun gleich auf Anhieb, dass mit ihr auch im Weltcup zu rechnen ist. "Das ist erfrischend, wenn sich mal wieder jemand richtig freut. Da kann das ganze Team profitieren", beobachtete die routinierte Preuß, die bereits ihre zwölfte Weltcupsaison läuft. "Wir haben viele Junge dabei. Das ist eine Mordsmotivation für die anderen, wenn sie sehen, dass Julia das schafft."
Bitterling lobt "jüngste Athletin"
Und auch der deutsche Sportdirektor Felix Bitterling war zufrieden: "Sehr, sehr erfreulich", fand der Bayer das Abschneiden der Deutschen beim Weltcup-Auftakt und hob dabei "auch die Leistungen gerade unserer jüngsten Athletin, der Julia Tannheimer", hervor.
Neben der deutschen Meisterin im Sprint konnte mit Danilo Riethmüller auch ein zweiter "Frischling" überzeugen. Der 25-Jährige erreichte am Sonntag (08.12.2024) in seinem erst elften Weltcuprennen erstmals einen Massenstart. Und schnupperte hier sogar an den Podestplätzen.
Riethmüller kämpft um Rang drei - "Auf Ziellinie auswürfeln"
Zusammen mit den Top-Athleten Sturla Holm Laegreid aus Norwegen und dem Franzosen Quentin Fillon Maillet ging er nach nur einem Schießfehler in vier Schießeinlagen auf die Schlussrunde, kämpfte mit beiden um die Podestplätze zwei und drei: "Ich habe gehofft, dass die beiden so gnädig sind, und das Ding mit mir auf der Zielgerade auswürfeln. Den Gefallen haben sie mir aber nicht getan, am Anstieg haben sie angezogen. Da habe ich mir gedacht, das kriege ich nicht mehr hin. Das sieht nur noch lächerlich aus. Da habe ich sie laufen lassen", sagte Riethmüller nach dem Rennen mit einem Augenzwinkern.
Riethmüller war am Ende über Platz vier und sein bestes Karriereergebnis dennoch "ganz zufrieden." Schließlich lief das Rennen doch "ganz erfolgreich mit dem vierten Platz und 95 Prozent Trefferleistung". Nur auf "der Strecke habe ich mich schwer getan".
Dennoch lief der Deutsche in seinem Rennen die zehntbeste Zeit. Im Massenstart der Frauen schafften es Preuß, Tannheimer und Voigt mit der dritt-, fünft- und sechstbesten Zeit ebenfalls in die Lauf-Top-10.
Bitterling erklärt Taktik: "Topform in Januar und Februar"
Insgesamt zählten die Deutschen beim Weltcup-Auftakt in Kontionlahti aber nur selten zu den Top-Läufern. Und das hat auch einen Grund, wie Bitterling erklärt: "Im läuferischen Bereich, da haben wir einfach auch einen anderen Aufbau geplant in diesem Jahr als im letzten. Da wollen wir unsere Topform gerade im Januar und Februar haben", erklärt der DSV-Biathlon-Sportdirektor.
Im Schießen "definitiv noch Nachholbedarf"
Kritischer bewertete Bitterling aber das Abschneiden des deutschen Teams am Schießstand. Immerhin kamen drei Athleten in den sechs Einzelrennen fehlerfrei durch: Philipp Nawrath und Tannheimer im Sprint, Voigt im Massenstart. "Dort haben wir definitiv noch Nachholbedarf. Da müssen wir besseren Fokus finden jetzt. Da müssen wir einfach konzentrierter arbeiten."
Fichtner und Kaiser: Zwei Weltcup-Debütanten in Hochfilzen dabei
Mit zwei fehlerfreien Schießen und den Plätzen eins und zwei überzeugte erst am vergangenen Wochenende im IBU-Cup ein weiteres Talent: Marlene Fichtner. Die 21-Jährige wird in dieser Woche für die starken Auftritte belohnt: Beim Weltcup im österreichischen Hochfilzen kommt die dreifache Junioren-WM-Medaillengewinnerin aus Traunstein zu ihrem Weltcup-Debüt. Auf sein erstes Weltcup-Rennen kann sich auch Simon Kaiser freuen. Nach Rang drei im IBU-Cup-Einzel in Geilo wurde auch der 25-jährige Oberhofer nominiert.
Fichtner rückt für die zuletzt angeschlagene Johanna Puff ins DSV-Aufgebot. Kaiser verdrängt seinen Thüringer Stützpunktkollegen David Zobel, der in den Einzelrennen von Kontiolahti als 60. (Einzel) und 62. (Sprint) enttäuscht hatte.
Neben Tannheimer, Riethmüller sowie Julia Kink oder Selina Grotian rücken mit Fichnter und Kaiser in Hochfilzen also weitere "junge Wilde" ins deutsche Team. Und, das wusste Bitterling bereits vor dem Kontiolathi-Weltcup: "Sie sind absolut ein Versprechen in die Zukunft".