Lok Leipzig

Fußball | Regionalliga Absetzungsanträge zurückgezogen – Kracht bleibt erstmal Lok-Präsident

Stand: 27.01.2024 14:01 Uhr

Torsten Kracht behält vorerst sein Amt als Präsident des 1. FC Lok Leipzig. Bei der Mitgliederversammlung des Vereins wurden sämtliche Absetzungsanträge gegen ihn zurückgenommen. Dafür wurden drei Posten im Aufsichtsrat neubesetzt.

392 stimmberechtigte Mitglieder des 1. FC Lokomotive Leipzig versammelten sich am Samstag im Audimax der Universität Leipzig zur Mitgliederversammlung ihres Vereins. Das Hauptaugenmerk lag auf Präsident Torsten Kracht, dessen Absetzung gleich in fünf verschiedenen Anträgen gefordert wurde. Zu diesen Abstimmungen kam es am Ende aber nicht. Dafür gibt es im Aufsichtsrat einige neue Gesichter.

Torsten Kracht bleibt vorerst Präsident bei Lok Leipzig

Kracht-Entscheidung vertagt

Trotz starken Gegenwinds bleibt Torsten Kracht weiter Präsident des 1. FC Lok Leipzig, weil über die geforderte Abwahl bei der Mitgliederversammlung schlussendlich nicht abgestimmt wurde. Vier Mitglieder hatten im Vorfeld entsprechende Anträge gestellt, diese bei der Versammlung aber zurückgenommen. Nun muss der neugewählte Aufsichtsrat über Krachts Zukunft entscheiden.

Als neue Mitglieder wurden Knut Göbel, Matthias Löffler und Daniel Zschuckelt in das Gremium gewählt. Damit ist der Aufsichtsrat nun wieder handlungsfähig. Zwei weitere durch Rücktritte freigewordene Plätze konnten bei der Versammlung nicht besetzt werden, weil die Kandidaten nicht die erforderliche Mehrheit erhielten. Neuer Aufsichtsratschef ist der bisherige Vize Jens Hirschmann. Er sagt: "Es muss eine Entscheidung gefunden werden, die für alle tragbar ist".

Lok-Aufsichtsratschef Hirschmann: "Wir stehen einheitlich zusammen."

Suche nach gemeinsamer Lösung scheitert

Wenige Tage vor der Mitgliederversammlung trafen sich Kracht und Lok-Mitarbeiter, die seinen Rücktrifft forderten, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Wie nun in einem offenen Brief erklärt wurde, sollte über diese Mediation in einer gemeinsamen Erklärung bei der Versammlung berichtet werden. Zum Ärger der Mitarbeiter, äußerte sich Kracht dazu aber vorab bereits gegenüber der "Bild".

Auch deshalb kommen die Mitglieder in dem offenen Brief erneut zu dem Schluss, "dass die derzeitige Führung des Vereins nicht den Erfordernissen und den Erwartungen entspricht, die notwendig sind, um den 1. FC Lok Leipzig erfolgreich in die Zukunft zu führen." In dem Schreiben wird deshalb der neugewählte Aufsichtsrat dazu aufgefordert, bis spätestens 29. Februar über Krachts Abwahl zu entscheiden.

Kracht selbst sagt aber: "Ich bin optimistisch, dass wir für alle eine einvernehmliche Lösung finden werden." Er wolle mit allen Unterzeichnern des Brandbriefs in den nächsten Tagen und Wochen weiter im Gespräch sein, erklärte er nach der Mitgliederversammlung. Lok-Mitarbeiterin Kerstin Kaufmann, die zu den Unterzeichnern gehört, setzt darauf, dass der neugewählte Aufsichtsrat "die richtige Entscheidung" treffen wird.

Lok-Mitarbeiterin Kaufmann: "Bin zufrieden, wenn der Aufsichtsrat die richtige Entscheidung trifft."

Erfolgreichestes Geschäftsjahr seit Neugründung

Bevor die Abwahlanträge gegen ihn auf die Tagesordnung kamen, trug Kracht den Jahresbericht des Präsidiums vor und blickte nach Vereinsangaben "auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr 2022/23 zurück". In einem Interview mit der "Bild" sprach Kracht zuvor bereits vom "erfolgreichsten Geschäftsjahr seit der Neugründung". Auch in Hinblick auf den bei der Versammlung verlesenen Finanzbericht des Vereins und der SpielbetriebsGmbH war die Rede von einer "positiven Entwicklung".

Kracht-Diskussion spaltet 1. FC Lok

Es brodelte bereits seit Monaten im Verein, so richtig eskalierte der interne Streit aber Anfang des Jahres als 21 langjährige festangestellte und ehrenamtliche Mitarbeiter in einem Brandbrief den Rücktritt von Präsident Torsten Kracht forderten und damit drohten, andernfalls selbst gehen zu wollen. Dem 56-Jährigen werden unter anderem unangemessener Führungsstil und Alleingänge vorgeworfen.

Gleichzeitig gibt es unter den Lok-Fans einige Kracht-Unterstützer, die dessen Verbleib als Präsident fordern. Eine entsprechende Petition wurde bereits mehr als 600 Mal unterzeichnet. Krachts Unterstützer kritisieren die Geschäftsführung des 1. FC Lok scharf. Es ist die Rede von unprofessioneller Arbeit und Vetternwirtschaft.

Ex-Präsident Löwe mögliche Interimslösung

Ein potentieller Nachfolger steht auch schon bereit. Thomas Löwe, der vor Kracht Präsident des FCL war, signalisierte zuletzt seine Bereitschaft, den Posten zumindest interimsweise übernehmen zu wollen. Sein Ziel: Den Zusammenhalt im Verein wiederherstellen. Löwe war im April 2023 nach knapp sechs Jahren als Lok-Präsident aufgrund eines familiären Schicksalsschlages von seinem Amt zurückgetreten.

red