Davis Cup Deutsches Tennis-Team geht als Außenseiter ins Viertelfinale

Stand: 24.11.2022 08:10 Uhr

Am Donnerstag startet Deutschland in die Davis-Cup-Finals und muss im Viertelfinale gegen Kanada bestehen. Eine schwierige Aufgabe - trotz eines Trumpfs.

Bis 27. November gehen die Davis Cup Finals 2022 im spanischen Málaga über die Bühne. Deutschland gewann den Tennis-Traditionswettbewerb zuletzt 1993. Ein neuerlicher Triumph käme schon einer Sensation gleich, zumal das DTB-Team weiterhin auf seinen verletzten und jetzt auch noch an Corona erkrankten Topspieler und Olympiasieger Alexander Zverev verzichten muss.

Kohlmann setzt auf Hamburger Siegerteam

Ohne Zverev hatten die deutschen Tennis-Männer im September in Hamburg den Sprung zur Finalrunde des prestigeträchtigen Mannschaftswettbewerbs geschafft. Teamchef Michael Kohlmann setzt auch für die K.o.-Runde, in die Deutschland im Viertelfinale gegen Kanada am Donnerstag (24.11.2022) startet, auf Jan-Lennard Struff (Warstein), Oscar Otte (Köln), Ersatzmann Yannick Hanfmann (Karlsruhe) und das Doppel Kevin Krawietz (Coburg)/Tim Pütz (Frankfurt).

Struff: "Wir sind definitiv der Außenseiter"

Über die Rolle der deutschen Mannschaft macht sich Struff, der ein entscheidender Faktor für den Einzug ins Viertelfinale war, nichts vor: "Wir sind in Málaga definitiv der Außenseiter", sagte er im Interview mit dem Deutschen Tennis-Bund (DTB). Und er schob kämpferisch nach: "Aber wir müssen uns wirklich nicht verstecken und an unsere Chance glauben. Dann können wir auch gegen Kanada etwas reißen."

Die Kanadier sind allerdings ein schwerer Brocken und gehen mit dem Weltranglisten-Sechsten Felix Auger-Aliassime und dem Weltranglisten-Achtzehnten Denis Shapovalov ins Duell gegen Deutschland. Der Gegner habe ein "unglaublich gutes Team. Das muss man einfach anerkennen", sagte Struff.

Jan-Lennard Struff

Jan-Lennard Struff

Aufseiten der Kanadier hat gerade Auger-Aliassime eine starke Saison hinter sich. Mit drei Turniersiegen in Serie in Florenz, Antwerpen und Basel spielte sich der 22-Jährige im Herbst in den Fokus. Die ATP Finals, der Saisonabschluss der acht besten Tennisprofis des Jahres, endeten für ihn mit dem Vorrunden-Ausscheiden enttäuschend.

"Das Aus kann ihn auch zum Nachdenken verleiten", mutmaßte Kohlmann, schränkte aber ein: "Aber ich glaube, wenn er für Kanada auf den Platz geht, wird er das abschütteln und seine Leistung bringen."

Pluspunkt Mannschaftsgeist

Die DTB-Auswahl kann immerhin mit einem Trumpf aufwarten: ihrem Teamspirit. Kohlmann sagte dazu: "Die Mannschaft steht zusammen, egal, was auf dem Platz passiert. Mit diesem Gefühl zu spielen und nicht aufzugeben, das macht uns stark. Wir haben eine sehr besondere Truppe."

"Wir haben das schon im vergangenen Jahr bei den Finals in Innsbruck unter Beweis gestellt, dass diese besondere Energie, die wir im Team haben, große Kräfte freisetzen kann", sagte auch Struff. Damals erreichte die deutsche Mannschaft das Halbfinale.

Als Beispiel für den Teamspirit nannte der Warsteiner einen Mannschaftsausflug nach Österreich: "Wir hatten nur eine begrenzte Zahl an Zimmern zur Verfügung, aber wollten, dass auch möglichst viele vom Betreuerstab mitkommen. Da haben alle Spieler sofort gesagt, dass sie auch zu zweit ins Zimmer gehen und das Sofa nehmen würden. Das zeigt einfach, welcher Geist in diesem Team steckt."

Kühnen: "Extrem starker Zusammenhalt"

Otte ergänzte: "Wir haben eine spezielle Chemie im Team, die Extra-Kräfte freisetzen kann." Ähnlich sieht das auch der frühere Davis-Cup-Kapitän Patrik Kühnen: "Die deutsche Mannschaft hat einen extrem starken Zusammenhalt. Es hat sich schon oft gezeigt, dass Spieler bei einem starken Teamgeist über sich hinauswachsen können." Der 56-Jährige verwies zudem darauf, dass Deutschland ein extrem starkes Doppel hat: "Auch wenn die Kanadier Favorit sind, sind die Chancen fürs deutsche Team auf jeden Fall da."

Tennis-Experte Patrik Kühnen setzt vor allem auf einen Faktor beim Davis Cup.

Tennis-Experte Patrik Kühnen

Australien und Kroatien schon im Halbfinale

Das australische Team hatte am Dienstag (22.11.2022) gegen die Niederlande als erster und auf schnellstem Weg das Halbfinale erreicht. Jordan Thompson schlug Tallon Griekspoor 4:6, 7:5, 6:3, ehe Alex De Minaur 5:7, 6:3, 6:4 gegen Botic van de Zandschulp gewann und den Einzug in die Runde der letzten Vier perfekt machte. Im Halbfinale treffen die Australier am Freitag auf Kroatien.

Auch Kroatien machte bereits in den beiden Einzeln gegen die ohne ihre Topstars Carlos Alcaraz und Rafael Nadal angetretenen Spanier alles klar. Borna Coric und Marin Cilic stellten die Weichen auf Sieg: Coric gewann gegen Roberto Bautista-Agut 6:4, 7:6 (7:4), Cilic siegte mit 5:7, 6:3, 7:6 (7:5) gegen Pablo Carreno Busta.

Kein klarer Favorit

Qualifiziert für die Finalrunde haben sich außerdem Italien und die USA. Titelverteidiger Russland ist nicht dabei: Der Verband wurde wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine schon im März vom Davis Cup ausgeschlossen. Einen eindeutigen Favoriten gibt es diesmal nicht.

Als zumindest auf dem Papier stärkste Teams gelten die USA und eben Kanada mit den Top-Ten-Spielern Taylor Fritz und Auger-Aliassime.

Carlos Alcaraz

Carlos Alcaraz

Der Spielplan

Der Davis Cup wird seit 2019 im zusammengestauchten und umstrittenen Modus mit einer Gruppenphase und dem anschließenden Finalturnier ausgetragen. Im Vorjahr war das deutsche Team im Halbfinale ebenfalls ohne Zverev an Russland gescheitert.

Viertelfinale
Donnerstag, 24. November, 10 Uhr: Italien gegen USA
Donnerstag, 24. November, 16 Uhr: Deutschland gegen Kanada

Halbfinale

Freitag, 25. November, 16 Uhr: Australien gegen Kroatien
Samstag, 26. November, 13 Uhr: Italien oder USA gegen Deutschland oder Kanada

Finale

Sonntag, 27. November, 13 Uhr