Rumäniens Razvan Marin jubelt über sein Tor gegen die Ukraine.
analyse

Klarer Auftaktsieg Deshalb trumpfte Rumänien so stark auf

Stand: 18.06.2024 14:35 Uhr

Rumänien feierte mit dem 3:0-Sieg gegen die Ukraine einen Traumstart in die Fußball-EM 2024. Für den deutlichen Erfolg gibt es gute Gründe.

"Die Wahrheit liegt auf dem Platz!" ist eine universell gültige Fußballweisheit, die beim klaren Sieg von Rumänien über die Ukraine am Montag (17.06.2024) einmal mehr ihre Richtigkeit hatte. Denn in den vermeintlich relevanten Statistiken lag zwar die Ukraine vorne: 14:10 Torschüsse, 67 Prozent Ballbesitz, 53 Prozent der Zweikämpfe gewonnen und nur zehn Prozent Fehlpassquote (der Gegner hatte 26 Prozent). Der Haken daran: Das Endergebnis lautete 3:0 für Rumänien.

Der rumänische Sieg war auch in der Höhe absolut verdient. Die Taktik von Trainer Edward Iordanescu, defensiv tief und sicher zu stehen und durch Ballgewinne und Umschaltaktionen Nadelstiche zu setzen, ging nämlich komplett auf. Seine Mannschaft sorgte zudem durch situativ hohes Pressing für zusätzliche Verwirrung beim Gegner.

Rumänien zwingt die Ukraine zu entscheidenden Fehlern

Exemplarisch steht dafür der Treffer zum 1:0 durch das Traumtor von Nicolae Stanciu (29. Minute). Mykola Matwijenko, in dieser Situation letzter Feldspieler der Ukrainer, wurde unter Druck gesetzt und passte zu Torwart Andriy Lunin zurück. Auch dieser wurde sofort attackiert und spielte unter Bedrängnis einen Fehlpass in die Füße von Dennis Man. Der Offensivspieler bediente wiederum Kapitän Stanciu, der mit einer unhaltbaren Direktabnahme aus 18 Metern die Führung der Rumänen erzielte.

Das 2:0 durch Razvan Marin (53.) fiel dann nach einem Ballgewinn, einem Konter, der zunächst gestoppt wurde, und dem Zurückerobern eines "zweiten Balls". Dass Keeper Lunin seinen Anteil hatte und den haltbaren Fernschuss durchrutschen ließ, dürfte Iordanescu nicht weiter gestört haben. Schließlich hatte seine Mannschaft bei diesem Tor seine Vorgaben erfüllt: den Ball erobern, schnell und vertikal umschalten, Entschlossenheit im Zweikampf zeigen.

Und auch beim 3:0 durch Denis Dragus (57.) ging der Plan auf. Wieder wurde die Ukraine zu einem Fehler gezwungen, wieder gab es eine hochkarätige Möglichkeit. Andrei Ratiu scheiterte zwar am diesmal stark reagierenden Lunin, nach der folgenden Ecke fiel dann doch noch der dritte Treffer.

Rumänen lenken Spiel auf die Außen

Was Coach Iordanescu besonders gut gefallen haben dürfte: Sein Team hielt die Ukraine lange Zeit vom eigenen Strafraum fern. Es dauerte bis zur 77. Minute, bis Georgiy Sudakov den ersten Schuss aufs rumänische Tor zustande brachte.

Durch eine massive Verdichtung vorm und im eigenen Sechzehner zwang man die Ukrainer, über die Außen zu spielen. Oftmals blieb ihnen nichts anderes übrig, als es mit Flanken aus dem Halbfeld zu probieren, welche eine leichte Beute für die starke rumänische Defensive um Abwehrchef Radu Dragusin waren.

Starke Laufleistung der Rumänen

Die Ukraine, auf dem Papier mit Spielern wie Artem Dovbyk, dem Torschützenkönig in Spanien, oder Mykhaylo Mudryk, dem 100-Millionen-Euro Mann vom FC Chelsea, besser besetzt, fand offensiv nahezu nicht statt. Die Kirsche auf der Torte dürfte für Iordanescu die Laufleistung seiner Mannschaft gewesen sein - sie spulte kollektiv fast vier Kilometer mehr ab als die Ukraine.

Edward Iordanescu: "Das ist ein historischer Sieg"

Dementsprechend zufrieden war Iordanescu nach dem Match. "Das ist ein historischer Sieg für Rumänien", freute er sich und bedankte sich bei den tausenden Fans, die seine Mannschaft in der Münchner Arena unterstützt hatten: "Es war unglaublich, was die Leute uns gegeben haben. So etwas habe ich zum ersten Mal erlebt."

Ukraine-Coach Serhiy Rebrov wird deutlich

Auf ukrainischer Seite indes war die Stimmungslage eine diametral andere. "So ein Ergebnis hat niemand erwartet. Wir hatten viel Ballbesitz, aber konnten keine Chancen kreieren", gab Trainer Serhiy Rebrov zu und bestätigte damit indirekt, dass Iordanescus Matchplan aufgegangen war: "Die Spieler haben gemerkt, dass es zu wenig war. Wir sind eine große, starke Nation, die gerade ihr Land verteidigt. Aber die Spieler haben das nicht gezeigt."

Historischer Sieg für Rumänien

Für Rumänien war der 3:0-Erfolg der höchste Sieg bei einer EM- oder WM-Endrunde - die "Tricolori", die "Dreifarbigen", haben somit Geschichte geschrieben. Die Osteuropäer haben sich damit in der Gruppe E nach dem ersten Spieltag eine starke Ausgangsbasis geschaffen. Weiter geht es am Samstag um 21 Uhr in Köln gegen Belgien (in der Radioreportage und im Liveticker).