Chen Qingyuan (l) aus China und Leonie Ebert aus Deutschland in Aktion.

Sportpolitik Russland-Thema missfällt deutschen Fechtern

Stand: 29.06.2023 04:02 Uhr

Der eine Verband suspendiert Fechterinnen und Fechter aus Russland und Belarus, der andere öffnet Hintertüren. Das Hin und Her findet auch das deutsche Team wenig erbaulich.

Die deutschen Fechterinnen und Fechter sind zunehmend genervt vom unterschiedlichen Vorgehen des europäischen und des Welt-Verbandes in der Russland-Frage.

"Es wurden viele Wettkämpfe verschoben, wir hatten wenig Vorbereitungszeit. Es war alles super schwer. Da hat man auch gesehen, dass bei vielen Leuten die Luft raus ist", sagte Florettfechterin Leonie Ebert (23) der Deutschen Presse-Agentur nach dem 45:38-Sieg gegen Ungarn im kleinen Finale der Europaspiele in Krakau. 

Während bei Turnieren des Weltverbandes Fie russische und belarussische Fechter als neutrale Athleten an den Start gehen dürfen, suspendierte der europäische EFC zuletzt beide Mitgliedsverbände. Bei den Europaspielen waren Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus schon zuvor ausgeschlossen worden. 

"Finden das nicht gut"

Daraufhin hatte die Fie die Einzel-Europameisterschaften im Fechten, die wichtig für die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris waren, kurzfristig von Polen nach Bulgarien verlegt. "Das ist total scheiße, zwei Wochen vorher gesagt zu kriegen, jetzt müsst ihr nach Bulgarien und einen Einzelwettkampf fechten. Aber mehr als die Situation einfach annehmen und das Beste draus machen, geht nicht", sagte Säbelfechter Lorenz Kempf. "Im Grunde genommen finden wir das nicht gut."

Angesichts solcher Nebengeräusche sei es schwierig, sich zu konzentrieren. Umso glücklicher sei sie, "dass wir einfach unser Ding gemacht haben", sagte Ebert. Neben dem Frauen-Team holte auch die deutsche Männer-Auswahl in der spärlich besetzten Krakauer Tauron Arena Bronze - und damit wichtige Olympia-Qualifikationspunkte. Das klare 45:28 gegen Ungarn überraschte. "Das war eine krasse Teamleistung", sagte Matyas Szabo. "Ich weiß nicht, woher wir die Energie genommen haben. Wir können und sollten das mit zur WM nehmen im Juli, so kann's auf jeden Fall weitergehen in der Olympia-Quali."