"Ohne Wenn und Aber Nein!", sagt Friedhelm Julius Beucher zur Teilnahme russischer und belarussischer Athleten bei internationalen Para-Veranstaltungen.

Krieg gegen die Ukraine Beucher plädiert für Paralympics ohne Russen

Stand: 10.07.2023 11:42 Uhr

Die Athleten aus Russland und Belarus fehlen bei der größten Para-Veranstaltung des Jahres und sind doch omnipräsent. Die Sportler sagen zu diesem sensiblen politischen Thema öffentlich aber nichts, der Präsident des Weltverbandes äußert sich neutral und ausweichend. Doch sein Kollege vom Deutschen Behindertensportverband, Friedhelm Julius Beucher, wird umso deutlicher.

"Ohne Wenn und Aber: Nein! Das ist eine Frage der Haltung", sagte der DBS-Präsident zu einer Wiedereingliederung von Russen und Belarusen: "Wenn der Krieg aufhört, haben wir eine andere Situation. Solange er läuft, ist das für mich außerhalb jeder Vorstellungskraft." Er "beglückwünsche" schon mit Blick auf die laufende Para-WM der Leichtathleten in der nächsten Olympia- und Paralympics-Stadt Paris "die französische Regierung und besonders die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, die sagt: 'Ich will kein Gastgeber für russische und belarusische Sportler sein, wenn dann noch Krieg stattfindet.'"

Kein Kompromiss vom IPC

Während das Internationale Olympische Komitee seinen Landesverbänden die Teilnahme unter Bedingungen empfiehlt, sind Para-Sportler nach einem Beschluss des Paralympischen Komitees derzeit ausgeschlossen. "Und ich werde mit der deutschen Delegation Ende September auf dem IPC-Kongress in Bahrain dafür eintreten und kämpfen, dass das so bleibt", sagte Beucher, der von 1998 bis 2002 Vorsitzender des Sportausschusses im Bundestag war. Er möchte somit auch Paralympics 2024 ohne Russen und Belarusen.

Zu den IOC-Bedingungen zählen strikte Neutralität, die Einhaltung des Anti-Doping-Codes und der Nachweis, den Krieg nicht aktiv zu unterstützen. Doch das ist für Beucher schwer umzusetzen. "Es mag Sportler geben, die im Innersten dagegen sind", sagte er: "Aber wir machen keine Gewissensprüfung. Das maße ich mir nicht an, beurteilen zu können. Und das können auch das IPC und das IOC nicht."

Zudem betonte der 76-Jährige: "Ich suche noch die Friedenssportler auf der russischen und belarusischen Seite. Mir sind zu viel gegenteilige Dinge bekannt, wo der Krieg verherrlicht und in Posts unterstützt wird." Zudem sei "der größte Teil der russischen Sportler Armeesportler". Deshalb seien Einschränkungen "Augenwischerei. Da ist keiner neutral, weil auch keiner die Gelegenheit hat, neutral zu sein. Für einen Staat anzutreten, der in dieser an Grausamkeit nicht zu überbietenden Art und Weise Krieg führt, ist mit der olympischen Idee, die Frieden als Botschaft in ihren Statuten verankert hat, nicht in Einklang zu bringen."

IPC-Chef bleibt neutral

Weltverbandspräsident Andrew Parsons nimmt dagegen eine neutrale Position ein. "Meine persönliche Meinung ist dabei unerheblich", sagte der IPC-Boss und will auch nicht über die Entwicklung spekulieren: "Als IPC-Präsident wäre es meiner Meinung nach falsch, das Ergebnis der IPC-Generalversammlung im September vorherzusagen."

Er erwarte aber, "dass alle anwesenden Mitglieder eine solide und respektvolle Diskussion über diese für die paralympische Bewegung äußerst wichtige Angelegenheit führen werden" und "die Ergebnisse der getroffenen Entscheidungen respektieren". Parsons hatte kürzlich aber durchblicken lassen, dass er im September mit einem ähnlichen Ergebnis rechne wie bei der vergangenen IPC-Versammlung.