Unions Kevin Volland ist nach der Niederlage gegen Dortmund enttäuscht (imago images/Matthias Koch)

Erste Heimniederlage unter Bjelica Warum für Union mehr drin gewesen wäre

Stand: 03.03.2024 08:26 Uhr

Trainer Nenad Bjelica hat gegen den BVB seine erste Heimniederlage mit dem 1. FC Union kassiert. Dabei zeigte sein Team über weite Strecken viele gute Ansätze und hätte durchaus auch einen Punkt holen können. Vier Gründe, warum mehr drin war.

1. Verunsicherte Dortmunder

Die Reise nach Berlin war Borussia Dortmund mit schwerem Gepäck angetreten. Nur fünf Punkte hatte der BVB in den vergangenen vier Spieltagen vor dem Sieg gegen den 1. FC Union am Samstag geholt und hätte ohne die drei Punkte den Champions-League-Platz an RB Leipzig abgeben müssen. Schon seit Wochen brodelte es rund um das Team von Trainer Edin Terzic.

Unions Andras Schäfer im Zweikampf mit Dortmunds Ian Maatsen (imago images/Matthias Koch)
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Diese Verunsicherung hatte man ihnen zu Beginn auch im Stadion An der Alten Försterei deutlich angemerkt. Zwar versuchten die Dortmunder die Spielkontrolle über Ballbesitz zu gewinnen, wussten aber eigentlich nichts mit dem Ball anzufangen und wirkten nach vorne planlos. Nicht einen einzigen Torschuss verzeichneten sie in der ersten halben Stunde in Berlin. Zusätzlich zeigten sie sich unkonzentriert im Aufbauspiel, schenkten immer wieder Bälle her, spielten Fehlpässe, oder gerieten in der eigenen Hälfte in große Bedrängnis. Ein Zustand, den Union sich mehr hätte zu nutzen machen müssen.

2. Starkes Anlaufverhalten

Natürlich wusste auch Union-Trainer Bjelica um die aktuellen Schwierigkeiten der Gäste und stellte seine Mannschaft taktisch dementsprechend ein. Vor allem das hohe Anlaufen, mit dem bereits andere Gegner den BVB in den vergangenen Wochen mürbe gemacht hatten, setzten auch die Köpenicker über weite Strecken extrem gut um. Bereits tief in der gegnerischen Hälfte setzte das Angriffs-Duo aus Benedict Hollerbach und Kevin Volland die Dortmunder Verteidiger im Spielaufbau unter Druck und zwang diese zu Fehlern.
 
Die Gäste aus dem Ruhrgebiet schafften es so zwischenzeitlich nur mit großer Mühe über die Mittellinie und trafen dort dann auf gut verriegelte Unioner Abwehrketten, durch die es kaum ein Durchkommen gab. Defensiv lief vieles also genau nach Plan und Union kreierte einige der für ihr Spiel so wichtigen Umschaltmomente. Das einzige Problem: Sie konnten diese nicht für eigene Tore nutzen.
 
Union kostete das hohe Anlaufen viel Kraft, weshalb die Intensität mit fortgeschrittener Spielzeit abnahm. Zusätzlich gewöhnte sich Dortmund nach und nach an den hohen Druck, wurde souveräner und fand Wege, um die anlaufenden Angreifer auszukombinieren. Die Gastgeber verpassten es also schlichtweg, sich in ihrer besten defensiven Phase vorne mit einem Treffer für die Mühe zu belohnen.

3. Den Blick immer nach vorne

Chancen hatte es dafür eigentlich genug gegeben. Die Köpenicker spielten gegen den Tabellenvierten gerade zu Beginn überraschend elanvoll und mit viel Tempo nach vorne und waren deutlich näher am Führungstreffer als der Gegner. "Ich finde, dass wir nach Ballgewinnen oft den ersten Blick nach vorne hatten und ein gutes Spiel gemacht haben", sagte Kevin Volland nach dem Abpfiff.

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Bereits in der 6. Minute hatte Volland eine der besten Möglichkeiten vorbereitet, als er den Ball im Strafraum per Hacke auf Lucas Tousart abgelegt hatte. Doch der Franzose verpasste das Tor aus spitzem Winkel haarscharf. In der zweiten Hälfte war es dann Volland selbst, der den Treffer auf dem Fuß hatte, aber an Torhüter Alexander Meyer scheiterte (56.).
 
Neben diesen Großchancen verzeichnete Union gerade in der ersten halben Stunde des Spiels viele weitere gefährliche Situationen. Am Ende verschuldeten sie es selbst, dass sie nicht mehr aus dieser Phase machten. "Wir hatten viele Konter, haben aber zu oft die falschen Entscheidungen getroffen", erklärte Bjelica.
 
Oft waren der letzte Pass und der letzte Kontakt nicht gut und aus einem vielversprechenden Angriff wurde nichts. "Oder manchmal war es auch ein bisschen unglücklich, wenn noch ein Fuß dazwischenkommt", erklärte Volland. "Wenn wir in einer Druckphase das 1:1 machen oder in den ersten 30 Minuten ein Tor schießen, dann kann es anders ausgehen. Aber so ist das halt im Fußball." Mit Dortmund gewann am Ende also vor allem die effizientere Mannschaft.

4. Frederik Rönnow

Den Punktgewinn am meisten verdient hätte an diesem Samstag auf Seiten der Berliner der Torwart Frederik Rönnow. Der Däne präsentierte sich in herausragender Form und sorgte mit mehreren Glanzparaden dafür, dass Union überhaupt so lange im Spiel bleiben konnte.
 
So war er bei der ersten richtigen Chance der Dortmunder in der 35. Minute hellwach und parierte den Kopfball von Nationalspieler Nico Schlotterbeck aus kurzer Distanz glanzvoll. Nur wenige Minuten später pflückte er dann erneut einen drinnen geglaubten Ball von der Linie, als Julian Brandt einen Schuss entgegen der Laufrichtung des Keepers abfälschte.
 
Einzig beim Traumtor von Karim Adeyemi, der den Ball unhaltbar unter die Unterlatte schlenzte und im Eins-gegen-eins mit dem Dortmunder Stürmer Ian Maatsen, schien der herausragende Berliner Keeper an diesem Tag machtlos - wobei man ihm nach den vielen Paraden sogar zugetraut hätte, auch diese beiden Bälle noch zu halten.
 
Nach dem Abpfiff gab sich Unions bester Mann trotzdem gewohnt bescheiden und unzufrieden über die Niederlage: "Ich habe zwei Gegentore bekommen. Das ist nicht perfekt und wir haben keine Punkte. Ich will meiner Mannschaft natürlich immer helfen. (...) Mir ist völlig egal, welche Note ich bekomme. Wir haben das Spiel verloren und darauf liegt mein Fokus."
 
An ihm lag die Niederlage an diesem Samstag aber sicher nicht.

Sendung: rbb24, 02.03.2023, 21:45 Uhr