Nations League im Volleyball

„Wütend und fassungslos“ Deutsche Volleyballer verweigern Spiel gegen China

Stand: 23.06.2022 12:52 Uhr

Die deutsche Volleyball-Nationalmannschaft ist in der Nationenliga nicht gegen China angetreten.

Die deutsche Volleyball-Nationalmannschaft der Männer ist am Donnerstag aus Sicherheitsbedenken beim Nationenliga-Turnier auf den Philippinen nicht gegen China angetreten. Hintergrund ist die Tatsache, dass am vergangenen Samstag (18. Juni) 21 Mitglieder der chinesischen Delegation positiv auf das Coronavirus getestet worden waren. Die Organisatoren waren den darauffolgenden Bitten des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) auf Verschiebung des Spiels oder zumindest einer Nachtestung der betroffenen chinesischen Spieler und Offiziellen nach DVV-Angaben nicht nachgekommen.

Sportdirektor: "Tragen Entscheidung des Teams"

"Die FIVB hält es nicht für notwendig, durch einen einzigen offiziellen Kontrolltest die Sicherheit für uns Spieler zu erhöhen. Das macht uns wütend und fassungslos", sagte Kapitän Christian Fromm der Sportschau. Bundestrainer Michal Winiarski erklärte, er könne "die Spieler nicht dazu zwingen, gegen potenziell infizierte Gegner zu spielen". Auch Sportdirektor Christian Dünnes stärkte dem Team den Rücken: "Für uns stehen die Athleten und insbesondere ihre Gesundheit im Mittelpunkt und insofern können wir die Entscheidung des Teams verstehen und tragen sie mit."

Das Spiel hätte am Donnerstag in Quezon City stattfinden sollen. Der Weltverband bestätigte zunächst nur die Absage in einer kurzen Mitteilung mit dem Verweis, dass sich die deutsche Mannschaft geweigert habe, das Spiel zu bestreiten. Die Begegnung wurde mit 3:0 für China gewertet, damit steht Deutschland im Turnier bei drei Siegen und drei Niederlagen. Was für zusätzliche Konsequenzen die deutsche Auswahl nun zu erwarten hat, ist unklar.

Verband: "Gesundheit hat höchste Priorität"

"Der Weltverband lehnte unsere wiederholten Forderungen auf eine erneute Testung unseres Gegners ab. Dabei verweist die FIVB ständig auf die örtlichen Isolationsbestimmungen und versichert deren Einhaltung. Diese Mindestbestimmungen sind aus unserer Sicht jedoch keinesfalls ausreichend, um in diesem Fall die nötige Sicherheit zu garantieren", hieß es in einer Stellungnahme des DVV: "Unserem Vorschlag auf Verlegung des Spiels auf einen späteren Zeitpunkt wurde bis jetzt ebenfalls nicht stattgegeben. Die körperliche Gesundheit hat für uns als Team die allerhöchste Priorität."

Man sei in den letzten 36 Stunden im Dialog mit dem Weltverband und dem Ausrichter gewesen, hieß es von DVV-Seite. "Wir wollten gerne gegen China spielen, allerdings mit der Einschränkung, dass man von gesunden Gegnern ausgehen kann. Weder die Spielverlegung auf Montag noch die Testung der chinesischen Delegation am Spieltag, die wir wie alle Teams durchlaufen mussten, wurden vom Weltverband weiterverfolgt. Die Testung wurde abgelehnt, weil sonst zu viele ‘falsch positive‘ Tests entstehen würden.", sagte Sportdirektor Dünnes unter Verweis auf die Formulierung des Weltverbandes.

Weltverband sieht lokale Coronabestimmung maßgebend

Die zuständige Medizinerin des Weltverbandes FIVB verwies auf die lokalen Coronabestimmungen und erklärte in einem Statement, das der Sportschau vorliegt, die chinesischen Spieler seien ab Donnerstagmorgen wieder spielberechtigt gewesen. Grund: Alle positiv getesteten seien geboostert und symptomfrei. Die Coronaregeln des Weltverbandes, die strenger sind als die lokalen und auf deren Einhaltung der DVV gepocht hatte, ließ der Weltverband offenbar unberücksichtigt. Diesen Regeln zufolge wäre China am Donnerstag nach DVV-Interpretation nicht spielberechtigt gewesen.

Die deutsche Delegation hat die Sorge, dass bei positiven Fällen innerhalb des DVV-Teams eine weitere Teilnahme an der Nationenliga, die zu den größten Turnieren in der Volleyball-Welt gehören, gefährdet wäre. Nächste Station der Nationenliga ist Japan, wo ab dem 5. Juli Spiele gegen die USA, Brasilien, Australien und Japan vorgesehen sind. "Die gesundheitlichen Folgen einer Infektion sind zudem für niemanden absehbar", sagte Mannschaftsarzt Karsten Holland.