Leo Neugebauer und Niklas Kaul bei der WM in Eugene.
analyse

Busemanns WM-Orakel Mehrkampf: Medaillen für Kaul und Neugebauer?

Stand: 18.08.2023 11:41 Uhr

Das Zehnkampf-Starterfeld ist krass, aber Niklas Kaul und Leo Neugebauer gehören zum Kreis der Medaillenanwärter. Im Siebenkampf könnte es Bronze zu überaus günstigen Konditionen geben, Schäfer und Co. lauern. ARD-Leichtathletik-Experte Frank Busemann mit seinen Einschätzungen für die WM in Budapest.

Zehnkampf

Mindestens zehn Athleten kommen für die Medaillen infrage

Wow, das wird ein Fest. Acht Zehnkämpfer haben vor dem Saisonhöhepunkt schon die Marke von 8.500 Punkten übertroffen. Mit weitem Vorsprung und Deutschen Rekord thront Leo Neugebauer über allem und der Weltrekordler Kevin Mayer hat, wie so oft, noch keinen Wettkampf bestritten.

Frank Busemann

ARD-Leichtathletik-Experte Frank Busemann.

Für die Medaillen kommen also mindestens zehn Athleten infrage. Darunter eben auch Neugebauer und Europameister Niklas Kaul. Das ist eine deutsche Quote von 1:5, bei drei Medaillen, das ist also in der Wahrscheinlichkeitsrechnung ein fast sicheres Ergebnis. Wenn da nicht der Zehnkampf wäre.

Olympiasieger Damian Warner hatte in Götzis noch ein wenig Sand im Getriebe, Pierce Lepage zeigte dort, was in ihm steckt. Die Amis bei den Trials waren wie so oft in bestechender Form, müssen sie auch, wenn sie diese Tortur überstehen wollen. Kyle Garland zitterte sich mit Platz vier bei den Trials dennoch nach Budapest, weil der Drittplatzierte nicht die erforderlichen Punkte schaffte. Aber Garland überzeugte Freiluft bisher eher bei Collegemeisterschaften.

Neugebauer und Kaul Hoffnungsträger

Und das ist auch Neugebauers Herausforderung. Das Collegesystem ist hart und fordernd. In seinem Fall auch fördernd. Und dann dieser verrückte Mehrkampf, wie aus einem Guss. In der Welt des Zehnkampfes gibt es nicht viele perfekte Zehnkämpfe. Das war einer. Und dementsprechend nicht so leicht zu wiederholen. Er hat nun eine Basis von 8.500 Punkte, das gilt es, zu erreichen.

Zehnkämpfer Leo Neugebauer hat Großes vor

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Kaul hat dieses Jahr auch eine Basis von 8.500, aus seiner Historie bedingt, er kommt von "unten", der Aufbau läuft auf Budapest hinaus. Kaul und Neugebauer treffen sich hoffentlich irgendwo in der Mitte, mit leichten Vorteilen für den erfahrenen Kaul, aber der American Lifestyle und die Ruhe in stressigen Herausforderungen, ist nicht zu unterschätzen. Angesichts des krassen Starterfeldes wird eine deutsche Medaille nicht leicht. Aber wenn es das wäre, würde es nicht Zehnkampf heißen.

Komplettieren wird das deutsche Trio der blitzschnelle Hallen-EM-Vierte Manuel Eitel mit seinem ersten Freiluft-Einsatz bei den Big Boys. Im Vorfeld zeigte er in Götzis hervorragende 8.351 Punkte und konnte nach einigen Jahren im Bereich um 8.100 Punkte jetzt den nächsten Schritt gehen. Hoffentlich nutzt er die Freiheit und zeigt, dass das Mai-Ergebnis in Österreich sein neuer Standard ist.

Siebenkampf

Hall kann sich nur selbst schlagen

Das Duell um den Weltmeistertitel bei den Frauen ist eher eins um Zahlen. Nach Absage der Titelverteidigerin Nafi Thiam geht es für Anna Hall darum, die 7.000-Punkte-Schallmauer zu durchbrechen. Die erst 22 Jahre alte Weltjahresbeste, US-Meisterin und WM-Dritte steht noch ganz am Anfang ihrer Karriere und kann sich nur selbst schlagen. Aber das ist im Mehrkampf auch schon passiert.

Die Vorjahreszweite Annouk Vetter laborierte an einer schmerzenden Achillessehne, ist wieder gut im Training. Aber im Weltklassesport, in dem es um Hundertstel und Zentimeter geht, sind das nicht die besten Voraussetzungen, um im Medaillenkampf mitmachen zu können.

Dabei könnte es in diesem Jahr die Bronzemedaille zu überaus günstigen Konditionen geben. Zur richtigen Zeit, die richtigen sieben Leistungen aneinander gereiht und - schwupps - baumelt das Ding am Hals. Langsam in Fahrt nach Achillessehnenriss vor drei Jahren kommt auch die Weltmeisterin von 2019, Katharina Johnson-Thompson.

Pushen sich Weißenberg, Schäfer und Grimm?

Die deutschen Starterinnen, Sophie Weißenberg und Carolin Schäfer, können im Bereich ihrer Saisonbestleistung unter die Top Sechs kommen. Weißenberg hat nach viel Meisterschaftspech im Vorjahr eine Menge Wiedergutmachung für ihr Seelenheil vor und ist in der Lage über 6.400 Punkte zu zeigen. Damit könnte sie Schäfer als langjährige deutsche Nummer eins ablösen, die all' ihre Routine ausspielen wird, um im innerdeutschen Vergleich als Siegerin hervorzugehen. Auch das ist eine gute Mischung, wenn sich Athletinnen auf Augenhöhe pushen können.

Dritte Deutsche wird Vanessa Grimm sein, die auf einem guten Weg war und sich dann mit Verletzungen rumplagte. Der Bereich ihrer Bestleistung von 6.323 aus dem vergangenen Jahr wird noch zu viel sein, aber sie ist zurück und sammelt weiter Wettkampfhärte.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 20.08.2023 | 07:00 Uhr