Luis de la Fuente

EM-Auftakt in Gruppe B Ohne Tiki-Taka: De la Fuente macht Spanien spannend

Stand: 15.06.2024 17:49 Uhr

Spanien gehört immer zum Favoritenkreis bei einer EM oder einer WM, kam aber seit dem EM-Titel 2012 nur noch einmal ins Halbfinale eines großen Turniers. Trainer Luis de la Fuente will diesen Negativlauf brechen - ohne Tiki-Taka, aber mit vielen jungen Spielern.

Der 62-jährige de la Fuente, der während der Fußball-EM am 21. Juni Geburtstag hat, setzte bei seiner Kader-Nominierung einen Trend fort, den es schon unter seinem Vorgänger Luis Enrique gab. Lediglich drei Spieler von Meister und Champions-League-Sieger Real Madrid zählen zum Team der Spanier, die in Berlin gegen Kroatien (15.06.2024, 18.00 Uhr, Livestream, Radioreportage und Ticker bei Sportschau.de) ins Turnier starten. Luis Enrique hatte bei der WM 2022 nur zwei "Königliche" berufen, ein Jahr zuvor bei der EM gar keinen.

Das größte Kontingent (fünf Spieler) im spanischen Aufgebot stellt 2024 in Deutschland der Liga-Sechste Real Sociedad San Sebastian. Zudem zählen die drei Real-Profis Dani Carvajal (32), Nacho und Joselu (beide 34) zu den "Oldies" der Mannschaft, ebenso wie der 31-jährige Alvaro Morata von Atlético Madrid.

Den "Alten" aus der Hauptstadt stehen die Youngster vom FC Barcelona gegenüber: Ferran Torres ist 24, Fermin Lopez und Pedri Gonzalez sind 21, Lamine Yamal gar erst 16 Jahre alt.

Youngster Yamal vor EM-Rekorden

Vor allem Yamal könnte bei dem bevorstehenden Turnier EM-Rekorde brechen: Der Flügelstürmer, der bereits sieben Länderspiele (zwei Tore, vier Assists) auf dem Buckel hat, wird aller Voraussicht nach zum jüngsten eingesetzten Spieler und Torschützen aller Zeiten avancieren. Ein Ausdruck ungesunden Jugendwahns wäre das nicht, denn Yamal hat das Vertrauen in der Liga schon mit Leistung zurückgezahlt: In der abgelaufenen Saison absolvierte er 37 von 38 möglichen Spielen für Barcelona.

De la Fuente kennt fast alle Spieler seit der Jugend

Dass Trainer de la Fuente auf die Jugend setzt, kommt nicht von ungefähr. Vor seinem Engagement bei der A-Nationalelf, mit der er im vergangenen Jahr die Nations League gewann, war er fast zehn Jahre in den spanischen Nachwuchsteams tätig.

Mit der U19 wurde er 2015 ebenso Europameister wie vier Jahre später mit der U21 gegen die von Stefan Kuntz trainierte deutsche Auswahl. Fast alle heutigen Nationalspieler hat de la Fuente bereits als Jugendnationalcoach trainiert.

Abkehr vom Tiki-Taka

Aber es ist nicht nur die Mischung aus Alt und Jung, die Spanien bei diesem Turnier so spannend macht. De la Fuente, der selbst nie Nationalspieler war, hat dem lange bewährtem Tiki-Taka-Kurzpassstil der Iberer eine Absage erteilt. Wie schon in seinen Nachwuchsteams setzt er auf Flexibilität.

Das Spiel wird auch mal in die Breite gezogen oder es gibt schnelle Vorstöße, wenn sich Möglichkeiten dazu bieten. Ergebnisorientiert und ohne das Primat des Ballbesitzes will sich Spanien in Deutschland den vierten Titel holen und sich damit zum alleinigen Rekord-Europameister aufschwingen.