Werders Tischtennis-Profi Kirill Gerassimenko ärgert sich mit schmerzverzerrtem Gesicht über einen Fehler.

buten un binnen Klasse gekämpft, aber kein Werder-Wunder in den Tischtennis-Play-offs

Stand: 24.05.2024 00:18 Uhr

Werder hat dem haushohen Favoriten aus Saarbrücken im ersten Halbfinale das Leben sehr schwer gemacht. Nach der 0:3-Niederlage droht im Rückspiel nun jedoch das Aus.

Von Petra Philippsen

Am Ende ging es plötzlich ganz schnell. Der Japaner Yuto Muramatsu trieb Werders Kirill Gerassimenko in diesem dritten Einzel schier zur Verzweiflung. In drei Sätzen machte er kurzen Prozess mit Bremens Nummer zwei und damit den 3:0-Sieg für Saarbrücken in diesem ersten Play-off-Halbfinale perfekt. Bei Werder hingen die Köpfe vor Enttäuschung. Das kleine Tischtennis-Wunder war ausgeblieben, dabei hatten die Bremer einen tollen Kampf abgeliefert.

Denn das schnelle Ende dieses langen Abends spiegelte nicht annähernd wieder, was für ein packendes Duell die 700 Zuschauer in der Klaus-Dieter-Fischer-Halle über zweieinhalb Stunden begeistert und lautstark miterlebt hatten. Denn Werders Tischtennis-Asse hatte es den haushohen Favoriten – dem amtierenden Champions-League-Sieger – richtig schwer gemacht und eine mitreißende Leistung geboten.

Wenn es doof läuft, liegen wir 0:2 hinten und dann geht das Spiel ganz anders aus.
(Saarbrückens Tischtennis-Profi Patrick Franziska bei buten un binnen)

Tischtennis-Star Franziska: "Läuft es doof, liegen wir 0:2 hinten"

Hochklassiges Tischtennis bei schwül-warmer Hitze

Werder hatte Saarbrücken in den ersten beiden Einzeln alles abverlangt. Und viel hatte nicht gefehlt, dann wäre den Bremern die große Überraschung gelungen. Patrick Franziska, der Spieler der Stunde im Tischtennis und gerade erstmals in die Top Ten vorgestoßen, war am Ende doch sichtlich erleichtert, dass er und Darko Jorgic die Partien gegen Werder noch drehen konnten.

Das Duell mit Werders Nummer eins Mattias Falck war einmal mehr eine echte Herausforderung für Franziska. Beide boten hochklassiges Tischtennis mit wahnwitzig schnellen Ballwechseln. Die Halle fieberte in schwül-warmer Hitze mit, die Spieler schwitzten noch mehr.

Franziska: "Das war ein großer Kampf von Mattias"

Werders Tischtennis-Profi Mattias Falck fixiert den Ball in der Luft beim Aufschlag.

Werders Nummer eins Mattias Falck musste sich trotz starker Leistung Patrick Franziska mit 1:3 geschlagen geben.

Falck hatte sich mit vollem Einsatz reingekämpft in die Partie und im vierten Satz nun sechs Chancen den fünften Durchgang zu erreichen – es sollte nicht sein. Franziska zog sich immer wieder aus der Bredouille und verwandelte schließlich seinen zweiten Matchball zum 16:14.

"Es waren heute nur Kleinigkeiten", bedauerte Falck, der vor wenigen Tagen zum zweiten Mal Vater geworden war, "mit einem Sieg hätte ich nochmal mehr Druck auf Saarbrücken ausüben können. Wer weiß, denn Marcelo hat danach großartige gespielt." Der Schwede hatte durch die Geburt seiner Tochter nicht so intensiv trainieren können wie gewohnt, aber dennoch eine starke Leistung geboten. Das musste auch sein Gegner anerkennen.

Mattias ist ein Weltklassespieler und war nicht umsonst Vizeweltmeister. Es waren immer heiße Duelle zwischen uns, es war nie ein Selbstläufer. Und egal, wie gut man davor gespielt hat, man muss immer wieder neu kämpfen und sich wieder reinbeißen. Das war ein großer Kampf mit Mattias, er hat super gespielt.
(Saarbrückens Tischtennis-Profi Patrick Franziska bei buten un binnen)

Aguirre verliert Krimi nach 2:0-Führung

Werders Tischtennis-Profi Marcelo Aguirre versenkt im Sprung einen Vorhandschlag auf der Platte.

Werders Marcelo Aguirre unterlag Saarbrückens Darko Jorgic in einem Krimi mit 2:3.

Und auch das Lob von Falck an Marcelo Aguirre war berechtigt. Der Paraguayer musste aber binnen weniger Tage die nächste bittere Niederlage nach einer Führung hinnehmen. Im Finale der Olympia-Quali hatte Aguirre auch hoch geführt, nun hatte er gegen Jorgic eine 2:0-Führung und spielte wie im Rausch.

Doch leider verwickelte sich der Weltranglisten-16. aus Saarbrücken zu Beginn des dritten Satzes in hitzige Streitgespräche mit dem Schiedsrichter, der seinen Aufschlag moniert und einen Punkt abgezogen hatte. Jorgic stachelte sein Ärger jedoch umso mehr an, nun rauschte er zum Satzgewinn. Auch den vierten holte er sich und es wurde ein Krimi im fünften Satz. Bis zum 8:8 beharkten sie sich wechselseitig, Aguirre steckte nicht auf. Doch Jorgic "klaute sich diesen Satz ein bisschen", wie es Franziska später nannte. In der Schlussphase hatte Jorgic ein bisschen mehr Glück.

Natürlich sind wir enttäuscht. Wir hatten in den ersten beiden Spielen große Chancen, die Jungs haben super gespielt. Sie haben wirklich alles reingelegt heute. Schade, dass es nicht gereicht hat. Das 3:0 ist dann etwas zu hoch.
(Werder-Trainer Cristian Tamas bei buten un binnen)

Werder Bremen bleiben nun zwei Tage, um den Frust der verpassten Chance abzuschütteln und das Positive des Auftritts mit nach Saarbrücken zu nehmen. Am Sonntag um 15 Uhr steht auswärts das zweite Halbfinalspiel für die Bremer an. "Wir waren heute sehr nah dran und die Leistung von unseren Jungs macht uns Hoffnung für das Rückspiel", so Tamas, "wir wollen überraschen und das Entscheidungsspiel erzwingen. Die Jungs haben eine tolle Saison gespielt und sich das verdient."

Play-off-Spiel 1: Werder Bremen – 1. FC Saarbrücken TT 0:3

Mattias Falck - Patrick Franziska 1:3 (4:11, 11:6, 8:11, 14:16)
Marcelo Aguirre - Darko Jorgic 2:3 (11:8, 11:7, 6:11, 7:11, 9:11)
Kirill Gerassimenko - Yuto Muramatsu 0:3 (9:11, 7:11, 7:11)

Werder verliert erstes Tischtennis-Playoff-Halbfinale gegen Saarbrücken

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Dieses Thema im Programm:
Sportblitz, 24. Mai 2024, 18:06 Uhr