Paris-Roubaix

Radsport Die fünf Monumente - nichts für schwache Beine

Stand: 15.03.2024 18:00 Uhr

Die fünf wichtigsten Eintagesrennen im Radsport sind legendär: Mailand-Sanremo, Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix, Lüttich-Bastogne-Lüttich und im Herbst die Lombardei-Rundfahrt - superschwere Rennen mit emormer Historie.

16. März: Mailand-Sanremo

"La Primavera" markiert traditionell den Start in die wichtigsten Wochen der Frühjahrsklassiker. Die Spezialisten für diese Rennen haben sich in den Wochen zuvor akribisch vorbereitet, sie alle treten in Hochform an. Für Allrounder wie Tadej Pogacar, Remco Evenepoel, Wout van Aert oder Mathieu van der Poel bedeutet das: Sie müssen mindestens zweimal pro Saison ihre Höchstform aufbauen, denn zu den Rundfahrten im Sommer wollen sie ja auch wieder in Top-Verfassung sein.

Mailand-Sanremo

Mailand-Sanremo

Mailand-Sanremo ist der längste der Klassiker, wurde allerdings für die 2024er Ausgabe auf 288 km verkürzt. Das Rennen startet diesmal nicht in Mailand, sondern im 40 km südlich gelegenen Pavia. Die Höhepunkte des Rennens liegen aber ohnehin erst im Finale: Ab 30 km vor dem Ziel kommen die Anstiege auf die Cipressa und den Poggio - hier versuchen die nicht so sprintstarken tempoharten Fahrer sicher eine Flucht aus dem Feld. Das ist in der jüngeren Vergangenheit immer wieder von Erfolg gekrönt gewesen, auch wenn in Sanremo auf den letzten drei flachen Kilometern auch immer wieder starke Sprinter erfolgreich waren.

31. März: Flandern-Rundfahrt

Die Flandern-Rundfahrt ist das bedeutendste Radrennen im flämischen Teil Belgiens und ein riesiges Volksfest, mit Musik, Fritten und Bier. Die "Ronde" hat sich seit ihrer ersten Austragung 1913 zum Markenzeichen für eine ganze Region entwickelt.

Nils Politt während der Flandern-Rundfahrt 2023

Nils Politt - Flandern mag der Kölner

Der schwere Klassiker mit über 270 km Länge ist geprägt von den zahlreichen kleinen Anstiegen, den sogenannten Hellingen. Dabei handelt es sich um schmale Sträßchen, meist mit Kopfsteinpflaster, die selten länger als zwei oder drei Kilometer sind. Das Rennen ist geprägt von schnellen Richtungswechseln, es geht selten länger geradeaus. Das kommt schnellkräftigen Fahrern entgegen. Einer wie Tadej Pogacar, der 2023 vor Vorjahressieger Mathieu van der Poel gewann.

7. April: Paris-Roubaix

Der Kopfsteinpflaster-Klassiker schlechthin. Die extrem schwer zu befahrenen "Paves", die vor allem bei nasser Witterung zur glatten und enorm gefährlichen Angelegenheit werden, charakterisieren das knapp 260 km lange Rennen und rütteln die Athleten mächtig durch. Paris-Roubaix können nur wirklich körperlich starke und kräftig gebaute Fahrer gewinnen - Rundfahrt-Spezialisten sieht man hier daher nicht.

John Degenkolb

"Sieger der Herzen" 2023 - John Degenkolb

In der "Hölle des Nordens" gewann 2023 Mathieu van der Poel, nachdem sein ärgster Rivale Wout van Aert von einem Defekt zum ungünstigsten Zeitpunkt ausgebremst wurde. Sieger der Herzen war allerdings John Degenkolb. Der Deutsche wagte bei seinem Lieblingsrennen einen spektakulären Solo-Angriff, riss das Feld der Favoriten auseinander, stürzte aber in der entscheidenden Phase nach einer Kollision mit dem späteren Sieger. Insgesamt warten 56,5 km Kopfsteinpflasterpassagen auf die Fahrer, das Finale findet traditionell im Velodrom von Roubaix statt.

21. April: Lüttich-Bastogne-Lüttich

Der respektvolle Name "La Doyenne", zu deutsch "die Älteste", deutet bereits darauf hin: Lüttich-Bastogne-Lüttich reklamiert für sich, das älteste noch ausgetragene internationale Profi-Radrennen zu sein. Egal, ob's stimmt - eines steht fest: Das gut 250 km lange Rennen durch die belgischen Ardennen ist einer der schwersten Klassiker überhaupt.

Lüttich-Bastogne-Lüttich

Lüttich-Bastogne-Lüttich

Dabei sind es die vielen kleinen steilen Anstiege ("Côtes") vor allem im letzten Drittel des Rennens, die "LBL" so schwer machen. Die Männer starten in Lüttich und erreichen dann nach 107 Kilometern den Wendepunkt in Bastogne. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits einige Höhenmeter zu überwinden, die Côte de Bonnerue ist jedoch der einzige offizielle Anstieg. Auf dem Rückweg folgt zunächst die Côte de Saint-Roch, das Finale beginnt 85 Kilometer vor dem Ziel.

Die Côte de Wanne, die Côte de Stockeu, die Côte de la Haute-Levée, der Col du Rosier und die Côte de Desnié folgen nacheinander. Auf den letzten 40 Kilometern geht es über das Trio Côte de La Redoute, Côte des Forges und Côte de la Roche-aux-Faucons. Es folgt eine über zehn Kilometer lange Abfahrt nach Lüttich, wo das Ziel nach 259 Kilometern erreicht wird.

2023 gelang Remco Evenepoel ein Heimsieg und die Titelverteidigung. Er gewann vor Cross-Spezialist Tom Pidcock.

12. Oktober: Lombardei-Rundfahrt

Die Frühjahrsrennen sind schon lange Geschichte, wenn im Herbst das letzte der fünf Radsport-Monumente auf dem Programm steht: die Lombardei-Rundfahrt. Das "Rennen der fallenden Blätter" findet traditionell im Oktober statt und bildet so etwas wie das inoffizielle Ende der Saison. Mit einer Länge von knapp 240 Kilometern zwischen Como und Bergamo ist es im Vergleich zu den Ardennen-Klassikern moderat, hat es aber vom Schwierigkeitsgrad ebenfalls in sich.

Gewann zum zweiten Mal die Lombardei-Rundfahrt: Tadej Pogacar.

Triumph 2023 in der Lombardei: Tadej Pogacar

Schlüsselstelle des Rennens ist der Anstieg zur Madonna del Ghisallo, der sich nahe des Comer Sees befindet. Wegen der hohen Anstiege ist das Rennen nicht nur für Klassikerspezialisten, sondern auch für Bergfahrer bewältigbar, die sich ebenfalls Siegchancen ausrechnen können.

2023 triumphierte Tadej Pogacar - zum dritten Mal in Folge. Der Slowene hatte sich am letzten Anstieg, etwa 30 km vor dem Ziel, von seinen Begleitern in der Spitzengruppe abgesetzt und den Sieg per Solo nach Hause gebracht.