Die beiden kanadischen Tennis-Profis Denis Shapovalov (l.) und Felix Auger-Aliassime

Deutschlands Gegner im Viertelfinale Kanadas Shootingstars auf dem Vormarsch im Davis Cup

Stand: 22.11.2022 19:54 Uhr

Gegen das Team Kanada ist die deutsche Davis-Cup-Mannschaft lediglich Außenseiter. Felix Auger-Aliassime und Denis Shapovalov stehen für hohe Qualität mit Titelchancen.

"Wir sind definitiv der Außenseiter. Aber wir müssen uns wirklich nicht verstecken und an unsere Chance glauben. Dann können wir auch gegen Kanada etwas reißen", sagte Jan-Lennard Struff vor dem Viertelfinale im Davis Cup gegen die Nordamerikaner am Donnerstag (24.11.2022, 16 Uhr). Der 32-Jährige versucht Optimismus zu verbreiten. Allerdings hat das deutsche Team eine enorm große Aufgabe zu bewältigen. "Sie haben ein unglaublich gutes Team. Das muss man einfach anerkennen" so Struff.

Dieses kanadische Team besteht mit großer Wahrscheinlichkeit aus den ATP-Topspielern Felix Auger-Aliassme und Denis Shapovalov in den Einzeln. Die Besetzung kann sich sehen lassen. Auger-Aliassime ist derzeit die Nummer sechs in der Weltrangliste. Der 22-Jährige hat zudem die beste Saison seiner jungen Karriere hinter sich. Vier Titel auf der ATP-Tour konnte Auger-Aliassime in diesem Jahr gewinnen, allesamt in der Halle auf Hardcourt.

Gegner für den Kanadier wird in der spanischen Hardcourt-Halle wohl Oscar Otte sein, der derzeit lediglich auf Platz 65 in der Weltrangliste geführt wird. Zweimal trafen die beiden vermeintlichen Kontrahenten bisher aufeinander, der Kanadier ging jeweils als Sieger vom Platz.

Der kanadische Tennis-Profi Felix Auger-Aliassime

Felix Auger-Aliassime.

Auger-Aliassime zuletzt erschöpft

Die Voraussetzungen vor dem erneuten Aufeinandertreffen sind aus Sicht Ottes nicht gerade optimal. Während der Kölner sich in der zweiten Jahreshälfte mit einer Meniskusverletzung plagte, einige Wochen nicht auf der Tour starten konnte und noch immer nach seiner Bestform sucht, war Auger-Aliassime nicht zu stoppen. Er hat sein Tennis-Jahr mit 57 Siegen bei 27 Niederlagen auf der ATP-Tour beendet.

Allerdings: Zuletzt, bei den ATP Finals, war für ihn nach zwei Niederlagen bereits in der Gruppenphase Schluss. In Turin hatte er schnell den Grund erkannt, weshalb er nie zu seinem äußerst druckvollen, soliden und präzisem Spiel der Vorwochen gefunden hat: "Die Tatsache, dass ich müde bin - manchmal fühlt man sich nicht müde, aber es ist spät, man hat viel gespielt. Ich habe ein langes Jahr gespielt", so der Kanadier. Womöglich liegt in dieser Jahresendzeit-Erschöpfung des besten kanadischen Spielers die Chance für Otte.

Shapovalov steigert sich stetig

Ganz anders präsentiert sich Denis Shapovalov, der gerade in der zweiten Jahreshälfte mächtig aufdrehte. Der Weltranglisten-18. erreichte zu Beginn des Jahres bei den Australian Open das Viertelfinale, danach lief beim Linkshänder aber nicht mehr viel zusammen. "Ich habe viel Arbeit in die Trainingseinheiten und die Weiterentwicklung meines Spiels gesteckt. Wir haben als Team gespürt, dass ich stärker werde, aber die Siege sind einfach nicht gekommen", sagte Shapovalov.

Der kanadische Tennis-Profi Denis Shapovalov

Denis Shapovalov

Erst ab den US Open konnte er seine Form wiederfinden, erreichte in der Folge zwei Finals (Wien, Seoul). Aber: Struff, der sich früh im Jahr einen Zehenbruch zugezogen hatte ("Ich hatte keine gute Saison"), hat eine positive Matchbilanz gegen Shapovalov (5:3). Struff ist aufgrund seiner langwierigen Verletzung auf Platz 152 auf der Weltrangliste abgerutscht und sucht ebenfalls - wie Otte - noch nach seiner Bestform.

Im Doppel ist Deutschland Favorit

Das Doppel ist die Disziplin, in der die Kanadier gegen die deutsche Mannschaft nicht als Favorit in die Partie gehen. 15 Doppel-Partien hintereinander gewann die deutsche Mannschaft, die letzte Niederlage gab es im Jahr 2017.

Vasek Pospisil (Nr. 100 in der Welt), Alexis Galarneau (204) und Gabriel Diallo (224) stünden Kanadas Teamchef Frank Dacevic noch als Alternativen bereit.

Das Ziel der Kanadier ist eindeutig. Denis Shapovalov machte daraus auch keinen Hehl, als er danach gefragt wurde: "Natürlich will ich Teil des Teams sein und die Davis-Cup-Trophäe mit den kanadischen Jungs in die Höhe stemmen."