Kinder beim Sportunterricht in einer maroden Halle.

buten un binnen Sportstandort Bremen mit Problemen: "Wir schauen dem Verfall zu"

Stand: 22.05.2023 13:15 Uhr

Marode Hallen, fehlende Übungsleiter und zu wenig Geld: Der Sport im Land Bremen hat viele Probleme und die Wunschliste der Ehrenamtlichen an die Politik ist lang.

Von Yannick Lowin und Petra Philippsen

Der TSV Farge-Rekum ist einer von rund 380 Sportvereinen im Land Bremen. Geetruida Bündig ist seit fünf Jahren Geschäftsführerin und fehlende Mitglieder sind für den Verein kein Problem – aber die Hallen.

Die Heizung in Dauerbetrieb, die Fenster lassen sich nicht öffnen. Es ist zu warm, um Sport zu machen. Man meldet und meldet und es passiert nichts. Das ist unglaublich frustrierend.
(Geetruida Büntig, Geschäftsführerin TSV Farge-Rekum)

Marode Hallen, damit steht der Verein exemplarisch für viele im Land Bremen. Der Frust darüber ist so groß wie der Verfall, denn beim Thema Sanierung bewegt sich im Sport wenig.

Es gehen über eine einfache Reparatur vier bis fünf Jahre hinweg. Wir sehen dem Verfall zu.
(Geetruida Büntig, Geschäftsführerin TSV Farge-Rekum, im Sportblitz)

15 Prozent weniger Sportvereine in Bremen

Dazu fahndet auch Büntig händeringend nach Übungsleiterinnen und Leitern,  Bremens Sportvereine stehen unter Druck: Bundesweit ist die Zahl der Vereine zwischen 2011 und 2022 auf knapp 87.000 gesunken, das ist ein Minus von fünf Prozent. Aber in Bremen ist die Entwicklung gravierender: Im gleichen Zeitraum ist es ein Minus von 15 Prozent.

Die Probleme führen vom Breiten- bis zum Spitzensport. Von Werder Bremen laufen und springen regelmäßig Leichtathletinnen und Athleten bei Wettkämpfen und deutschen Meisterschaften mit – aber seit Jahren ohne Chance auf Medaillen.

Anzahl der Sportvereine:

Leistungssport verabschiedet sich aus Bremen

Für Herwig Renkwitz, den Präsidenten des Bremer Leichtahletik-Verbandes, ist das nicht überraschend. Auch er beklagt die schlechten Trainingsmöglichkeiten, Hallenböden für Sprinter, die seit 20 Jahren nicht saniert wurden.

Die Rahmenbedingungen sind nicht gut für Super-Spitzen-Leistungssport. Was unsere Trainer und Vereine hier leisten, ist Weltklasse – mit diesen Möglichkeiten. Aber es könnte besser sein. Und dann kann man weiter hoch hinauskommen.
(Herwig Renkwitz, Präsident Bremer Leichtathletik-Verband, im Sportblitz)

Viel Arbeit für Sportsenatorin Stahmann

Doch vom "hoch hinaus" ist man meilenweit entfernt, der Sport im Land Bremen krankt und das seit Jahrzehnten. Anfang Mai lud der Landessportbund alle Parteien zur Wahl-Diskussion ein. Auch die Sportsenatorin stellte sich dabei den drängenden Fragen.

Die Vereine haben geschildert, dass in den Abläufen einiges Mühe macht. Diesen Zuständigkeitsdschungel müssen wir aus Sicht der Kundschaft lichten. Und das wird nochmal eine Aufgabe.
(Sportsenatorin Anja Stahmann)

Sport-Etat wächst – theoretisch

Immerhin: Seit 2017 wächst der Sport-Etat, im Corona-Jahr 2021 sogar auf mehr als 30 Millionen Euro. Aktuell sind es mehr als 27 Millionen und damit weniger als ein Prozent des Gesamthaushaltes. Und allein zwei Drittel dieser 27 Millionen Euro fließen pro Jahr an die Bremer Bäder, also größtenteils vorbei am organisierten Sport.

Der Leistungssport ist unterrepräsentiert. Das hat mit der Entwicklung zu tun, weil der Leistungssport einem nicht so viel wert war.
(Marco Lübke, Sportpolitischer Sprecher CDU)

Die Entwicklung des Bremer Sportetats:

Ein bisschen Bewegung gibt es aber in Bremen: Im August öffnet voraussichtlich das Sportinternat an der Ronzelenstraße nach fünf Jahren Planung. Und zum Wintersemester 2024/25 folgt der Neustart für den Sportstudiengang an der Uni Bremen. Er soll Übungsleiter in die Vereine bringen.

Planungen an der Galopprennbahn noch zu vage

Und dann gibt es das Projekt auf dem Gelände der ehemaligen Galopprennbahn. Eine große Mehrfeld-Halle könnte entstehen, eine Leichtathletik-Anlage. Die Fertigstellung wäre für 2033 angesetzt, fix ist das Projekt noch nicht. Den Ehrenamtlichen sind diese Aussichten zu wenig.

Ich möchte einfach, dass ein bisschen Geld in die Hand genommen wird für den Sport, damit Sport die Anerkennung bekommt, die er verdient.
(Geetruida Büntig, Geschäftsführerin TSV Farge-Rekum)

Anerkennung, Unterstützung, Geld – schon bald muss der neue Senat prüfen, welche Wünsche er dem Bremer Sport erfüllen kann.

Weltrekord beim Weitsprung in Bremen

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Dieses Thema im Programm:
buten un binnen mit Sportblitz, 22. Mai 2023, 19:30 Uhr