Zverev winkt mit seinem Tennisschlager zufrieden zu den Zuschauern beim ATP-Turnier in Turin.

Das Ende der Saison der Leiden Alexander Zverev hat sein Comeback abgeschlossen

Stand: 18.11.2023 13:58 Uhr

Alexander Zverev ist unglücklich bei den ATP Finals ausgeschieden. Dennoch kann der 26-Jährige zufrieden auf seine ungewöhnliche Saison zurückblicken. Denn seine schwere Bänderverletzung aus dem Vorjahr wirkte sehr lange nach.

Schon am Dienstag (21.11.2023) wird der Flieger in Richtung Malediven abheben. An Bord sein wird Alexander Zverev samt Familie und seinem Trainerstaff. Da trifft es sich ganz gut, dass Zverevs Vater Alexander Senior der Cheftrainer ist und Bruder Mischa Manager und Sparringspartner. Außerdem noch dabei ist wohl Sergei Bubka Junior als Jugendfreund, Manager und Hittingpartner. Damit bleibt die Reisegruppe, anders als das bei bei anderen Tennisprofis in ähnlicher Konstellation der Fall wäre, eher überschaubar.

Die Zverevs erledigen die sportlichen Herausforderungen für Alexander Junior seit jeher gerne im engsten Familienkreis. Und so wollen sie auch das kommende Jahr, die kommende Tennissaison, angehen. "Das könnte interessant werden", sagte Zverev nach seinem unglücklichen Ausscheiden bei den ATP Finals in Turin am Freitagabend. Trotz Siegen gegen Carlos Alcaraz und Andrej Rublew war das Saison-Abschlussturnier der besten acht Spieler des Jahres für ihn bereits nach der Gruppenphase beendet.

In Australien geht es holprig los

Dass Zverev allerdings überhaupt noch in diesen elitären und illustren Kreis aufgenommen werden konnte, hat er seinen unerwarteten Erfolgen in diesem außergewöhnlichen Jahr zu verdanken. Nach seiner schweren Bänderverletzung, die er sich im Sommer 2022 im Halbfinale der French Open zugezogen hatte und der darauf folgenden, sieben Monate andauernden Pause musste der 26-Jährige erst einmal ganz langsam zurückfinden auf die ATP-Tour.

Es ging zu Jahresbeginn in Australien dann auch holprig los. Knappen, mühsamen Siegen folgten derbe Niederlagen, die zeigten, dass der Hamburger noch weit von seiner Bestform entfernt war. Er tastete sich aber beharrlich immer weiter ran, ließ sich von den folgenden Pleiten nicht allzu nervös machen.

Es kristallisierte sich in der ersten Jahreshälfte immer weiter heraus: Gegen die Top-Spieler wie Daniil Medwedew, Casper Ruud oder Carlos Alcaraz konnte er zwar noch nicht mithalten. Gegen die Spieler, die auf der Weltrangliste hinter den Top Ten folgten, befand er sich aber bereits wieder auf Augenhöhe. Was angesichts der hohen Leistungsdichte auf der ATP-Tour nach solch einer langen, aufgezwungenen Pause eine bemerkenswerte Leistung war.

In Weltrangliste weit zurückgefallen

Dass Zverev selbst alles nicht schnell genug ging und er kaum die nötige Geduld gefunden hatte, konnte er nicht verschweigen. "Ich bin immer noch 1.000 Kilometer weit entfernt. Um zu sagen, man ist wieder dabei, muss man wenigstens einmal gewinnen, und das tue ich ja nicht. Momentan spiele ich dieses Jahr das schlechteste Tennis wahrscheinlich seit 2015, 2016", schimpfte er etwa nach einer deutlichen Achtelfinal-Niederlage beim 1.000er-Turnier in Rom gegen Medwedew noch Mitte Mai.

Als Ende Mai die French Open ausgetragen wurden, war Zverev zwar auf Platz 27 der Weltrangliste zurückgefallen - aber Paris sollte so etwas wie der Wendepunkt sein. Seine Rückkehr auf den Centre Court Philippe Chatrier, wo er sich so schwer verletzt hatte, wühlte ihn auf, wie er nach seinem souveränen Dreisatz-Sieg gegen den Slowaken Alex Molcan auf der Pariser Asche verriet: "Ich war so nervös, aber das Publikum hat mir sehr geholfen. Ich liebe es immer noch, auf diesem Platz zu spielen."

Spätestens damit hatte sich die Angst vor der eigenen Verletzlichkeit aus seinen Gedanken entfernt. Nun konnte sich Zverev wieder ungestört von dem Verletzungstrauma seiner Leidenschaft hingeben. "Das Positivste ist, dass ich sagen kann, ich bin zurück auf dem Level, wo ich sein möchte. Ich bin auf hohem Niveau, das nehme ich mit", sagt Zverev.

Motivation ist hoch

Es folgte ein Turniersieg in seiner Heimatstadt Hamburg (500er Kategorie) und das weitere Herantasten an die Weltspitze - was weitere Niederlagen gegen Top-Konkurrenten wie etwa Novak Djokovic, Stefanos Tsitsipas oder Rublew beinhaltete. Im chinesischen Chengdu (250er Kategorie) konnte er sich Ende September in dieser Saison ein zweites Mal - ohne einen Top-Spieler geschlagen zu haben - einen Titel sichern.

Die vollständige Rückkehr in die Weltspitze scheint nun in Turin geglückt zu sein, das Comeback ist abgeschlossen. "Es war das härteste Jahr meines Lebens, ich liebe Tennis mehr als alles andere im Leben. Ich spiele den Sport nicht für das Geld, nicht für den Ruhm oder irgendetwas anderes", sagte Zverev.

Das Vorbereitungstraining für die Saison soll bereits nach zwei Tagen Erholung auf den Malediven wieder beginnen, die Ungeduld ist geblieben. Zverevs großes Ziel bleibt es schließlich, mindestens einen der vier Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Zudem kann er sich im kommenden Sommer eine weitere Olympiamedaille in Paris sichern. "Ich bin sehr motiviert", sagte Zverev, ehe er sich in die (aktive) Pause verabschiedete.