Max Verstappen (l.) mit Vater Jos beim Saisonauftakt der Formel 1 in Bahrain

Bei Red Bull "wird es explodieren" Verstappen-Vater mit neuen Vorwürfen gegen Horner

Stand: 03.03.2024 13:00 Uhr

Jos Verstappen, Vater von Formel-1-Weltmeister Max Verstappen, hat nach dem Auftaktsieg in Bahrain in einem Interview die Ablösung von Teamchef Christian Horner gefordert. Red Bull kommt auch nach dem Ende der internen Untersuchung gegen Horner nicht zur Ruhe.

Auffallend oft durften Kameras am Samstagabend (02.03.2024) in Bahrain Red-Bull-Teamchef Christian Horner an der Seite seiner berühmten Frau Geri Halliwell einfangen. Die beiden verabschiedeten sich nach dem souveränen Sieg von Max Verstappen zum Saisonauftakt gemeinsam aus dem Fahrerlager.

Dass einen Tag vor dem Beginn des Rennwochenendes die interne Untersuchung gegen den Chef von Red Bull Racing eingestellt worden waren, fügte sich in ein Bild voller Harmonie - die aber nicht lange Bestand hatte: Jos Verstappen, der Vater des Weltmeisters, sorgte noch in der Nacht von Bahrain für neue Unruhe beim Weltmeister-Rennstall.

Im Team werde es "Spannungen geben", so lange Horner in seiner Position sei, wurde der 51-Jährige von der englischen Daily Mail zitiert: "Das Team läuft Gefahr, zerrissen zu werden. Es kann so nicht weitergehen, es wird explodieren."

Verstappen senior attackiert Teamchef Horner

Diese Äußerungen von Verstappen senior ließen sich kaum anders deuten, als dass er den Rücktritt oder auch den Rausschmiss des dienstältesten Teamchefs fordert. Horner spiele "das Opfer, obwohl er derjenige ist, der die Probleme verursacht", legte der Niederländer nach.

Die Breitseite von Verstappen senior dürfte ein Zeichen dafür sein, dass Red Bull Racing die Vorwürfe gegen seinen leitenden Angestellten wohl doch nicht so schnell von der Tagesordnung bekommt wie gewünscht.

Auch in Bahrain hatte Horner nach dem Doppelsieg durch Max Verstappen und Sergio Perez Fragen beantworten müssen, ob er beim nächsten Rennen, am kommenden Samstag in Dschidda überhaupt noch Teamchef sei? "Ja, absolut", sagte der 50-Jährige da, zu "100 Prozent".

Forderungen nach unabhängiger Untersuchung gegen Horner

Nichts Gegenteiliges ist bislang vom Team oder dem Red-Bull-Konzern zu hören, auch die Formel 1 und der Weltverband FIA hielten sich weiter heraus. Wie schon in den vergangenen Wochen, als nicht näher benannte Vorwürfe einer Red-Bull-Mitarbeiterin im Raum standen, Horner habe sich ihr gegenüber "unangemessen" verhalten.

Am vergangenen Mittwoch schloss der Konzern eine interne Untersuchung durch einen beauftragten Ermittlungsanwalt ab. Die Beschwerde gegen Horner wurde abgewiesen. Details über den Gegenstand der Untersuchung blieben weiter unter Verschluss, hieß es vom Red-Bull-Sportimperium, bei dem der frühere RB-Leipzig-Manager Oliver Mintzlaff die Verantwortung trägt.

McLarcen-Chef Brown nimmt Weltverband in die Pflicht

Aus der Formel 1 gab es aber auch nach dem Ende der Untersuchung Stimmen, die eine unabhängige Prüfung des Falls forderten. Der Weltverband habe "eine Verantwortung" und müsse klarstellen, ob er zu dem gleichen Ergebnis komme, wurde McLaren-Racing-CEO Zak Brown von der "SZ" zitiert. Mercedes-Sportchef Toto Wolff, ewiger Rivale von Horner, sah schon nach Bekanntwerden der Vorwürfe die komplette Formel 1 in Misskredit gebracht.

"Wir können es uns nicht erlauben, die Dinge im Unklaren zu belassen." Auch der Ford-Konzern, der künftig Motoren für Red Bull liefert, hatte sich besorgt geäußert und die Untersuchung begrüßt.

Angebliche Email-Leaks, Gerüchte und Verschwörungstheorien

Für weitere Aufregung am Rennwochenende in Bahrain sorgten Berichte, wonach ein anonymer Absender Emails an Medien und zahlreiche Führungskräfte geschickt haben soll, mit angeblichen Informationen zu den Anschuldigungen gegen Horner.

Dass daraufhin nun Jos Verstappen öffentlich Horner anzählt, dürfte weitere Verschwörungstheorien befeuern: Seit langem schon gibt es Gerüchte über Spannungen zwischen der Verstappen-Familie und Horner. Max Verstappen soll deutlich besser mit Red-Bull-Berater Helmut Marko können. Die Anschuldigungen gegen Horner wurden in den vergangenen Wochen zudem vor allem durch die fortlaufende Berichterstattung der niederländischen Zeitung De Telegraaf publik, die gute Kontakte zu den Verstappens pflegen soll. 

In dem "Daily Mail"-Interview wurde Jos Verstappen auch mit der konkreten Frage konfrontiert, ob er etwa hinter einer gezielten Kampagne gegen Horner stecke. "Das würde keinen Sinn machen", so die Antwort: "Warum sollte ich das tun, wenn Max hier so gut klarkommt?" Wenn schon auf der Strecke alles beim Alten bleibt in der neuen Saison, hinter den Kulissen der Formel 1 scheint es dafür umso spannender zu werden.