Fans liegen sich trauernd in den Armen

Anschlag in Brüssel Verband - "Der schwedische Fußball ist in Trauer"

Stand: 17.10.2023 16:08 Uhr

Einen Tag nach den tödlichen Schüssen auf zwei seiner Nationalmannschaftsanhänger in Brüssel hat der schwedische Fußball-Verband der Opfer gedacht und das Verhalten der Anhänger gelobt. "Der schwedische Fußball ist in Trauer", schrieb Svenska Fotbollförbundets (SFF) am Dienstag (17.10.2023) auf X, vormals Twitter.

Man habe auf tragische Weise zwei blau-gelbe Fans verloren, die vor Ort in Brüssel waren, um etwas zu tun, das eigentlich selbstverständlich sein sollte – die schwedische Nationalmannschaft im blau-gelben Nationalmannschaftstrikot zu unterstützen. "Unsere Gedanken sind bei allen Angehörigen der Opfer. Wir werden diejenigen, die diesem rücksichtslosen Angriff zum Opfer fielen, nie vergessen", hieß es weiter.

Polizei schießt Verdächtigen nieder

Am Montagabend waren in Brüssel zwei schwedische Fußballfans erschossen sowie eine weitere Person verwundet worden. Der Täter war zunächst auf der Flucht. Nach stundenlanger Fahndung erschoss die Polizei den Verdächtigen am Dienstagmorgen. Die Ermittler gehen Hinweisen auf ein islamistisches Motiv nach.

EM-Quali: Spielabbruch in Brüssel beim Stand von 1:1

Das EM-Qualifikationsspiel zwischen Belgien und Schweden im König-Baudouin-Stadion war nach Rücksprache mit beiden Teams und den Sicherheitsbehörden beim Stand von 1:1 nach der ersten Halbzeit abgebrochen worden. Der Tatort liegt nur rund fünf Kilometer vom früheren Heysel-Stadion entfernt.

Schwedens Nationalmannschaft hatte Belgien noch in der Nacht per Charterflieger verlassen. Polizisten eskortierten zudem die schwedischen Fußballfans gut zwei Stunden nach dem vorzeitigen Abbruch des EM-Qualifikationsspiels gegen Belgien zu ihren Hotels. Die Beamten legten den Anhängern nahe, keine schwedischen Flaggen in der Öffentlichkeit zu zeigen. Gleichzeitig erhielten die Fans das Angebot, bei ihrer Rückreise zum Flughafen eskortiert zu werden.

"In was für einer Welt leben wir, zum Teufel?"

"Ich werde so traurig. Es ist äußerst tragisch und ich denke an die Betroffenen und ihre Angehörigen. In was für einer Welt leben wir? In was für einer Welt leben wir, zum Teufel?", sagte Schwedens Trainer Janne Andersson. "In der Pause sollte ich mich gut mit den Spielern unterhalten, aber als ich das hörte, fing ich fast an zu weinen." Man könne nicht Fußball spielen, wenn so etwas passiere: "Wir und Belgien waren uns völlig einig, dass wir nicht weiterspielen werden. Es ist völlig widerlich."

Zum schwedischen Team gehörten auch die drei Bundesligaprofis Emil Forsberg (RB Leipzig), Mattias Svanberg (VfL Wolfsburg) und Hugo Larsson (Eintracht Frankfurt). Schwedens Kapitän Victor Lindelöf begründete den Spielabbruch auch damit, dass Belgien bereits für die EM qualifiziert sei und man selbst darauf keine Chance mehr habe.

"Daher sehe ich keinen Grund zu spielen. Wir wollten hier sofort Kontakt zu Familie und Freunden aufnehmen, um zu sehen, ob es ihnen gutgeht", sagte der Abwehrspieler von Manchester United.

Per Durchsage im Stadion wurden die Zuschauer über den Abbruch der Begegnung informiert. Sie mussten aber zunächst im Stadion verbleiben und auf grünes Licht der Sicherheitsdienste für die Abreise warten. Auch die schwedische Mannschaft blieb zunächst im Stadion. Laut belgischen Behörden war das zu dem Zeitpunkt der sicherste Ort, erklärte Reinfeldt.

Ausharren bis kurz vor Mitternacht

Erst kurz vor Mitternacht, nach gut zwei Stunden Ausharren bei kühlen Temperaturen, konnten die Fans das Stadion verlassen. Beamte sorgten für zusätzlichen Schutz der schwedischen Staatsangehörigen und begleiteten die schwedischen Nationalspieler direkt zum Flughafen, damit sie sicher abreisen konnten. Dies erklärte der Geschäftsführer des belgischen Fußballverbands gegenüber dem belgischen Sender RTBF.

Zunächst wurden die belgischen Fans in Sicherheit gebracht, dann die Gäste-Anhänger, um Menschenansammlungen zu vermeiden. "Alle blieben sehr ruhig, die Fans fingen an zu singen", berichtete ein Anhänger.

Belgien will Spiel nicht fortsetzen

Ob und wann das Spiel fortgesetzt wird, ist noch offen. Belgien hatte sich bereits am vergangenen Freitag in der Gruppe F für die Endrunde in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli) qualifiziert. Schweden hat keine Chance mehr, Belgien oder Österreich von einem der beiden ersten Plätze, die für eine Qualifikation reichen, zu verdrängen.

Der belgische Fußball-Verband legt keinen Wert darauf, das abgebrochene Spiel noch zu beenden. "Wir werden von Schweden nicht fordern, das Spiel aufzugeben. Wir wollen nach den Ereignissen Respekt zeigen", sagte Geschäftsführer Manu Leroy vom belgischen Verband der Zeitung "Le Soir". Er halte es für die fairste Lösung, wenn das Spiel 1:1 gewertet würde, also mit dem Spielstand zum Zeitpunkt des Abbruchs in der Halbzeit.

Schweigeminuten für Brüssel

Am Tag nach den tödlichen Schüssen werden Europas Fußball-Nationalmannschaften den Opfern mit Schweigeminuten gedenken. Das teilte die UEFA mit. Am Dienstag stehen in der Qualifikation für die EURO 2024 in Deutschland insgesamt sieben Spiele auf dem Programm, darunter das Duell zwischen England und Europameister Italien in London.