Fußball So läuft die Saison für die Berliner und Brandenburger Regionalligisten
Ein Drittel der Saison ist in der Regionalliga Nordost bereits absolviert. Ein Blick auf die sportlichen Entwicklungen beweist, dass die Prognosen vor dem ersten Spieltag mal wieder nicht sonderlich viel wert waren. Von Ilja Behnisch
Hertha BSC II (3. Tabellenplatz)
Die zweite Mannschaft von Hertha BSC kann offenbar ganz oder gar nicht, zumindest aber in dieser Saison keine Unentschieden. Sieben Siege nach elf Spieltagen stehen vier Niederlagen entgegen. Damit hat der überraschende Tabellendritte der Regionalliga Nordost genauso häufig verloren wie der Tabellen-Vierzehnte aus Babelsberg.
Richtig auf die Mütze gab es dabei gegen die Top-Teams des 1. FC Lokomotive Leipzig (0:6) und dem Halleschen FC (1:4). Ansonsten zeigen sich die Nachwuchskicker von Neu-Trainer Rejhan Hasanovic erstaunlich reif, siegen häufig knapp. Auch, weil es nicht den einen Torjäger gibt, sondern viele verschiedene Spieler treffen. Was umso erstaunlicher ist, wenn man bedenkt, dass mit Ibrahim Maza, Pascal Klemens, Linus Gechter, Tjark Ernst, Derry Scherhant, Marten Winkler und Marton Dardai mehr als eine halbe Mannschaft eine tragende Rolle bei den Zweitliga-Profis spielt, die auch im als U23 gedachten Regionalliga-Team auflaufen könnte. Kurzum: Zumindest in der vierten Liga ist der Berliner Weg ein erfolgreicher.
VSG Altglienicke (5. Tabellenplatz)
Der Saisonstart verlief mit nur einem Sieg aus den ersten fünf Spielen eher bescheiden. Seither aber ist die Mannschaft unter dem neuen Trainer Semih Keskin ungeschlagen. Dass es ein wenig brauchte, lag wohl auch daran, dass im Sommer die halbe Mannschaft ausgetauscht wurde. Immerhin: Die fünf Top-Scorer der VSG sind allesamt Neuzugänge. Von Anfang an richtig gut läuft es hingegen im Berliner Landespokal. In den bisherigen drei Partien steht ein Torverhältnis von 27:1 zu Buche, auch dank eines überragenden 6:1-Erfolgs bei Liga-Konkurrent Viktoria Berlin, dem Ex-Klub des Trainers.
BFC Dynamo (6. Tabellenplatz)
Wieder einmal als Aufstiegskandidat gestartet, steht der BFC schon nach einem Drittel der Saison am Scheideweg. Bei 13 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Lok Leipzig bräuchte es im Topspiel gegen die Sachsen am Samstag, den 19. Oktober, schon einen Sieg und anschließend mindestens eine kleinere Siegesserie, um diese Spielzeit nicht schon vorzeitig als enttäuschend abstempeln zu müssen. Dass Trainer Dennis Kutrieb, auch schon der dritte BFC-Übungsleiter dieser Spielzeit, davon spricht, nach der Winterpause solle seine Handschrift zu sehen sein, lässt darauf aber nur bedingt hoffen.
FC Hertha 03 Zehlendorf (8. Tabellenplatz)
Leistungsträger wie Lenny Stein, Berlins Amateurfußballer des Jahres, verloren. Das eigene Stadion im Umbau und also nicht nutzbar. Dazu eines der kleinsten Budgets der Liga. Hertha Zehlendorf galt vielen als Abstiegskandidat Nummer eins und überraschte von Beginn an mit begeisterndem Offensiv-Fußball aber auch entsprechenden Resultaten. Absoluter Erfolgsgarant dabei: Das Sturmduo bestehend aus Beyazit Abdulkadir (vier Treffer) und Polat Serhat (sieben Treffer).
Doch die gute Zwischenbilanz sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch weiterhin nur gegen den Abstieg gehen kann. Nach zuletzt vier sieglosen Spielen in Folge muss die Mannschaft nun beweisen, nicht nur aufgrund von Aufstiegs-Euphorie und dem Überraschungsfaktor punkten zu können.
FC Viktoria 1889 Berlin (11. Tabellenplatz)
Für einen Klub im absoluten Wandel darf sich Viktoria wohl zufrieden zeigen mit dem bisherigen Saisonverlauf. Satte 14 Zugänge waren es im Sommer. Ende August trennte sich der Verein dann von Geschäftsführer Rocco Teichmann und Sportdirektor Bernd Nehrig. Dabei war der Vertrag von Teichmann keine zwei Monate zuvor noch verlängert worden.
Auch Trainer Dennis Kutrieb, inzwischen beim BFC Dynamo, musste Mitte September gehen. Der 4:2-Heimsieg Anfang Oktober gegen Babelsberg verschaffte dem neuen Trainer-Duo bestehend aus Lucio Geral und Sven Körner etwas Ruhe. Ob der eingeschlagene Weg, sich vor allem auf die Ausbildung junger Spieler zu konzentrieren, langfristig für die Regionalliga genügt, bleibt jedoch fraglich.
SV Babelsberg 03 (14. Tabellenplatz)
Die, nach dem BFC Dynamo, zweite große Regionalliga-Enttäuschung aus Berlin/Brandenburg. Statt im oberen Tabellen-Drittel mitzuspielen, rutschte die Mannschaft unter dem neuen Trainer André Meyer von Beginn mitten hinein in den Abstiegskampf. Seit fünf Spielen warten die Potsdamer inzwischen auf einen Regionalliga-Sieg.
Aber auch abseits des Liga-Alltags gab es jede Menge negative Schlagzeilen. Sei es der Trainingsausschluss von Ex-Nationalspieler Nico Schulz, der sich eine Zeit lang in Potsdam fit gehalten hatte. Oder der Tribünen-Eklat rund um das verlorene Pokalspiel gegen den Erzrivalen Energie Cottbus. Oder der Tribünen-Ausschluss von sogenannten Datenscouts, die vermeintlich für illegale Sportwettenanbieter im Karl-Liebknecht-Stadion zu Gast waren. So ist die bisherige Saison der Filmstädter zwar durchaus filmreif, allerdings eher als Horror-Streifen tauglich.
FSV 63 Luckenwalde (18. Tabellenplatz)
Gut meinend könnte man formulieren: Der FSV Luckenwalde wird den Erwartungen gerecht. Zu blöd, dass diese mindestens mal Abstiegskampf pur beinhalteten. Die elf Abgänge, darunter viele Leistungsträger, die der Klub vor der Saison zu verkraften hatte, erweisen sich bisher als zu große Hypothek. Luckenwalde verfügt mit 22,5 Jahren über den drittjüngsten Kader der Liga (nach Hertha II und Viktoria), muss auf einen schnellen Lerneffekt hoffen und kann auf das gewohnt ruhige Umfeld vertrauen. Nach nur einem Sieg aus elf Spielen bleibt dennoch fraglich, ob das für den Klassenerhalt genügt.
Sendung: rbb24, 14.10.2024, 22:00 Uhr