Hamburgs Robert Glatzel (l.) im Duell mit Hannovers Sebastian Ernst

Tospiel am Samstagabend Hannover gegen HSV - die doppelte Reifeprüfung

Stand: 24.08.2023 14:39 Uhr

Am Sonnabend gastiert der HSV in der 2. Liga bei Hannover 96. Auf dem Platz stehen mit Cedric Teuchert, Laszlo Benes und Robert Glatzel die besten Torschützen und Scorer der bisherigen Saison. Für beide Teams geht es im Nordduell um viel.

Von Tobias Knaack

Topspiel - dieses Prädikat hat die Begegnung von Hannover 96 und dem Hamburger SV (Ab 20.30 Uhr live ind er Radio-Reportage und im Ticker bei der Sportschau) wahrlich verdient. Die Hanseaten sind Erster, die Niedersachsen Sechster. Die Teams trennen nur zwei Punkte und sind in der Liga noch ungeschlagen, drei Spieler der beiden Mannschaften führen gemeinsam mit je vier Treffern die Torschützenliste an. Hannovers Cedric Teuchert sowie die Hamburger Laszlo Benes und Robert Glatzel sind es auch, die mit fünf, sechs und sieben Punkten an der Spitze der Scorerliste stehen.

Der HSV steht dort, wo Hannover hin will

Die Hamburger sind vor dem HSV-Duell dort, wo sie sich selber sehen - und wo Hannover gerne hin möchte: ganz oben in der Tabelle. Den Niedersachsen gelang am vergangenen Spieltag in Rostock beim späten 2:1 mit dem ersten Dreier der Saison ein Befreiungsschlag. Der Sieg tat nach zwei Remis zum Auftakt und dem blamablen Pokal-Aus in Sandhausen insbesondere Trainer Stefan Leitl gut, der bereits gehörig unter Druck gestanden hatte.

Der Coach verteidigte in den vergangenen Wochen die Entwicklung der Mannschaft (und sich selbst) vor allem gegen interne Kritiker. Bereits nach dem 2:2 zum Auftakt gegen Aufsteiger Elversberg ätzte 96-Boss Martin Kind in ihm eigener Prosa ("Wenn ich alles das sagen würde, was ich denke, dann hätten wir Krieg!") gegen den Coach. Die Ausgangslage nach drei Spieltagen aber ist klar: Gewinnen die "Roten" am Sonnabend, überholen sie die "Rothosen".

"Drei Spiele, keines verloren. Das hört sich nicht so schlecht an.“"
— Hannovers Trainer Stefan Leitl

Entsprechend selbstbewusst äußert sich Trainer Leitl: "Diejenigen, die sich tiefer mit der Materie beschäftigen, erkennen auch den Fortschritt und die Weiterentwicklung. Ich bin überzeugt, dass ein Faktor Zeit und Geduld notwendig ist, damit sich eine Mannschaft weiterentwickeln kann", sagte der 45-Jährige nach dem Erfolg über Hansa Rostock gegenüber der "Bild": "Drei Spiele, keines verloren. Das hört sich nicht so schlecht an.“ Und sein bester Torschütze Teuchert - alle vier Saisontore per Elfmeter - ergänzt: "Mit Hamburg wartet jetzt ein Highlight auf uns. Wir müssen uns vor niemandem verstecken."

Auf der anderen Seite haben die Hamburger beim 3:0 gegen Hertha BSC zum ersten Mal in der Saison eine Balance zwischen Spektakel und Seriosität gefunden, kassierten nach zuvor acht Gegentoren in drei Spielen gegen den Bundesliga-Absteiger keinen Treffer. Hauptpersonalie bei der Mannschaft von Trainer Tim Walter war unter der Woche Kapitän und Abwehrboss Sebastian Schonlau. Erst gaben Spieler und Verein die Vertragsverlängerung bekannt, nun steht der 29-Jährige nach auskurierter Wadenverletzung vor dem (Kader-)Comeback. Bei aller Freude über die Rückkehr des Leaders machte sein Coach aber klar, dass Schonlau "definitiv nicht von Anfang an spielen" werde.

Wie stabil ist die Hamburger Defensive wirklich?

Ein wichtiges Signal für den Tabellenführer. Denn bei allem Lob für die ausgewogene Leistung gegen die (harmlose) "Alte Dame" bleibt die Defensive der Hauptfokus der Hanseaten, auch wenn Walter den Bogen weiter spannt und "noch einiges in Offensive, Defensive und Flügelspiel zu verbessern" sieht. Doch insbesondere Innenverteidiger Guilherme Ramos hat in seinem anspruchsvollen System noch immer Anpassungsschwierigkeiten. In der Offensive sind Glatzel, Benes und zuletzt auch Flügelstürmer Bakery Jatta mit drei Toren aus zwei Spielen in starker Form. Die Walter-Elf stellt mit zehn Toren aus drei Spielen den besten Angriff der Liga. Und mit Immanuel Pherai steht dem Trainer auch dort nach einer Aduktorenverletzung ein weiterer Profi wieder zur Verfügung.

Für beide Teams ist das direkte Duell eine Reifeprüfung, die jeweils eigene Entwicklung der vergangenen Partien zu unterstreichen und einen direkten Konkurrenten zu distanzieren (HSV) oder zu überholen (96). Es ist noch früh in der Saison, aber es sind gerade diese Duelle, die durchaus richtungsweisenden Charakter haben: War die HSV-Balance gegen Hertha BSC eine Eintagsfliege oder der Beginn von mehr Stabilität? Kann 96 den Schwung des späten Sieges in Rostock mitnehmen und den von Leitl betonte Fortschritt bestätigen?

Bis zu 20.000 HSV-Fans in Hannover erwartet

Stimmungsvoll wird es in Hannover am Sonnabend auf jeden Fall: Beide Vereine verbindet, der aktuellen sportlichen Rivalität zum Trotz, eine langjährige Fanfreundschaft. Da sich nach HSV-Angaben bis zu 20.000 Hamburger auf den Weg in die niedersächsische Landeshauptstadt machen, empfiehlt das Bahn-Unternehmen "metronom" den Fans, möglichst auch andere Verkehrsmittel zu nutzen. Verstärker- oder Sonderzüge sind nicht geplant.

Mögliche Aufstellungen:

Hannover 96: Zieler - Neumann, Halstenberg, Arrey-Mbi - Dehm, Köhn - Kunze, Leopold - Schaub - Tresoldi, Teuchert
Hamburger SV: Heuer Frenandes - van der Brempt, Ramos, Hadzikadunic, Muheim - Meffert - Reis, Benes - Jatta, Glatzel, Dompé

Dieses Thema im Programm:
NDR 2 Sport | 26.08.2023 | 20:30 Uhr