Leonie Konczalla läuft beim Iroman in Frankfurt ins Ziel.

NDR-Sport Ironman auf Hawaii: Leonie Konczallas ungeplante Triathlon-Karriere

Stand: 12.10.2023 13:05 Uhr

Triathletin Leonie Konczalla steht vor dem bisherigen Höhepunkt ihrer sportlichen Karriere. Die 32-Jährige nimmt am Sonnabend erstmals am Ironman auf Hawaii teil. Dabei arbeitet die Ärztin Vollzeit.

Von Tobias Knaack

Die Antwort kommt überraschend - gemessen daran, dass sie am Sonnabend einen der härtesten Triathlons der Welt absolvieren möchte. Konczalla taxiert den Grad an Verrücktheit, den es für die Teilnahme am Ironman benötige, auf einer Skala von eins bis zehn in der Mitte: auf eine fünf. Und muss selbst darüber lachen.

Denn man könnte argumentieren, dass 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und etwas mehr als 42 Kilometer Laufen unter extremen und wechselnden Wetterbedingungen etwas mehr an Verrücktheit bräuchten.

"Letztendlich sind einfach nur drei Sportarten an einem Tag zu machen."
— Triathletin Leonie Konczalla

Die Wahl-Hamburgerin aber hat eine geradezu entwaffnende Erklärung für ihre Einordnung parat: "Letztendlich sind einfach nur drei verschiedene Sportarten an einem Tag zu machen - in einer richtig schönen, paradiesischen Umgebung", sagt sie dem NDR. "Und ich glaube, jeder, der gerne Sport macht und gerne in Urlaub fährt, kann verstehen, dass man das miteinander vereinen möchte."

Konczalla arbeitet Vollzeit als Ärztin am UKE

Es sind Worte der Wertschätzung einer nicht-alltäglichen Athletin. Denn dass sie am Sonnabend (18.25 Uhr MESZ, im Livestream bei Sportschau.de) beim berühmtesten Triathlon-Wettbewerb der Welt, der erstmals als reine Frauen-Ironman-WM auf Hawaii ausgetragen wird, an den Start geht, ist keineswegs selbstverständlich. Die 32-Jährige ist keine hauptberufliche Sportlerin, sondern Ärztin am Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg (UKE). Eine Tumorspezialistin, und das in Vollzeit. Triathlons sind - bei allem sportlichen Ehrgeiz - ihr Hobby.

Gut zu wissen

Beim diesjährigen Ironman auf Hawaii gehört die größte Bühne des Langstrecken-Triathlons allein den Frauen. Der Titel der Männer wurde schon vor einem Monat an der Côte d'Azur vergeben. 2024 starten die Frauen in Nizza, die Männer dürfen dann wieder auf Big Island ran. Neben Loenie Konczalla sind aus Deutschland Anne Haug, Hawaii-Dritte von 2022, Ironman-Europameisterin Laura Philipp, Daniela Bleymehl, Laura Zimmermann und Laura Janssen bei den Profi-Frauen am Start.

Vor wenigen Wochen hat sie sich bei den Europameisterschaften in Madrid für den Ironman qualifiziert, der Start ihrer Sport-"Karriere" aber liegt 13 Jahre zurück - und ist alles andere als generalstabsmäßig geplant: 2010 zog die gebürtige Osnabrückerin für das Medizin-Studium nach Hamburg. Eher durch Zufall habe sie sich bei der Laufgruppe der Triathleten beim Hochschulsport angemeldet, erzählt sie. Einmal auf Hawaii an den Start gehen? Nicht ihr Ziel.

Von der Trainingsgruppe auf den Geschmack gebracht

Sie will laufen. In der Trainingsgruppe hätten ihr die anderen aber "zwei Jahre lang erzählt, wie toll es ist, Rennrad zu fahren - und wie toll es ist, Schwimmen zu gehen und dann auch vielleicht im offenen Gewässer zu schwimmen - und das Ganze dann noch zu kombinieren und gemeinsam auf Wettkämpfe zu fahren", sagt sie. "Irgendwann habe ich dann Blut geleckt, weil sie davon so geschwärmt haben."

Wahrscheinlich hätte ein "Marathon auch irgendwann gereicht", rückblickend aber kann sie sagen: "Ich bin tatsächlich noch nie einen Marathon ohne Triathlon gelaufen. Und ich habe auch erst zwei Langdistanzen gemacht."

Konczalla freut sich auf das "Naturerlebnis"

Jetzt also Hawaii. "Das Naturerlebnis macht es für mich so besonders", erklärt die 32-Jährige. Sie freue sich auf ein "naturgewaltiges Rennen mit einem wahnsinnig coolen Schwimmabschnitt, einem Highway zum Radfahren, der allen Wetterlagen ausgesetzt ist. Das gleiche auch auf dem Laufabschnitt, der viel auf dem Highway stattfindet durch die Lavawüste."

Bei aller Anstrengung will sie das Rennen auch genießen, denn "die große Arbeit, das Training, ist getan, bevor man hierhin fliegt. Für die, die eine Langdistanz wie den Ironman machen, ist es sehr selten, dass man unter acht, neun, zehn Stunden die Woche trainiert."

Zehn bis 30 Wochenstunden Sport

Und dann habe man natürlich am Wochenende auch längere Trainingstage, "wo man seine vier Stunden Rad fährt und noch eine Stunde läuft, eine Stunde schwimmt". Das reiche ihrer Einschätzung nach "von zehn Wochenstunden Sport zu 30 Wochenstunden Sport", hänge aber auch von der Frage ab, "wie viel Zeit man dem geben will".

Vorbereitet ist sie - und dennoch kann es beim Extremsport Ironman, diesem mehrstündigen Wettkampf, zu Durchhängern und Schwächephasen kommen. Einen speziellen Trick habe sie dafür nicht, sagt sie, ergänzt aber: "Wenn ich auf dem Rad sitze und müde werde, dann erinnere ich mich immer daran, dass ich oft auch Momente habe, wo ich bei der Arbeit bin und denke 'Oh jetzt scheint die Sonne, ich würde lieber Fahrradfahren' - und dann versuche ich daran zu denken, dass ich gerade das Privileg habe und Fahrradfahren darf und es dann auch genießen sollte".

Auch am Sonnabend will sie "wertschätzen, wo man eigentlich ist und die Seele baumeln lassen". Und diese Einstellung erklärt dann auch die Einordnung auf der "Verrücktheitsskala" vor ihrem ersten Ironman auf Hawaii.

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Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 13.10.2023 | 11:17 Uhr