
Fußball | Bundesliga Er muss wieder ran: Luca Philipp bei der TSG Hoffenheim als Baumann-Vertreter gefordert
Nach der Gehirnerschütterung aus dem Spiel gegen Borussia Dortmund fällt Hoffenheims Nationaltorhüter Oliver Baumann für das Spiel bei Borussia Mönchengladbach aus. Die nächste Bewährungschance für den jungen Vertreter Luca Philipp.
Er muss es wieder tun: Die undankbare Aufgabe erledigen, die Hoffenheimer Torhüterlegende Oliver Baumann zu ersetzen. Im besten Fall (nahezu) gleichwertig. Luca Philipp, 24 Jahre, ist das schon einmal über mehrere Wochen bemerkenswert gut gelungen.
"Das ist ein bitterer Ausfall, aber Luca hat schon gezeigt, wie gut er Olli ersetzen kann", zeigt sich auch TSG-Trainer Christian Ilzer überzeugt vom Können seiner Nummer zwei, "er hat unser vollstes Vertrauen und wird seinen Mann stehen".
Anfang des Jahres stand Luca Philipp - Markenzeichen gegelte Haare und auffallende Emotionalität auf dem Platz - plötzlich im Schaufenster und fünfmal im Bundesligator der TSG. Damals hatte sich Stammkeeper Baumann, 34, in der Europa League gegen Tottenham einen Sehnenverletzung zugezogen und war wochenlang ausgefallen.
Philipps Bundesligadebüt im Januar gegen Frankfurt
Am 26. Januar gab Philipp in der Partie gegen Eintracht Frankfurt sein Debüt in der Bundesliga, zeigte beim 2:2 daheim gegen das Top-Team aus Hessen einen prima Einstand. "Bis zum Spielbeginn war ich sehr positiv angespannt", beschrieb Luca damals nach seinem Erstlingswerk im Gespräch mit SWR Sport sein Seelenleben, "aber das hat sich dann mit dem Einlaufen verflogen, ich konnte jede Minute genießen."
Auch in den nachfolgenden Spielen gegen Bayer Leverkusen, Union Berlin, Werder Bremen und den VfB Stuttgart hütete der großgewachsene Keeper (1,92 Meter) den Kasten der Kraichgauer. Philipp hatte sein ganzes noch junges (Torhüter-) Leben "darauf hingearbeitet, irgendwann in der Bundesliga zu spielen", so der Baumann-Vertreter, der daneben auch noch beim Überraschungssieg in der Europa League in Anderlecht (4:3) zum Einsatz kam. Nach seiner Zeit in den Jugendmannschaften der TSG hatte sich Luca Philipp in 54 Regionalligaspielen mit der zweiten Hoffenheimer Mannschaft Spielpraxis geholt.
Luca Philipp war gegen den VfB Stuttgart herausragend
Vor allem in der Partie gegen die Schwaben vom VfB zeigte der gebürtige Stuttgarter Luca Philipp, in Eltingen aufgewachsen, mit zahleichen Reflexen eine herausragende Leistung, ließ die Stuttgarter Stürmer um Deniz Undav verzweifeln. Er rettete seiner TSG letztlich das 1:1-Unentschieden und wurde danach vom Fachmagazin "kicker" sogar zum "Spieler des Spiels" auserkoren.
Das Hoffenheimer Eigengewächs, aus Freiberg gekommen und inzwischen seit zwölf Jahren im Verein, hatte sich spätestens jetzt in der Erstklassigkeit etabliert, musste aber nach Olli Baumanns Genesung eine Woche später in Bochum seinen Platz standesgemäß wieder räumen. "Obwohl es eigentlich keinen Grund gab, in wieder herauszunhemen", so Christian Ilzer. An einem wiedergenesenen Oliver Baumann, dem Nationaltorhüter, aber ging eben kein Weg vorbei.
Baumann mit Gehirnerschütterung nach Zweikampf mit Chuckwuemeka
Jetzt folgt also die nächste große Bewährungschance für Luca Philipp, und der Druck auf den Torhüter könnte angesichts der latenten Abstiegangst als Tabellenfünfzehnter im Kraichgau kaum größer sein. Bei der 2:3-Heimniederlage gegen Borussia Dortmund hatte sich Nummer-eins-Keeper Baumann kurz vor Spielende beim umstrittenen Zweikampf mit Dortmunds Carney Chuckwuemeka eine Gehirnerschütterung zugezogen.
Hoffenheims Rekordkeeper (401 Pflichtspiele für die TSG) fällt damit am Samstag (15:30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach definitiv aus. Philipp muss wie im Januar und Februar wieder ran und Baumann möglichst gut ersetzen. "Dortmund abhaken", so Hoffenheim-Coach Ilzer, "voller Fokus nach vorne".
Schwieriges Restprogramm für die TSG Hoffenheim
Das ist auch nötig, denn die Hoffenheimer kleben nach wie vor im Tabellenkeller fest. Und sollte der 1.FC Heidenheim auf Platz 16 am Freitagabend (20:30 Uhr) daheim gegen den VfL Bochum gewinnen, würde der Vorsprung der TSG auf den Relegationsrang vor dem Gladbach-Spiel auf nur noch zwei Pünktchen zusammenschmelzen.
Die Lage der Kraichgauer ist nach nur einem Sieg aus den letzten sieben Spielen also äußerst verzwickt, zumal das Restprogramm weitere schwierige Aufgaben bereit hält: Nach dem Spiel in Mönchengladbach geht es zum VfL Wolfsburg, ehe der designierte Meister Bayern München zum Saisonfinale in Sinsheim gastiert.
Sechstes Bundsligaspiel für Philipp bei Borussia Mönchengladbach
Immerhin: Baumann-Vertreter Luca Philipp ist mit seinen fünf Bundesliga-Einsätzen kein Greenhorn mehr, konnte in seinen ersten Einsätzen ganz wichtige Erfahrungen und Eindrücke sammeln. Eine Art Schnupperkurs in der Erstklassigkeit. Hängengeblieben sind bei ihm dabei vor allem "das enorme Tempo in der Bundesliga" gegenüber der viertklassigen Regionalliga. Seine Vorderleute bei der TSG wissen jedenfalls, dass sie sich auf ihren jungen und reaktionsschnellen Keeper in seinem sechsten Bundesligaspiel in Mönchegladbach verlassen können. "Luca hat immer gut trainiert", bekräftigt Coach Ilzer noch einmal, "er hat unser Vertrauen und unseren Rückhalt".
Auch wenn der Ausfall eines erfahrenen Könners wie der von Olli Baumann in der jetzigen Situation natürlich richtig schmerzt.
Sendung am Sa., 3.5.2025 14:00 Uhr, Stadion, SWR1 Rheinland-Pfalz