Olympische Spiele Tokio streicht Public Viewings

Stand: 19.06.2021 12:34 Uhr

In der japanischen Hauptstadt Tokio wird es während der Olympischen Spiele (23. Juli bis 8. August) anders als ursprünglich geplant keine Public-Viewing-Events geben. Das gab Gouverneurin Yuriko Koike am Samstag (19.06.2021) bekannt.

"Wir haben uns entschlossen, diese Events zu streichen", sagte Koike nach einem Treffen mit Premierminister Yoshihide Suga. Stattdessen sollen einige der sechs dafür vorgesehenen Schauplätze in Japans Hauptstadt als Impfzentren genutzt werden, erklärte Koike. Grund für die Entscheidung sind die anhaltenden Sorgen vor einer Verbreitung des Coronavirus und seiner Mutationen während der Sommerspiele.

Medizinische Experten fordern Ausschluss von Zuschauern

Die Public Viewings sollten unter anderem in Parks in Tokio veranstaltet werden, waren aber seit längerem umstritten. In Japan spricht sich seit Monaten eine Mehrheit in Umfragen gegen die Austragung der Olympischen Spiele in diesem Sommer aus. Die Spiele waren im vergangenen Jahr wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben worden und sollen am 23. Juli beginnen.

Zuletzt hatte Regierungschef Suga entschieden, den seit Monaten geltenden Corona-Notstand für Tokio aufzuheben. Einige Restriktionen sollen jedoch weiter gelten. Am Montag wollen die Organisatoren über die Zulassung japanischer Zuschauer entscheiden. Suga hatte sich offen dafür gezeigt, bis zu 10.000 Fans in die Arenen zu lassen, sofern nicht mehr als 50 Prozent der Plätze belegt werden. Japans führende Virologen hatten allerdings erst am Freitag gefordert, die Spiele komplett unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden zu lassen. "Keine Zuschauer zu haben, würde das geringste Risiko in Bezug auf die Ausbreitung von Infektionen in den Veranstaltungsorten darstellen", teilte ein medizinisches Expertengremium mit, "daher halten wir dies für ideal". Ausländischen Besuchern ist die Einreise zu Olympia verboten.

Auch die Mehrheit der japanischen Firmen sieht Olympia in Tokio skeptisch

Die Mehrheit japanischer Firmen sieht die Olympischen Spiele in Tokio einer kürzlichen Umfrage zufolge skeptisch. Demnach sprachen sich 64 Prozent der 9.163 von der Kreditforschungsagentur Tokyo Shoko Research landesweit zwischen dem 1. und 9. Juni befragten Unternehmen für eine Absage der Spiele beziehungsweise für eine erneute Verschiebung aus. Das seien 8,1 Prozentpunkte mehr als noch in einer Anfang Februar durchgeführten Umfrage, heißt es in der am Samstag von der Nachrichtenagentur "Kyodo" zitierten Firmenumfrage.

Zugleich sank der Anteil der Unternehmen, die sich in der Umfrage für eine Austragung der Olympischen Spiele wie geplant aussprachen, egal ob mit oder ohne Zuschauer: von 43,8 Prozent auf 35,9 Prozent. Als Gründe für die wachsende Skepsis wurde der langsame Impfprozess und die Sorge vor einem Wiederanstieg der Corona-Infektionen angegeben.