Szene von den British National Omnium Championships, bei denen die Transgender-Fahrerin Emily Bridges nicht starten durfte.

Radsport UCI verschärft Transgenderregeln

Stand: 17.06.2022 18:39 Uhr

Der Radsport-Weltverband UCI hat seine Transgender-Regeln aktualisiert. Dabei geht es vor allem um das Startrecht in Frauen-Wettbewerben - eine Athletin ist empört.

Der Verwaltungsausschuss der UCI traf die Entscheidung bei einem Treffen in Arzon in Frankreich. Bei der Erteilung einer Startgenehmigung für Transgender-Athletinnen gehe es darum, dass sich die Leistungsfähigkeit über den Testosteronspiegel auf einem bestimmten Niveau bewegen muss, um keine Vorteile gegenüber den anderen Fahrerinnen zu haben, teilte die UCI mit und ergriff entsprechende Maßnahmen.

Übergangszeit verlängert, zulässiger Testosteronwert gesenkt

Die UCI beschloss nun, die Übergangszeit von 12 auf 24 Monate zu verlängern und den maximalen Wert für den zulässigen Testosteronspiegel von 5 auf 2,5 Nanomol pro Liter Blut zu senken.

Der Verband teilte mit, dass dies "dem maximalen Testosteronspiegel entspricht, der bei 99,99 Prozent der weiblichen Bevölkerung gefunden wird". Durch die Änderungen sollen die Inklusion der jeweiligen Sportlerinnen auf der einen Seite sowie Fairness, Chancengleichheit und Sicherheit auf der anderen gewahrt bleiben.

UCI-Präsident: "Neue Regeln stimmen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen überein"

Die UCI erklärte, dass neue wissenschaftliche Veröffentlichungen zeigen würden, dass die Anpassung auf "weibliches Niveau" innerhalb von sechs bis acht Monaten eintritt. Die Anpassungen in Muskelmasse und Muskelkraft dauern dagegen viel länger, mindestens zwei Jahre.

"Mit der Annahme der neuen Regeln verfügt unser Sport über eine Regelung, die vollständig mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen auf diesem Gebiet übereinstimmt", sagte UCI-Präsident Dacid Lappartient einer Mitteilung zufolge. Lappartient ist außerdem Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). "Es ist wichtig, sich auf objektives Wissen zu verlassen."

Athletin: "UCI will in letzter Minute die Torpfosten verschieben"

Das Thema rückte Ende März durch die britische Radfahrerin Emily Bridges in den Vordergrund. Bridges sollte an der Frauenveranstaltung der British National Omnium Championships, einem Bahnrad-Wettbewerb, teilnehmen. Die UCI informierte den britischen Verband British Cycling aber drei Tage vor dem Start darüber, dass Bridges nicht starten dürfe.

Bridges reagiert nun gegenüber dem englischen Sender "ITV" empört auf die Maßnahmen der UCI. "Die UCI will in letzter Minute die Torpfosten verschieben", sagte Bridges. Sie wisse nicht, wie sich das Inkrafttreten der neuen Regeln am 1. Juli auf ihre aktuelle Teilnahme an Rennen auswirke. Wenn sich keiner ihrer bisher vorgelegten Bluttests rückdatieren lasse, könne das bei einer neu beginnenden Übergangszeit eine Zwangspause bis 2024 bedeuten.

In der Diskussion: Inklusion und fairer Wettkampf

Die Kritik an der Teilnahme solcher Sportlerinnen an Frauen-Wettbewerben bezieht sich vor allem darauf, dass Transgender-Athletinnen körperliche Vorteile haben können, wenn sie im Frauensport antreten. Auf der anderen Seite wird argumentiert, dass die Bedeutung von Inklusion betont werden müsse.

IOC-Präsident Thomas Bach sagte, dass es keine einheitliche Lösung für den Sport insgesamt geben werde. Das IOC hatte im November Rahmenbedingungen beschlossen, die den internationalen Verbänden der einzelnen Sportarten mehr Flexibilität nahelegt.