Alexander Dienst

Von Panini bis Topps Klebebilder zur EM: Kein Spaß mehr bei den Sammlern

Stand: 25.05.2024 09:42 Uhr

Es ist eine Art Erdrutsch für die passionierten Sammler von Klebebildchen: Zur EURO 2024 hat der Anbieter gewechselt. Besser ist es offenbar nicht geworden.

Alexander Dienst hat keine Lust mehr. "Ich werde nicht mitmachen. Ich sammle dieses Jahr nicht", sagt der Hamburger. Und das soll etwas heißen: Seit 1974 ist der 60-Jährige passionierter Sammler von Fußball-Klebebildchen. WMs, Europameisterschaften, diverse regionale Serien - Dienst war überall mit dabei, hat fleißig Sammelhefte und Tütchen gekauft. Und gesammelt, bis das jeweilige Heft voll war.

"Es ist ein wunderschönes Hobby. Und es ist jedes Mal unheimlich befriedigend, wenn man eine Sammlung nach Wochen dann endlich komplett hat", sagt er. Auch zur EURO 2024 gibt es das alles wieder: Heft, Tütchen, Bilder. Dienst wird aber nicht mitmachen. Was auch mit dem Anbieter-Wechsel zu tun hat.

Anbieterwechsel - von Panini zu Topps

Gefühlt seit Menschengedenken kamen die Sammelobjekte immer von der italienischen Firma Panini. Dieses Mal ist es erstmals anders: Das US-Unternehmen Topps hat die Rechte an den EURO-Bildchen übernommen. Schon 2022 wurde bekannt, dass Topps sich in der Lizenzvergabe gegen Panini durchsetzen konnte. "Das ist für mich entscheidend. Einmal ist eine Art Mythos für mich gestorben. Aber noch wichtiger für mich: Die Qualität ist gesunken. Und die Sammlung ist so umfangreich, dass man sie sich eigentlich gar nicht mehr leisten kann", sagt Dienst.

Stefanie Markert, Sportschau, 11.05.2024 10:06 Uhr

Um das 88-seitige Album vollständig mit Stickern zu füllen, müssen die Fans tief in die Tasche greifen. Es gibt insgesamt 728 Sticker zum Sammeln. In einem einzelnen Päckchen sind jedoch nur sechs Sticker zum Preis von einem Euro enthalten - das entspricht etwa 17 Cent pro Sticker.

Sammelbilder-"Qualität ist gesunken"

Dienst stört sich aber auch an der Qualität der Serie: "Früher gab es in den Heften immer jede Menge Infos zum Turnier. Spielpläne, Ablauf, Team-Infos zum Beispiel. Das gibt es hier jetzt alles nicht mehr. Außerdem ist die Qualität der Bilder gesunken. Wie früher gibt es aus mehreren Bildern zusammensetzbare Motive - die passen vom Schnitt aber nicht immer exakt. Sehr ärgerlich für echte Sammler."

Kurios: Im aktuellen Heft hat die US-Firma auch Bilderstrecken zu gar nicht qualifizierten Teams eingebaut - der Redaktionsschluss war offenbar so früh, dass man das Ende der Qualifikationsspiele nicht abwarten konnte. So dürfen sich Sammler zum Beispiel auch auf Spieler aus Luxemburg, Island oder Kasachstan freuen - obwohl die Teams gar nicht beim Endturnier dabei sind.

Stefanie Markert, Sportschau, 11.05.2024 10:07 Uhr

Deutscher Kader ohne Neuer und Kroos, aber mit Kahn und Matthäus

Schade auch: Der frühe Redaktionsschluss und fehlende Bildrechte an Spielern wie zum Beispiel Manuel Neuer oder Toni Kroos haben dazu geführt, dass beispielsweise der deutsche Kader im Heft noch nicht einmal ansatzweise mit dem realen Team zu tun hat, das beim Turnier für Deutschland am Start sein wird.

Mario Götze, Malick Thiaw, Timo Werner oder Thilo Kehrer spielen unter Julian Nagelsmann längst keine Rolle mehr. Borussia Dortmund, im jüngsten Länderspielkader einzig von Niclas Füllkrug repräsentiert, ist mit gleich sechs Profis vertreten. Geradezu grotesk: Um die deutsche Abteilung zu füllen, hat Topps Oliver Kahn und Lothar Matthäus mit ins deutsche Team genommen.

Fehlende Rechte sorgen für Lücken

Auch bei anderen Nationen fehlen Top-Stars. Frankreich muss bei Topps auf Mbappé verzichten, den wohl prominentesten europäischen Fußballer. Bei England fehlen die Offensivstars Phil Foden und Bukayo Saka. Außerdem gibt es wegen fehlender Lizenzen bei Teams wie Deutschland, Frankreich, England oder Italien weder die sonst üblichen Verbandslogos noch die jeweiligen Spieler im Nationaltrikot zu sehen.

Von der US-amerikanischen Firma ab es im Übrigen keine Antworten zu diversen Anfragen von sportschau.de.