Jose Juan Arencibia Aleman (l), Präsident des Fußballverbandes von Las Palmas, und Paco Diez, Präsident des Fußballverbandes in Madrid, kommen zu einer Sitzung am Sitz des spanischen Fußball-Verbands RFEF in Las Rozas.

Nach Übergriff bei der WM-Siegerehrung Regionale Fußball-Chefs fordern Rücktritt von Rubiales

Stand: 30.08.2023 07:22 Uhr

Nach dem Übergriff gegen die spanische Nationalspielerin Jennifer Hermoso hat Luis Rubiales wohl auch den letzten Rückhalt im spanischen Fußball verloren. Am Montagabend (28.08.2023) forderten die Chefs der Regionalverbände den Präsidenten der nationalen Föderation RFEF zum Rücktritt auf. 

"Nach den jüngsten Ereignissen und dem inakzeptablen Verhalten, das das Image des spanischen Fußballs ernsthaft beschädigt hat, fordern die Präsidenten, dass Luis Rubiales sofort als RFEF-Präsident zurücktritt", hieß es in einer Mitteilung des Verbandes nach einer außerordentlichen Sitzung der Regionalpräsidenten.

Staatsanwaltschaft leitet Voruntersuchung ein

Zuvor war bereits die Staatsanwaltschaft aktiv geworden und hatte eine Voruntersuchung gegen Rubiales wegen mutmaßlicher sexueller Nötigung eingeleitet. Die Behörde werde die von Rubiales nach dem WM-Triumph in Australien geküsste Spielerin Jennifer Hermoso fragen, ob sie Anzeige erstatten wolle, teilte die Staatsanwaltschaft am nationalen Staatsgerichtshof in Madrid Medienberichten zufolge mit. Ein Justizsprecher bestätigte dies auf Anfrage. Sie solle sich "innerhalb von 15 Tagen" melden, um "über ihre Rechte als Opfer eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs informiert zu werden" und gegebenenfalls "Anzeige zu erstatten", schrieb die Behörde. 

FIFA suspendierte Rubiales

Die Staatsanwaltschaft geht demnach "aufgrund der eindeutigen öffentlichen Erklärungen" davon aus, dass die 33 Jahre alte Hermoso Opfer eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs geworden sein könne, da es offenbar "keine Art von Einwilligung" gegeben habe, hieß es. Die Behörde kann jedoch nicht von Amts wegen handeln und benötigt nach spanischem Recht eine Anzeige der Spielerin oder eines Rechtsvertreters.

Hermoso hatte zuletzt erklärt, sie habe sich "als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe". Der Weltverband FIFA hat Rubiales für 90 Tage suspendiert und ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Auch der spanische Sportgerichtshof Tad beschäftigt sich auf Antrag der Regierung in Madrid mit dem Fall. Rubiales weigert sich bislang, als RFEF-Präsident zurückzutreten.

"Wenn der TAD die Klage der Regierung annimmt, werden wir den Präsidenten sofort von seinen Aufgaben suspendieren", sagte Sportminister Miquel Iceta der Tageszeitung "El Pais". Das Strafmaß reicht von einer Geldbuße bis hin zu einer Sperre von 15 Jahren. 

Rubiales' Mutter tritt medienwirksam in Hungerstreik

Unterdessen soll die Mutter von Rubiales Medienberichten zufolge in einen Hungerstreik getreten sein. Die Frau habe sich am Montag aus Protest gegen die ihrer Meinung nach "unmenschliche und blutige Jagd" auf ihren Sohn in einer Kirche der andalusischen Stadt Motril im Süden des Landes eingeschlossen, berichteten der staatliche Fernsehsender "RTVE" und andere Medien vor Ort. 

Vor der Kirche versammelten sich neben Medienvertretern am Abend Dutzende von Menschen, um für Rubiales zu demonstrieren. Viele der Teilnehmer, Männer und Frauen allen Alters, trugen Plakate mit Aufschriften wie "STOPP Jagd auf Rubiales. Es ist genug!" oder "Jenni, warum sagst du nicht die Wahrheit?". Die Polizei habe die Zahl der Demonstranten auf Anfrage auf 200 geschätzt, berichtete die Nachrichtenagentur Europa Press.

Zur gleichen Zeit gab es aber auch eine große Demonstration in Madrid mit mehreren hundert Unterstützern Hermosos. Sie forderten unter anderem "einen Sport und ein Leben frei von Macho-Gewalt". Und sie stellten die Frage: "Wenn Rubiales vor Millionen Menschen die Legitimität hatte, einer Fußballerin einen Kuss zu geben, was passiert dann in der Privatsphäre?"