Tennis | French Open Zverev vor Duell gegen Alcaraz: Hauptsache nicht zu spät

Stand: 30.05.2022 19:28 Uhr

Vor dem Duell gegen Tennis-Überflieger Carlos Alcaraz beschwert sich Alexander Zverev über eine mögliche Ansetzung der Partie in der "Nightsession". Diese ist vom Tisch. Schwer wird es aber trotzdem.

Von Jannik Schneider

Selten wurde eine Spielansetzung bei einem Grand-Slam-Turnier derart mit Spannung erwartet wie am Montag (30.5.2022) bei den French Open. Als die Entscheidung der Veranstalter des französischen Tennisverbands am Nachmittag getroffen war und kommuniziert wurde, lief Alexander Zverev Senior auf dem Trainingsplatz 25 im Jean-Bouin-Trainingscenter sofort auf seinen Sohn zu und präsentierte ihm auf Höhe der Grundlinie sein Smartphone.

Alexander Zverev wirkte in diesem Moment ein wenig überrascht, aber auch erleichtert ob der Entscheidung, blickte nach draußen und rief: "Match drei, noch tagsüber – keine Nightsession." Dann lächelte er ein wenig und fokussierte sich auf den nächsten Ballwechsel.

Die noch recht neue "Night Session" auf dem Centre Court der French Open im Stade de Roland Garros wollte Zverev unbedingt vermeiden, hatte der 25-Jährige nach seinem Achtelfinal-Arbeitssieg mit einigen Konzentrationsschwächen gegen den spanischen Überraschungsqualifikanten Bernabe Zapata Miralles am Sonntagabend bekannt.

Allerdings hatte er diesen Wunsch mit wenig Hoffnung verbunden. Und die Veranstalter des französischen Verbands kritisiert. Nicht nur in den sozialen Medien wurde seine Kritik vor dem Viertelfinale gegen Carlos Alcaraz heiß und – mal wieder – größtenteils zu seinem Nachteil diskutiert.

Zverev kritisierte Veranstalter

"Alcaraz hat jetzt zweimal die Nightsession (auf dem Centre Court, Anm. d. Red.) gespielt und ich gehe von einem dritten Mal gegen mich aus. Ich glaube, es ist schon sehr offensichtlich, in welche Richtung es hier geht und wen das Turnier hier weiterhaben will", hatte Zverev dem französischen Verband mitgegeben.

Zverevs Bedenken: Er hat bislang hauptsächlich auf dem zweitgrößten Court "Suzanne Lenglen" gespielt. Über den Centre Court "Philippe Chatrier" sagt er: "Es ist, als ob du einen anderen Kontinent betrittst."

Zverev hatte zudem Sorge um seine größte Waffe, den Aufschlag, der bei kalten Bedingungen am Abend leichter zu entschärfen sei, da langsamer. Gleiches gelte für seine Vorhand, die ohnehin als anfällig gilt.

Nadal muss auf ungeliebten Spät-Termin ausweichen

All diese Sorgen zeigen sich nun als unbegründet. Statt Zverev muss Alcaraz in das ungewohnte Vorabendprogramm wechseln. Ob das ein Vorteil für den Deutschen ist, muss sich noch zeigen. Es gibt momentan keinen Spieler, der mehr Tempo, Schlaghärte und Topspin erzeugen kann als Carlos Alcaraz. Ein Nachteil dürften die wärmeren Bedingungen für ihn nicht sein.

So richtig bevorteilt fühlen dürfte sich aus dem Viertelfinal-Tableau am Montag am ehesten noch Novak Djokovic. Dessen Gegner Rafael Nadal hatte wiederholt bekräftigt, er fühle sich ob der kälteren Bedingungen abends nicht wohl, muss jetzt aber genau dort gegen seinen Erzrivalen antreten.

French Open: Kampf um Ansetzungen im Hintergrund

Aber es geht in den Ansetzungsdiskussionen der Verantwortlichen eben auch weniger um persönliche Befindlichkeiten als um das ganz große Geld zur Primetime. Ein Streamingdienst hat in Frankreich die Exklusivrechte für die Nightsession, während das französische Fernsehen den Rest des Tages überträgt.

Hinter den Kulissen wurde hart gerungen. Den Verantwortlichen gelang am Ende ein Deal: Der Streamingdienst stellt das abendliche Duell Nadal gegen Djokovic nun kostenlos zur Verfügung.

Auf was Zverev im letzten Training achtet

Ungeachtet all dessen arbeiteten Nadal, Djokovic und Zverev am Montag auf drei nebeneinanderliegenden Plätzen geschützt von hohen Zäunen an Feinheiten. Zverev trainierte vor allem den Übergang zum Netz nach dem Aufschlag und dem ersten Grundschlag und feilte je fast 30 Minuten von Einstands- und Vorteilsseite an seinem Service.

Dabei bildete er mit seinem Vater und Trainer Sergi Bruguera eine Art Dreieck. Von beiden Seiten erhielt er kleine Justierungen auf russisch und englisch. Bruguera, selbst zweimaliger French-Open-Sieger, ist seit Miami im März in Zverevs Team. Die Kommunikation mit Zverev hat sich seitdem stark verbessert, es wirkt, als ob Zverev ihm nach einer ersten Kennenlernphase nun mehr zuhört und vertraut.

Öffentlich sprechen wollte der Spanier am Montag mit Verweis auf seine andere Aufgabe als Davis-Cup-Trainer im spanischen Verband vor dem Duell gegen Alcaraz nicht. Zverev selbst sagte: "Ich bin bereit. Die Motivation ist da und ich möchte gutes Tennis zeigen und hoffe, dass ich es noch verbessern kann und dann auch diese Konzentrationsschwankungen nicht habe. Das kann ich mir gegen Alcaraz auch nicht erlauben."