Joshua Abuaku

Vor WM-Finale über 400 m Hürden Joshua Abuaku - auf den Spuren von Rekordläufer Schmid

Stand: 22.08.2023 17:22 Uhr

Joshua Abuaku steht als erster Deutscher seit 36 Jahren in einem WM-Finale über 400 m Hürden. Der selbstbewusste 27-Jährige scheint auf bestem Wege, den Uralt-Rekord von Harald Schmid zu knacken.

A wie Abuaku! Weit blättern muss man nicht in der Team-Broschüre des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) für die WM 2023 in Budapest, um zum Steckbrief des Überraschungs-Finalisten über 400 m Hürden zu gelangen. Joshua Abuaku ist in der alphabetischen Anordnung die Nummer eins des 70-köpfigen DLV-WM-Kaders.

Was dort über ihn geschrieben steht, hat sich in Teilen aber bereits überholt. Und das liegt an den Auftritten des 27-Jährigen in der ungarischen Hauptstadt. Angereist war der deutsche Meister aus Frankfurt am Main mit einer persönlichen Bestzeit von 48,45 Sekunden. Diese Marke unterbot Abuaku am Sonntag (20.08.2023) als Sieger seines Vorlaufs in 48,32 Sekunden. In der Weltjahresbestenliste, die von Weltrekordler Karsten Warholm aus Norwegen angeführt wird, schob er sich damit auf Rang 15 vor.

"Ziel war ein Platz unter den Top Acht der Welt"

Am Montagabend (21.08.2023) fügte Abuaku seiner Erfolgsstory ein weiteres Kapitel hinzu: In seinem Halbfinale lief der EM-Fünfte in 48,39 Sekunden auf Rang vier. Mit vier Hundertstelsekunden Vorsprung vor dem Italiener Allesandro Siblio qualifizierte er sich über die Zeitschnellsten-Regelung fürs Finale - eine faustdicke Überraschung. Zuletzt hatte für den DLV der deutsche Rekordhalter Harald Schmid vor 36 (!) Jahren in einem 400-m-Hürden-WM-Finale gestanden - und dort dann Bronze gewonnen. "Im Endeffekt war es knapper, als ich gedacht habe. Aber ich bin super happy. Ich bin unter den Top Acht der Welt. Das war mein Ziel", sagte Abuaku, der seit April Vater einer Tochter ist, strahlend am ARD-Mikrofon.

400 Meter Hürden der Männer - die Läufe mit Agyekum und Abuaku

Sportschau, 21.08.2023 18:17 Uhr

Platz fünf bei der EM in München als Motivationsspritze

Der Frankfurter ist aktuell topfit und fühlt sich rundherum wohl: "In den letzten zwölf Monaten ist eine Menge zusammengekommen. Ich habe ein tolles Supporter-Team, meinen Trainer, die Familie, meine Frau, meine Tochter. Besser geht es nicht. Es läuft alles nach Plan." In allen Bereichen habe er sportlich "was draufgepackt". Auch der Erfolg bei der EM 2022 in München, wo er die Bronzemedaille nur um eine Hundertstelsekunde verpasste, sei für ihn ein Push gewesen. Bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio hatte Abuaku das Halbfinale erreicht.

Gelingt ein Final-Lauf unter 48 Sekunden?

Am Mittwochabend (23.08.2023, 21.50 Uhr, im Live-Ticker bei sportschau.de) wird Abuaku nun den bisherigen Höhepunkt seiner sportlichen Karriere erleben und unter anderem mit Titelverteidiger Warholm auf die Stadionrunde gehen. "Das Finale war mein großes Ziel. Deshalb ist es jetzt für mich weniger Druck", sagte Abuaku.

Ich lasse ein bisschen Luft an die Beine - und gebe dann im Endlauf alles. Mal gucken, was dann noch geht.
Joshua Abuaku

Wenn es nach Abuaku geht, soll die Uhr bei unter 48 Sekunden stoppen. Mit seiner Bestleistung (48,32) steht er auf Platz zwei in der deutschen Bestenliste, hinter Schmid, dessen nationaler Rekord von 47,48 Sekunden seit der EM 1982 in Athen Bestand hat. "Harald Schmid ist mir natürlich ein Begriff. Und ich weiß auch, dass es noch ein bisschen hin ist bis zu seinem deutschen Rekord. Aber vielleicht komme ich ihm ja am Mittwoch schon ein bisschen näher."

"Konkurrenz beflügelt, Konkurrenz belebt"

Abuaku ist ein Familienmensch ("Es gibt nichts Größeres, als nach Hause zu kommen"), der weiß, bei wem er sich bedanken muss, dass er sich als junger Vater voll auf den Sport konzentrieren kann: "Meine Frau gibt auch 1.000 Prozent, sie ermöglicht mir alles." Nach jedem Rennen küsst er deshalb aus Dankbarkeit den Ring an seiner rechten Hand.

Meine Frau gibt auch 1.000 Prozent, sie ermöglicht mir alles.
Joshua Abuaku

Das Selbstbewusstsein, das er in Budapest ausstrahlt, verdankt er nach eigener Aussage aber auch der hohen Leistungsdichte im deutschen Hürden-Team. "Wir haben ein richtig gutes Niveau. Konkurrenz beflügelt, Konkurrenz belebt", sagte der Frankfurter - und meint damit unter anderem Emil Adyegum, der im WM-Halbfinale in persönlicher Bestzeit (48,71) ausgeschieden war, und Constantin Preis, für den bereits im Vorlauf Endstation war. "Wenn wir alle so weitermachen, können wir vielleicht auch mal mit drei Deutschen ins Finale einziehen. Das ist ein großer Traum, aber kein Ding, das unmöglich ist", meint Abuaku.

Abuaku über 400-Meter-Hürden mit Bestleistung

Sportschau, 20.08.2023 09:05 Uhr

Blick geht schon in Richtung Olympische Spiele

Er selbst aber läuft in dieser Saison eine Liga höher als die nationale Konkurrenz - und darf sich deshalb am Mittwoch mit Warholm, Titelverteidiger Alison dos Santos aus Brasilien oder dem US-Amerikaner Rai Benjamin im Finale messen.

Nach der WM muss wohl noch ein Punkt aus der DLV-Broschüre überarbeitet werden: "Schon seit 2015 gilt Abuaku als eines der größten deutschen Talente über die lange Hürdendistanz", steht dort mit Verweis auf die Silbermedaille bei der damaligen U20-EM. Nein, ein Talent ist Abuaku nicht mehr. Er ist zu einem der Leistungsträger im deutschen Team aufgestiegen - und ein Hoffnungsträger für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Paris: "Dort will ich das Bestmögliche herausholen", sagte er. Es scheint ganz so, als habe da jemand Spaß am Erfolg gefunden.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 24.08.2023 | 07:00 Uhr