Kölns Jan Thielmann (v.l.), Simon Terodde vom FC Schalke 04 und Duisburgs Tobias Fleckstein, der sich hinter seinem Trikot versteckt

WDR-Sport Leverkusen außen vor - der Fußball in NRW steckt in der Krise

Stand: 26.02.2024 13:19 Uhr

Während Bayer Leverkusen den ersten Meistertitel fest anvisiert, geht es für viele andere Klubs aus NRW um den Klassenerhalt, für manche um die blanke Existenz.

Von Jakob Halbfas

In allen drei deutschen Profi-Ligen sind Vereine aus Nordrhein-Westfalen (NRW) vertreten. Fünf Klubs spielen im Oberhaus, drei in der 2. Bundesliga und sieben in der 3. Liga. Für den Großteil verläuft die Saison bisher enttäuschend. Klubs wie Schalke 04 und der MSV Duisburg kämpfen ums Überleben.

Leverkusen auf Meisterkurs, Dortmund "läuft der Musik hinterher"

In der Bundesliga läuft es aus NRW-Sicht in dieser Saison nur für Bayer Leverkusen richtig gut. Die Werkself hat sich mit dem 33. ungeschlagenen Bundesligaspiel in Folge jüngst in die Geschichtsbücher eingetragen und ist auf bestem Wege zur ersten Meisterschaft.

Die war für Borussia Dortmund in der vergangenen Spielzeit schon zum Greifen nah. Erst am letzten Spieltag schnappte der FC Bayern den Borussen den lang ersehnten Titel vor der Nase weg. In der aktuellen Spielzeit läuft der BVB seinen eigenen Ansprüchen weit hinterher und liegt nach 23 Spieltagen schon 20 Punkte hinter Leverkusen. Dortmund gewinnt nur jedes zweite Bundesliga-Spiel.

Für den BVB geht es in dieser Bundesliga-Saison einzig und allein darum, den vierten Platz abzusichern. Dieser würde die sichere Qualifikation für Champions League bedeuten. Diesen vierten Plätz hält der BVB momentan mit einem Punkt Vorsprung auf RB Leipzig. Nach der Niederlage gegen Hoffenheim (2:3) ist der BVB seit drei Pflichtspielen ohne Sieg. Das ist auch für Trainer Edin Terzic "extrem frustrierend."

Gladbach, Bochum und Köln unten drin

Um die drei weiteren Bundesligaklubs aus NRW zu finden, geht der Blick in die zweite Tabellenhälfte. Während das neue Jahr für Borussia Mönchengladbach mit einem Sieg gegen den Dritten VfB Stuttgart noch erfolgreich startete, fand sich die Borussia Mitte Februar plötzlich im Abstiegskampf wieder. Nach nur zwei Punkten aus fünf Spielen war die Borussia auf den 15. Platz abgerutscht. Durch den Sieg am vergangenen Wochenende gegen den VfL Bochum hat sich Gladbach erst einmal wieder etwas Luft verschafft. Die Ambitionen sind dennoch ganz andere. Das sieht auch Sportdirektor Roland Virkus so: "Wir haben keinen Grund, um in Euphorie zu verfallen."

Köln schon mit acht Punkten Rückstand

Den Platz mit der Borussia getauscht hat der VfL Bochum, jetzt Tabellen-15., der Vorsprung auf den 1. FC Köln beträgt aber beachtliche acht Punkte. Mit 25 Punkten nach 23 Spieltagen ist man in Bochum voll im Soll. Anders als die Kölner, die sich nur noch leise Hoffnungen auf eine direkte Rettung machen können. Drei Siege nach 23 Spielen bedeuten 17 Punkten und den Relegationsplatz. Immerhin geht die Leistungskurve mit Neu-Trainer Timo Schultz stetig nach oben. Unter Schultz verlor der FC bislang nur gegen Dortmund (0:4), gewann einmal und spielte viermal 1:1.

"Wir haben die Qualität und brauchen den Mut und die Überzeugung", sagte Schultz nach dem Punktgewinn in Stuttgart. Die nächsten Wochen werden richtungsweisend für Köln, zumal mit den beiden Nachbarschaftsduellen gegen Leverkusen und Mönchengladbach sowie dem Heimspiel gegen Leipzig drei echte Highlights warten.

Aufwärtstrend in Düsseldorf, Krisenstimmung auf Schalke

In einer möglichen Relegation könnte der FC auf Steffen Baumgart treffen, von dem sich der Verein kurz vor Weihnachten getrennt hatte. Baumgart feierte am Wochenende einen erfolgreichen Einstand als Neu-Trainer vom Hamburger SV. Die Hanseaten belegen aktuell den dritten Platz in Liga zwei. Trotz eines bisher schwachen Jahr 2024 ist dieser auch für Fortuna Düsseldorf noch immer in Reichweite. Nach dem ersten Sieg des Jahres am Sonntag gegen Rostock (2:0) liegt die Fortuna fünf Punkte hinter Hamburg auf Platz sieben. Einen Punkt vor Düsseldorf liegt der SC Paderborn.

Abstiegskampf statt Aufstiegsrennen heißt es in Gelsenkirchen. Bundesliga-Absteiger Schalke 04 steckt weiter im Tabellenkeller der 2. Bundesliga fest. Nach der 0:3-Niederlage gegen den direkten Konkurrenten aus Magdeburg hat sich die Lage auf Schalke erneut zugespitzt. "Das war einfach wieder grottenschlecht. Das geht einfach nicht", sagte Schalkes Paul Seguin nach der Partie.

Vier Punkte beträgt der Vorsprung auf die Plätze 16 und 17. In den kommenden Wochen trifft Schalke auf echte Brocken: Am Freitag kommt Tabellenführer St. Pauli, eine Woche später Paderborn, dann ist man zu Gast in Berlin. Sollte es wirklich zu einem Abstieg kommen, ist offen, ob Schalke überhaupt in der 3. Liga antreten wird: Die Königsblauen haben große finanzielle Probleme und dürften es schwer haben, die DFB-Lizenzauflagen zu erfüllen.

Duisburg und Arminia kämpfen ums Überleben

Und auch in Liga drei sieht es vor allem für die Traditionsvereine - mit Ausnahme von Rot-Weiß Essen und Preußen Münster - überhaupt nicht gut aus. Der MSV Duisburg steckt seit Saisonbeginn tief im Tabellenkeller fest. Als Tabellen-18. beträgt der Abstand auf das rettende Ufer fünf Punkte.

Nur knapp über dem Strich steht mit Arminia Bielefeld ein Absteiger aus der 2. Bundesliga. Der Arminia droht der direkte Absturz aus der Bundesliga in die Regionalliga. "Das ist für jeden Fan richtig richtig scheiße und ich verstehe auch, dass da viele Angst haben", sagte Bielefelds Nicklas Shipnoski nach der bitteren Punkteteilung am Sonntag. Beim 1. FC Saarbrücken kassierten die Ostwestfalen in der Nachspielzeit den Ausgleich. Mit Viktoria Köln und dem SC Verl stehen zwei weitere NRW-Klubs tief unten in der zweiten Tabllenhälfte. Mit dem Abstieg sollten allerdings beide nichts mehr zu tun bekommen.

Es sind vor allem, die Traditionsvereine wie der 1. FC Köln, Schalke 04, Arminia Bielefeld und der MSV Duisburg, die aus NRW-Sicht Sorgen bereiten. Mögliche Abstiege könnten das Profi-Dasein einiger Klubs ernsthaft gefährden.