Tor für Aue. Joshua Schwirten (8, Aue) trifft zum 2:1 und jubelt.

Fußball | 3. Liga Joker und Neuzugänge - das neue Erfolgsrezept von Erzgebirge Aue

Stand: 24.08.2023 10:01 Uhr

Nach einem Jahr Drittliga-Abstiegskampf orientiert sich Erzgebirge Aue in der neuen Saison nach oben. Gegen Sandhausen war ein Ex-Kölner der Matchwinner. "Mentalität schlägt Qualität", analysiert Coach Pavel Dotchev.

Ungeduld lag in der Stimme von Joshua Schwirten, als er nach dem Auer 2:1-Heimsieg am Mittwochabend (23.08.2023) gegen Sandhausen vor der Fernsehkamera stand. Der Matchwinner der Partie sollte erklären, wie es denn so sei, gleich im ersten Spiel als Fußballprofi und nur acht Minuten nach der Einwechslung das entscheidende Tor des Spiels zu erzielen. "Wahnsinn", erklärte der 21-Jährige. Und dann ganz ungeduldig: "Ich würde jetzt gern zu den Fans gehen, wenn es okay ist."

Erzgebirge Aues Joshua Schwirten: "Wahnsinn"

Schwirten: Wegen "der Fanbase" nach Aue

Wegen der "großen Tradition des Vereins und der großen Fanbase" hatte sich Schwirten nach 14 Jahren im Nachwuchs des 1. FC Köln im Sommer für einen Wechsel nach Aue entschieden. Und nun, nach seinem ersten Tor gleich im ersten Einsatz für die Auer durfte sich Schwirten ausgiebig von den Fans feiern lassen. So, wie bereits am 1. Spieltag Maximilian Thiel. Der kam ebenfalls als Joker ins Spiel und entschied zwei Minuten nach seiner Einwechslung die Partie gegen Ingolstadt mit seinem Tor zum 1:0.

Sportdirektor Matthias Heidrich, Erzgebirge Aue, jubelt nach dem Spiel.

Holte Schwirten zum FCE: Kölns Ex-Nachwuchschef Matthias Heidrich.

Rang zwei nach drei Spieltagen

Mit sieben Punkten aus drei Spielen ist Aue Tabellenzweiter. Ein gutes Gefühl im Erzgebirge, nach einem Jahr Abstiegskampf wieder nach oben schauen zu können. Doch Aue-Coach Pavel Dotchev winkt ab. "Es ist ein Marathon. Wir werden nicht nach drei Spielen aufsteigen oder absteigen."

Einwechsler entscheiden erneut die Partie

Was aber nach den nur drei Saisonspielen auffällig ist: Die Spielerwechsel funktionieren. "Ich freue mich für die Jungs auf der Bank. Sie konnten noch eine Schippe für die Mannschaft drauflegen", lobte Dotchev nach dem Sandhausen-Spiel. Einwechsler Thiel legte auf Einwechsler Schwirten auf, der aus spitzem Winkel das entscheidende 2:1 machte.

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An allen Toren Neuzugänge beteiligt

Und die Neuzugänge haben bereits eingeschlagen. An allen der bisher vier Auer Saisontoren waren zudem Neuzugänge beteiligt: Den 1:0-Sieg gegen Ingolstadt bereitete Neuling Steffen Meuer vor, das Auer Tor beim 1:1 in Essen sowie die 1:0-Führung gegen Sandhausen erzielte Neuzugang Seitz, der 2:1-Siegtreffer im Spiel kam von Schwirten.

Dotchev: "Die Spieler mögen sich"

"Die Spieler mögen sich. Sie haben Spaß, miteinander zu kombinieren. Dann entstehen solche Tore", so Dotchev. Die Stimmung im Team sei gut, und das könne Spiele entscheiden, so der Coach. "Manchmal schlägt Mentalität Qualität. Unser geschlossenes Auftreten heute war entscheidend", sagte der 57-jährige Bulgare und nennt als Beispiel: "Man sieht, wie die gesamte Bank aufspringt, wenn wir ein Tor machen."

Aue-Coach Pavel Dotchev: "Manchmal schlägt Mentalität Qualität"

Schwirten: 27 Tore in 100 Spielen für Köln

Lange Zeit auf der Bank war auch Schwirten. Und auch schon dort ungeduldig wie nach dem Spiel. "Man ist die ganze Zeit nervös, wartet, dass man reinkommt bei der Stimmung", sagte der frühere U20-Nationalspieler, der im Sommer vom ehemaligen Kölner Nachwuchschef und jetzigen Sportlichen Leiter der Auer, Matthias Heidrich, ins Erzgebirge gelockt wurde. In Köln traf Schwirten in exakt 100 Spielen für den Effzeeh-Nachwuchs 27 Mal.

Am Mittwoch in Aue durfte er nach 78 Minuten Zuschauen auf den Platz. Acht Minuten später hämmerte er ein Zuspiel von Thiel aus zwölf Metern ins kurze Eck und ließ sich von den knapp 8.000 Fans feiern. Direkt nach dem Tor. Und nach Abpfiff und TV-Interview dann nochmal intensiver. Endlich.

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Dirk Hofmeister