Meisterfoto Dresdner Eisloewen - DieMannschaft in Aufstellung hinter Plakat und Schale

Eishockey | DEL2-Playoffs Dresdner Eislöwen sind erstklassig - das Warten hat ein Ende

Stand: 30.04.2025 13:46 Uhr

Nach mehreren Anläufen sind die Dresdner Eislöwen in die erste Deutsche Eishockey-Liga (DEL) aufgestiegen. Erstmals seit fast 30 Jahren werden damit wieder zwei Ostvereine in Deutschlands höchster Liga spielen. Für die Sachsen ist es der Lohn für viel harte Arbeit und nach der Vorsaison auch ein Stück weit eine kleine Überraschung.

Von Raphael Crass

Um 22:50 Uhr am Dienstagabend (29. April) flogen in der Ravensburger Arena plötzlich Handschuhe, Schläger und Helme durch die Luft. 30 gestandene Männer hüpften wie kleine Kinder über das Eis, nicht wissend, wohin mit ihren Emotionen. Halb zufällig, halb gewollt, verschmolzen sie zu einer weiß-schwarzen Traube, die springend ein kleines Eishockey-Märchen bejubelte. Die Dresdner Eislöwen hatten sich die Zweitliga-Meisterschaft gesichert und damit den Aufstieg in die DEL vollbracht.

Die letzten Sekunden: Grenzenloser Jubel bei den Eislöwen

Mit der letzten Sirene in Ravensburg fand nicht nur eine unfassbar spannende Finalserie den dramatischsten aller Abschlüsse, für die Dresdner Eislöwen ging auch eine lange Reise zu Ende. Mehr als 35 Jahre nach der Vereinsgründung ist das Team aus der sächsischen Landeshauptstadt erstklassig. Nach den Lausitzer Füchsen, die 1994 als ESG Sachsen Weißwasser/Chemnitz zu den Gründungsmitgliedern der neugeschaffenen DEL zählten, aber nach der zweiten Saison die Lizenz entzogen bekamen, sind die Eislöwen nun der zweite Klub aus Sachsen, der es in die höchste gesamtdeutsche Liga schafft.

Sundblad schreibt Geschichte

"Gänsehaut! Das ist schon unglaublich", war die erste Reaktion von Eislöwen-Coach Niklas Sundblad nach dem Titelgewinn. Der Schwede ist nun die erste Person im deutschen Eishockey, die sowohl als Spieler und als Trainer Meister in der 1. und der 2. Liga geworden ist. Wie bei der DEL-Meisterschaft mit Ingolstadt vor exakt elf Jahren bedurfte es für Sundblad und sein Team wieder ein siebtes Spiel und erneut behielt der 52-Jährige die Oberhand. "Das ist sehr speziell."

Zuvor hatte er von seinem Team unglaubliche Willensleistung gesehen, vor allem defensiv. Nach der Dresdner Führung im zweiten Drittel wirkte es danach teilweise so, als würden die Eislöwen den Bus vor dem eigenen Tor parken wollen. Bloß kein unnötiges Risiko eingehen. Die Towerstars deckten den Dresdner Goalie Danny aus den Birken dennoch mit Schüssen ein, wenige Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit fand einer der 30 Abschlüsse dann den Weg ins Netz. Somit musste die Overtime her, in der Tomas Sykora für Ekstase bei den Sachsen sorgte.

Eislöwen-Trainer Sundblad: "Gänsehaut"

Aufstieg eine Frage des Geldes

Nun also dürfen die Eislöwen den Aufstieg bejubeln. Der Weg dahin war aber sehr beschwerlich – und damit ist nicht nur die sieben Spiele dauernde Finalserie gegen die Towerstars gemeint, bei der die Eislöwen schließlich den dritten und letzten Matchpuck verwandelten. Lange Zeit war es den Klubs aus der DEL2 gar nicht möglich, aufzusteigen. Erst 2021 wurden die Regel angepasst. Die Eislöwen, die seit der Oberligameisterschaft 2008, zweitklassig spielen, hatten früh signalisiert, einen sportlichen Aufstieg anzustreben.

Doch dieser ist auch mit wirtschaftlichen Voraussetzungen verbunden. Nicht jedes Team, das Meister wird, darf auch aufsteigen. Im Vorfeld muss die entsprechende Lizenz beantragt werden, bei der eine Bürgschaft hinterlegt werden muss. Seit 2024 beträgt diese circa 1,4 Millionen Euro. Weil das nicht immer alle Klubs wollten oder konnten, gab es in den letzten beiden Jahren keinen Aufsteiger. Letztmals ging 2022 der DEL2-Meister nach oben, damals waren es die Löwen Frankfurt, die neben den sportlichen Kriterien auch die finanziellen Bedingungen erfüllten.

Niklas Sundblad (Dresdner Eisloewen, Chef-Trainer) Jubelnd mit dem DEL2 Pokal

Cheftrainer Niklas Sundblad jubelt mit dem DEL2 Pokal.

Viel Arbeit für Geschäftsführer Walsdorf und sein Team

Damit das auch bei den Eislöwen gelingt, muss noch etwas Arbeit getan werden, der Arbeitsaufwand für die Verantwortlichen im Hintergrund wird sich in den kommenden Tagen noch einmal steigern. In zwei Wochen müssen alle Lizenzunterlagen bei der DEL eingereicht werden. "Es wird sehr, sehr umfangreich. Wir kennen zwar die Lizenzordnung der DEL, müssen jetzt aber alles neu denken und haben nur 14 Tage Zeit", erklärte Geschäftsführer Maik Walsdorf.

Auch für den langjährigen Manager der Eislöwen erfüllte sich ein Traum. Er war eines der Gesichter des Aufstiegsvorhabens und damit auch der Enttäuschungen, als es nicht so lief. Im Vorjahr etwa, als das ambitionierte Dresden plötzlich gegen den Abstieg spielte und erst mit der Verpflichtung von Sundblad die Kehrtwende schaffte, die nun im Aufstieg mündete.

Die Entscheidung verfolgte Walsdorf dabei an einem ganz speziellen Ort, weil für ihn die Anspannung in der Halle zu groß wurde: "Die, die mich kennen, wissen, dass ich nicht im Stadion war. Ich habe es nur zwei Drittel ausgehalten. Ab der Verlängerung war ich im Bus, bei unserem Fahrer, konnte aber in die Arena gucken. Ich habe das Tor durch die Scheiben gesehen und bin dann reingerannt."

Eislöwen-Geschäftsführer Walsdorf: "Saß beim Busfahrer, als das Tor fiel"

Goalie aus den Birken verabschiedet sich

Trotz der anstehenden Aufgaben ließ es sich Walsdorf natürlich nicht nehmen, auch mit der Mannschaft zu feiern, aber etwas auf Sparflamme, da für ihn wichtige Aufgaben anstehen und die Zeit drängt. Ganz anders bei den Spielern. Sie können nun ein paar Tage richtig abfeiern und müssen den Blick nur langsam nach vorne richten.

Auch wenn Goalie aus den Birken, der wegen seiner Leistungen gegen Ravensburg zum besten Spieler der Finalserie gewählt wurde, schon ganz konkrete Pläne hat. Der 40-Jährige, der 2018 mit der deutschen Nationalmannschaft Silber bei den Olympischen Spielen in Südkorea gewann und einer der wenigen Spieler ist, der in den drei höchsten deutschen Spielklassen Meister wurde, wird die Eislöwen mit dem Meisterstück verlassen.

"Es hat sehr viel Spaß gemacht und ich bin sehr stolz auf unser Team", sagte er nach der Pokalübergabe, schloss aber eine persönliche Rückkehr in der DEL kategorisch aus. "Ich bin nicht mehr der Jüngste und will Spaß am Spiel haben. Ich muss keinem etwas beweisen", erklärte er noch einmal seine Ambitionen für den Wechsel nach Dresden, und fügte an: "Ich werde nicht mit hochgehen." Darüber habe er die Verantwortlichen im Vorfeld informiert und werde sich auch nicht umstimmen lassen.

Final-MVP aus den Birken: "Ich werde nicht mit hoch gehen"

Etablierung in der DEL als Ziel

Aber nicht nur im Tor werden sich die Eislöwen nach Verstärkung umschauen, als Aufsteiger kommt man nicht umher, die Mannschaft in allen Teilen zu verstärken. Wie auch immer die neue Mannschaft in der kommenden Saison aussehen wird, es ist klar, dass sie sich erneut beweisen muss. Finanziell werden dafür die Voraussetzungen geschaffen, die Gesellschafter des Klubs haben bereits zu Jahresbeginn ihre Bereitschaft für ein erweitertes Engagement signalisiert. Der Etat soll auf bis zu sieben Millionen Euro anwachsen und auch die Heimspielstätte soll noch einmal erweitert werden, um eine Kapazität von 5.000 Plätzen zu schaffen.

Es sind noch viele Sachen zu machen, bevor es im kommenden September dann in der Eliteliga losgehen kann und aus dem DEL-Traum nicht ein kurzer Albtraum wird. Mit der aktuellen Stimmung in Dresden und den richtigen Leuten vor und hinter der Bande sind jedoch die Voraussetzungen geschaffen, dass sich die Eislöwen mittelfristig in der ersten Liga etablieren können. Nun aber heißt es erst einmal genießen, denn das Erreichte von Ravensburg war nicht weniger als der größte Erfolg der Vereinsgeschichte.