Formel 1-Rennen in Monaco

Großer Preis von Monaco Formel 1 - Prozession und Promi-Schaulaufen

Stand: 25.05.2023 23:28 Uhr

Das Formel 1 Rennen in Monaco ist traditionsgemäß ein Spektakel. Allerdings nur dank der Kulisse und der vielen Promis. Sportlich erinnert das Ganze eher an eine Prozession oder eine Dauer-Safetycar-Phase. Zeitgemäß wirkt die Veranstaltung (ab Freitag, 26.05.2023, alle Sessions im Live-Ticker bei sportschau.de) schon lange nicht mehr.

Das eigentliche Rennen findet dabei am Samstag ab 16 Uhr statt, allerdings gibt es auch dort keine Überholvorgänge. Es ist das Qualifying. Wer hier am Ende die schnellste Runde gedreht hat, der muss sich schon ziemlich ungeschickt anstellen oder eine ganz schlechte Boxen-Strategie hinlegen, um am Sonntag (Rennbeginn 15 Uhr) nicht als Erster die Schampusflasche köpfen zu dürfen. Denn Überholen ist hier so gut wie ausgeschlossen.

Langsamste Kurve des ganzen Jahres

Zum 69. Mal tuckert die Formel 1 jetzt durch das Fürstentum. Schon zum Start 1950 war die Königsklasse Gast an der Côte d'Azur. Im Vorjahr allerdings wurde die Diskussion größer, ob diese Stadtkurs-Show noch Zukunft hat.

Grafik der Formel-1-Rennstrecke in Monte Carlo

Grafik der Formel-1-Rennstrecke in Monte Carlo

Viel zu eng ist die große Hafenrundfahrt vom Boulevard Albert 1er über die Avenue d'Ostende, die Avenue de Monte-Carlo, am Casino vorbei, am Hafen natürlich auch, durch den Tunnel unter dem Fairmont-Hotel, kurz nach dem Schwimmbad folgt die berühmte Rascasse-Kurve - es gibt insgesamt 18 Kehren auf den 3,337 Kilometern. In Kurve 6 am Grand Hotel Hairpin wird im ersten Gang gefahren, es ist die langsamste Passage im gesamten Formel-1-Jahr, die "Rascasse" ist vom Tempo ähnlich.

"Wie Hubschrauber fliegen im Wohnzimmer"

"Formel 1 fahren in Monaco ist wie Hubschrauber fliegen im Wohnzimmer", befand einst der dreimalige Weltmeister Nelson Piquet. Ex-Pilot Marc Surer sagte in einem Talk beim Portal "formel1.de": "Ein Rennen zu machen, in dem man nicht überholen kann, ist Blödsinn. Die Strecke ist nicht mehr zeitgemäß."

Seit die Formel 1 unter der Führung des amerikanischen Medienkonzerns Liberty Media den neuen Stadtkurs in Saudi-Arabien, dazu auch Miami und Las Vegas in den Kalender aufgenommen hat, ist die Konkurrenz für Monaco noch größer geworden, doch am 20. September des Vorjahres kam die erlösende Nachricht für die Ausrichter: Der Vertrag wurde trotz aller Bedenken noch einmal um drei jahre verlängert, gefahren wird hier durch das Promi- und Yachten-Spalier also bis mindestens 2025.

Sportliche Auflagen nicht erkennbar

Der Chef des monegassischen Automobil-Clubs, Michel Boeri, hatte zuvor versprochen, über Reformen zu diskutieren. Passiert ist aber wenig bis nichts. Viele Experten wie Marc Surer hatten sich eine Verlängerung des Kurses gewünscht, endlich eine oder zwei Passagen, auf denen Überholen möglich ist.

Aus dem Statement von Formel-1-Boss Stefano Domenicali nach dem Abschluss des neuen Deals ("Wir freuen uns im nächsten Jahr auf die berühmten Straßen im Fürstentum zurückzukehren") ließ sich mit keinem Wort entnehmen, dass Monaco irgendwelche Auflagen zur Erhöhung des sportlichen Werts gemacht wurden.

Szenen vom Formel-1-Rennen in Monte Carlo

Sonnenbad auf der Yacht - Ein typisches Bild beim Formel-1-Rennen in Monte Carlo

Vielleicht reicht das Sonnen im Promi-Schatten

Vielleicht ist das aber auch gar nicht gewünscht. Offenbar reicht es den Bossen im Rennzirkus, wenn sie sich einmal im Jahr ein Wochenende lang an der schönen Kulisse und im Schatten der vielen Promis sonnen können. Überholen ist dann eben erst wieder Anfang Juni beim Großen Preis von Spanien in Barcelona-Montmeló möglich.