Schwimmer Lucas Matzerath bejubelt eine seiner Goldmedaillen bei den Deutschen Meisterschaften.

WDR-Sport Schwimm-WM in Japan: Lucas Matzerath geht auf Rekordjagd

Stand: 12.07.2023 20:01 Uhr

Mit fünf Medaillen von den Deutschen Meisterschaften im Gepäck fährt Lucas Matzerath zur Schwimm-WM nach Japan. Dort will er nun endlich den deutschen Rekord über 100 Meter Brust knacken.

Sport ist nicht alles, es kommt auf die Mischung an. Das weiß auch Schwimmer Lucas Matzerath. Deswegen hat der gebürtige Titzer aus dem Kreis Düren rund um die Schwimm-WM im japanischen Fukuoka (14. bis 30. Juli 2023) neben den Wettkämpfen auch ein Reiseprogramm gestrickt. "Die Liste ist groß in Japan", sagte Matzerath im Gespräch mit dem WDR.

Schon am Freitag fliegt der 23-Jährige, der in Bochum trainiert, mit seinem Team nach Kumamoto, wo er sich schon auf die Olympischen Spiele in Tokio vorbereitet hatte. Die Trainingsintensität will er dann ein wenig herunterfahren und die so gewonnene Freizeit auch für Ausflüge in die Stadt nutzen. "Wenn man vor einem Wettkampf zu sehr verkopft ist und das Ganze nicht auch genießen kann, dann ist das alles deutlich schwieriger", sagte er. Und: "Wann kommt man denn schon einmal zu solchen Orten hin?"

Fünf Medaillen bei Deutschen Meisterschaften

Ernst wird es für den 23-Jährigen dann ab dem 23. Juli, wenn die Vorläufe in der 100-Meter-Brust-Konkurrenz starten. Außerdem geht Matzerath noch über 50 Meter Brust (29. Juli) und in der Staffel über 4x100-Meter Lagen (30. Juli) an den Start.

Die Form stimmt. Bei den Deutschen Meisterschaften am vergangenen Wochenende räumte Matzerath mächtig ab, holte vier Mal Gold (100 und 200 Meter Brust, 4x100 Meter Lagen Herren und Mixed) und ein Mal Silber (50 Meter Brust). Und das, obwohl er gar nicht auf die Deutschen Meisterschaften hintrainiert hatte, sondern den Wettkampf eher als Vorbereitung auf die WM angesehen hatte.

"Ich bin mit einem offenen Geist in die deutsche Meisterschaft gegangen. Es hätte so oder so laufen können", sagte er. "Jetzt lief es sehr, sehr gut für mich, da bin ich sehr zufrieden." Nur mit seiner Zeit im Vorlauf über die 100 Meter Brust habe er gehadert. "Aber ich bin froh, dass ich mich im Finale steigern konnte. Aber für die Weltmeisterschaft nehme ich mit, dass ich auch im Vorlauf den Fokus mehr auf meine Stärken und die Renn-Einteilung lege, um da nicht überraschend rauszufliegen."

Größter Erfolg bei der EM in Rom

Lucas Matzerath präsentiert seine Bronzemedaille über 50 Meter Brust bei der Schwimm-EM in Rom 2022.

Lucas Matzerath präsentiert seine Bronzemedaille über 50 Meter Brust bei der Schwimm-EM in Rom 2022.

Seinen bisher größten Erfolg feierte Matzerath im vergangenen Jahr bei der Europameisterschaft in Rom, wo er über 50 Meter Brust und 200 Meter Brust zur Bronzemedaille schwamm. Ob es auch bei der WM für eine Medaille reicht, sei "offen", sagte er. "Klar, ich erträume mir das immer, aber es ist jetzt nicht so, dass ich etwas davon abhängig mache. Aber es wird ein sehr spannendes Rennen. Über die 100 Meter und die 50 Meter gibt es aktuell keinen klaren Favoriten. Da könnte alles möglich sein."

Ein klares Ziel hat er aber vor Augen: "Ich will dem 58er-Club beitreten. Das heißt, die 100 Meter Brust unter 59 Sekunden schwimmen. Das ist mein Ziel, das ich schon in vergangenen Jahren angepeilt habe und ich denke, jetzt ist der Zeitpunkt da, wo es klappt."

Deutscher Rekord soll fallen

Ende Mai schwamm er beim "AP Race" in London die 100 Meter Brust in genau 59 Sekunden. Damit schrammte er nur knapp am deutschen Rekord vorbei. Den hält nach wie vor Fabian Schwingenschlögl mit 58,95 Sekunden. Geht es nach Matzerath, fällt der Rekord bei der WM. "Mein Ziel ist erst einmal, die 58 stehen zu haben. Und der Rest kommt dann mit."

Um sein Ziel zu erreichen trainiert er seit 2021 in Bochum. Nebenbei studiert er im Bachelorstudiengang Elektrotechnik an der Hochschule Bochum. Offiziell startet Matzerath aber für die SG Frankfurt - noch. "Blau-Weiß Bochum und die SG Ruhr bilden jetzt eine neue Trainingsgemeinschaft. Dementsprechend werde ich irgendwann auch als Bochumer starten", sagte er.

Besondere Beziehung zu Trainer Mark Jayasundra

Dass er in Bochum trainiert und studiert hat mit seinem Trainer Mark Jayasundara zu tun, der 2021 aus privaten Gründen nach Bochum zog. Die Beziehung zu seinem Trainer sei eine Besondere, sagte Matzerath: "Ich kenne Mark seitdem ich zwölf bin und habe schon früh gemerkt, dass er der richtige Trainer für mich ist." Deswegen sei er ihm erst von Mönchengladbach, wo sich beide kennengelernt hatten, nach Frankfurt und nun auch ins Ruhrgebiet gefolgt. "Ich vertraue voll auf Marks Trainingsphilosophie. Er ist für mich Ansprechpartner Nummer eins, wenn es ums Schwimmen geht."

Jayasundara beschrieb die Beziehung gegenüber dem WDR so: "Ich denke, dass wir eine sehr vertrauensvolle und harmonische Trainer-Sportler-Beziehung haben. Er vertraut mir zu 100 Prozent und ist bereit durch Fleiß und langfristige Hingabe immer weiter die Bergspitze hochzuklettern", sagte er. "Wir sind beide sehr ehrgeizig und wollen gewinnen. Uns wurde mal gesagt, wir haben eine gewisse Lockerheit, aber gleichzeitig auch eine starke Professionalität."

Für die Zukunft will sich Matzerath keine konkreten Ziele setzen. Nur bei den Olympischen Spielen will er regelmäßig vertreten sein. Nun steht aber erst einmal die Weltmeisterschaft in Fukuoma an. Und danach kann Matzerath weiter an seiner Japan-Liste arbeiten: "Worauf ich mich sehr freue ist, dass ich nach der WM mit meinem Vater noch ein bisschen Zeit in Japan verbringen werde. Das heißt, da bekomme ich die Gelegenheit das zu sehen, was ich vorher nicht zu sehen bekommen habe."