
NDR-Sport HSV-Frauen: Mit "ganz viel Punch und Energie" zum Aufstieg?
So wie die Männer haben auch die Frauen des HSV die Chance, am Wochenende den Sprung in die Fußball-Bundesliga zu schaffen. Mit einem Sieg gegen die zweite Mannschaft des SC Freiburg wäre der Aufstieg perfekt.
Nach dem Abpfiff gab es kein Halten mehr: Die Spielerinnen in den blauen HSV-Trikots rannten wie wild aufs Spielfeld, schrien ihren Jubel heraus, spritzten sich gegenseitig mit Wasser nass und fielen sich in die Arme. Im großen Kreis ließen sie einen Freudentanz folgen. Wenn man es nicht besser gewusst hätte, man hätte annehmen können, die Fußballerinnen des Hamburger SV hätten den Aufstieg schon sicher.
"Wir hoffen sehr, dass wir unser Ziel erreichen. Wenn ich dran denke, bekomme ich schon Gänsehaut."
— Mittelfeldspielerin Mia Büchele
So ausgelassen freuten sie sich nach dem 2:0-Sieg beim bisherigen Tabellenführer 1. FC Nürnberg am vergangenen Wochenende. Der Erfolg war die Voraussetzung dafür, dass die HSV-Frauen am Sonntag den Aufstieg perfekt machen können. Und der Jubel war ein Vorgeschmack darauf, wie groß die Ekstase wäre, sollte der Sprung in die Bundesliga tatsächlich gelingen.
Freude und Lockerheit bewahren
Von der Euphorie seiner Spielerinnen nach dem Schlusspfiff in Nürnberg ist bei Trainer Marwin Bolz nichts zu spüren, vor dem ersten Aufstiegs-Endspiel an diesem vorletzten Spieltag (11 Uhr) gegen Freiburg II ist er ganz ruhig.
Und er nehme das auch bei seinen Spielerinnen so wahr: "Wir sind hochkonzentriert und wollen uns bestmöglich auf das Spiel vorbereiten. Trotzdem wollen wir auch die Freude und die Lockerheit behalten, um mit ganz viel Punch und Energie ins Spiel gehen zu können", sagt Bolz im NDR Interview und betont: "Die Mischung macht's." Gleichzeitig will er nicht vom Gewohnten abweichen vor diesem besonderen Spiel: "Wir tun die Dinge, die wir immer tun."
Ganz so wie immer ist es für Mia Büchele dann zwar doch nicht. "Es ist natürlich ein bisschen anders als sonst. Besonders auf jeden Fall", sagte die Mittelfeldspielerin des HSV. Sie spüre eine große Vorfreude und "ein bisschen mehr Anspannung". Aber auch sie will "den Fokus beim Spiel behalten und noch nicht zu sehr in die Zukunft schauen".
Keine Gedanken an Aufstiegsfeiern
Zwei Spieltage vor Schluss haben die HSV-Frauen als Tabellendritte vier Punkte Vorsprung auf den SV Meppen (Gegner am letzten Spieltag) auf Platz vier, dem ersten Nicht-Aufstiegsplatz - und damit alles in eigner Hand. Gewinnen die Hamburgerinnen das Spiel gegen Abstiegskandidat Freiburg, ist ihnen der Aufstieg nicht mehr zu nehmen. Ein Unentschieden würde reichen, wenn der SV Meppen zeitgleich in Frankfurt nicht gewinnt. Auf Rechenspiele will sich HSV-Trainer Bolz aber nicht einlassen: "Wir haben eh das Ziel, das Spiel zu gewinnen. So bereiten wir uns vor. Und so haben wir auch die Saison über Fußball gespielt."
"Erst einmal wollen wir zusehen, dass wir unsere Hausaufgaben machen. Und danach können wir über alles andere reden."
— HSV-Trainer Marwin Bolz
Gedanken über mögliche Feierlichkeiten schiebt Bolz aber zu Seite: "Wir müssen einen Schritt vor dem nächsten gehen", so der Coach, der sich als Mahner gibt: "Erst einmal wollen wir zusehen, dass wir unsere Hausaufgaben machen. Und danach können wir über alles andere reden." Also darüber, wie dann der Aufstieg gefeiert wird.
Möglicherweise auch gemeinsam mit den Männern des HSV? Die könnten am Samstagabend gegen den SSV Ulm vorlegen und nach sieben Jahren zurückkehren in die Erste Liga. Für die Fußballerinnen wäre es nach 13 Jahren die Rückkehr ins Oberhaus und gleichzeitig die Krönung einer einzigartigen Saison.
Im DFB-Pokal waren die Hamburgerinnen bis ins Halbfinale gekommen, das sie im ausverkauften Volksparkstadion gegen Erstligist Werder Bremen erst nach Verlängerung verloren. Es war ein Spiel für die Geschichtsbücher: 57.000 Zuschauer waren dabei - Rekord für ein Spiel im deutschen Vereinsfußball bei den Frauen.
HSV-Reise endet für Bolz im Sommer
Sollte der Aufstieg in die Bundesliga gelingen, würden die HSV-Frauen alle ihre Spiele in der großen Arena im Volkspark austragen. Es wäre der nächste Entwicklungsschritt.
Unabhängig vom Ausgang der Saison: Für Marwin Bolz endet im Sommer die Reise mit dem HSV. Der Verein hat sich entschieden, den Vertrag des 27-Jährigen nicht zu verlängern. Die Brasilianerin Liése Brancão übernimmt das Team ab der kommenden Saison. Bis dahin steht Bolz noch zweimal an der Seitenlinie und würde gerne mit dem ganz großen Triumph, dem Aufstieg, abtreten. Auch, um zu erleben, wie seine Spielerinnen ihren Jubel vom vergangenen Wochenende noch mal steigern können.
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Sportclub | 11.05.2025 | 22:50 Uhr